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Weibchen „Bavaria“ auf Partnersuche in Österreich

450.000 Euro für Bartgeier-Auswilderung – Toni Wegscheider über Fortschritte im Leuchtturmprojekt

Toni Woni Wegscheider (links). Hier kurz vor ihrer Auswilderung im Jahr 2021.
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Einer der Wenigen, die Bartgeierdame Bavaria näherkommen durften: Toni Woni Wegscheider (links). Hier kurz vor ihrer Auswilderung im Jahr 2021.  

Mit Beginn des neuen Jahres startet auch das Bartgeier-Team rund um Toni Wegscheider in eine neue Runde. „Wir haben gute Nachrichten”, sagt Wegscheider auf Anfrage über das bayerische Prestigeprojekt: Die Bartgeier-Auswilderung im Bergsteigerdorf Ramsau ist finanziell gesichert.

Berchtesgaden/Ramsau – Der Freistaat finanziert das vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) groß angelegte Bartgeier-Auswilderungsprojekt für zwei weitere Jahre. „Natürlich haben wir ein bisschen gebangt, ob das auch klappen wird”, gesteht Wegscheider. Ein unendlicher Berg an Bürokratie liegt hinter dem Hauptverantwortlichen eines Leuchtturmprojektes, das den Bartgeier, den gewaltig-großen Knochenfresser, im deutschen Alpenraum wieder heimisch machen soll. 

Eine Million Euro für ein paar Vögel?

Toni Wegscheider ist so etwas wie der geistige Vater hinter dem Projekt. Bei ihm laufen die Fäden zusammen. Als Bartgeierexperte ist ihm kein Weg zu weit, wenn es darum geht, die Greifvögel gut in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Klar, es geht um viel Geld: 600.000 Euro hat der bayerische Freistaat in den vergangenen drei Jahren bereits investiert. Für dieses und kommendes Jahr stehen nun weitere 450.000 Euro zur Verfügung. Eine Million Euro für ein paar Vögel? Und das Projekt läuft bestenfalls dann noch wenigstens fünf weitere Jahre: 

Zur Ansiedlung der gewaltigen Vögel mit einer Spannweite von bis zu knapp drei Metern sei das Geld notwendig, weiß Wegscheider. Ein großes Team kümmert sich 24/7, Tag und Nacht, um das Monitoring. Während in Frankreich, Italien und Österreich Bartgeier bereits wieder brüten, steht das Projekt in Deutschland noch ganz am Anfang. 

„Mein Tag beginnt mit dem Auswerten der Senderdaten”

Toni Wegscheider ist ein Bartgeier-Aficionado. Jeden Schnipsel an Neuigkeiten saugt er auf oder gibt die Daten zur internen Verwertung weiter: „Mein Tag beginnt mit dem Auswerten der Senderdaten”, sagt der 45-Jährige. Beim Geschenke aufmachen an Heiligabend checkte er am Smartphone, was Bavaria, Dagmar, Nepomuk und Co. den Tag über so getan haben. Egal, ob er freihat oder nicht: Der Biologe bleibt am Ball. Was macht er kurz vorm Schlafengehen? Bartgeier checken, natürlich.

Das Gute: „Die Sender der Bartgeier funktionieren mittlerweile auch im Winter“, sagt Toni Wegscheider und freut sich über den Fortschritt. Im vergangenen Jahr hatte es große Probleme mit der Datenübertragung gegeben. Zwei Monate lang ging bei einigen Sendern teils gar nichts mehr. Die Akkus schmierten immer wieder ab. „Jetzt senden diese konstant. Wir haben die Sendeleistungen angepasst“, sagt Wegscheider. Das Feintuning des Bartgeierteams hat sich bewährt. 

So lassen sich etwa die flugtechnischen Neuigkeiten, die Bartgeier Nepomuk kürzlich produzierte, auch tatsächlich Schritt für Schritt verfolgen: Nepomuk, der mit zehn Monaten noch ein Jungspund ist unter den Vögeln, war zu Gast in Slowenien. In der ausländischen Szene löste das Begeisterung aus.

„We are waiting for him” – wir warten auf den Vogel – schrieben italienische Bartgeier-Freunde in WhatsApp-Nachrichten an Toni Wegscheider. „Ich habe viele Mitteilungen bekommen”, freut sich dieser. Nepomuk steckt derzeit sein Fluggebiet ab. Sein Bereich erstreckt sich über 10000 Quadratkilometer.

Bavaria bereits drei Jahre ausgewildert

200 Kilometer Flugstrecke am Tag sind nichts Ungewöhnliches. Während das einzige bayerische Bartgeier-Männchen noch auf Erkundung ist, ist die knapp dreijährige Bavaria schon einen ganzen Schritt weiter. Sie ist neben der mittlerweile zu Tode gekommenen Wally das älteste innerhalb des Projekts ausgewilderte Weibchen

Toni Wegscheider (links) nach der Ankunft der jungen Bartgeier im Bergsteigerdorf Ramsau. Er war bislang bei jeder Auswilderung mit dabei. 

„Jetzt ist sie als erster Vogel reviertreu geworden“, sagt Toni Wegscheider. Bedeutet: Rund um Salzburger Tennengebirge und Dachstein hat sie sich ein gutes Plätzchen gesucht, das an alte Zeiten in der Halsgrube im Nationalpark Berchtesgaden erinnert. „Eigentlich ist das fast in Sichtweite“, sagt Wegscheider mit einem hörbaren Lächeln. Großartige Erkundungstouren macht sie nicht mehr. „Sie könnte dort auf ein Männchen warten“, so der Bartgeierexperte. 

Vor nicht allzu langer Zeit wurde sie bereits mit einem „Rumtreiber” gesichtet. So nennt Wegscheider jene wilden Bartgeier, die in freier Natur zur Welt gekommen sind, Gefallen an der Region gefunden haben, und dann auf Brautschau gehen, um einen Artgenossen zu finden. Als „Magneteffekt“ bezeichnet Wegscheider solche Zusammenkünfte. Bavaria wird noch rund zwei Jahre benötigen, bis zur Geschlechtsreife. Ein erstes Kennenlernen im Vorfeld ist da aber nicht verkehrt.

Wegscheider hofft Vögel wiederzusehen

Dass sich der Nationalpark Berchtesgaden im Reich der Bartgeier bewährt hat, beweisen auch die Zufallstreffer, die das Team rund um die Halsgrube, die Kinderstube der hiesigen Bartgeier, ausgemacht hat: Die Beobachter bestätigten bereits drei wilde Sichtungen der Greifvögel über Berchtesgaden. Ein Schweizer Vogel war darunter. Wegscheiders große Hoffnung: Dass die Vögel irgendwann nach Hause zurückkehren, sich hier niederlassen und es zum Bruterfolg kommt. Es wäre das erste Berchtesgadener Bartgeier-„Baby“.

In der Eulen- und Greifvogelstation im österreichischen Haringsee ist genau vor einem Monat das erste Ei der Brutsaison gelegt worden. Dieser Tage werden nun die Eier für Berchtesgaden gelegt. Sie dürften dann bis März ausgebrütet sein. Es sind die Nachfolger von Bavaria und Co. Etwa im Juni sind die zwei Ungeschlüpften groß genug, um im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert zu werden. Toni Wegscheider freut sich darauf. Die Bartgeier-Verantwortlichen haben noch große Pläne.

kp

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