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Sportliche Pidinger Familie

„Am liabst’n auffe, umme und obe“ – Für Isabella und Christian ist Laufen ein Wellness-Programm

Mit Hund „Merle“ aus Griechenland unterwegs: Isabella und Christian Steyerer aus Piding.
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Mit Hündin „Merle“ aus Griechenland unterwegs: Isabella und Christian Steyerer aus Piding.

Isabella und Christian Steyerer laufen täglich mehrere Kilometer. Die beiden sind Trailläufer aus Leidenschaft und widmen ihre Freizeit neben ihrer Familie fast ausschließlich dem Sport. Auch wenn das nicht immer so leicht ist, schaffen sie es als eingespieltes Team ihre Leidenschaft mit dem alltäglichen Leben zu verbinden.

Piding – Zeitmanagement ist ihre größte Herausforderung, der Alltag muss oft minutiös geplant werden. Doch seit langem sind sie ein eingespieltes Team: Isabella und Christian Steyerer, beide berufstätig, zwei Kinder, eine Hündin, eine Katze, etliche Fische. Die als Krankenschwester im Schichtdienst arbeitende Familienmama und der auf dem Bau beschäftigte Mann des Hauses widmen ihre Freizeit dem Sport, fast ausschließlich, wenngleich „die Familie das Wichtigste ist“, möchte die Mutter von Emil und Timo schon betonen. Sie kriegen es hin, auch wenn – typisch Leben – „immer was ist“: Beispielsweise, wenn sich der Nachwuchs mal wieder im Kindergarten oder in der Schule angesteckt hat, krank wird, oder die Außer-Haus-Kinderbetreuung gleich komplett ausfällt, weil sich die Erzieherinnen Viren eingefangen haben.

Bewegung muss bei den Steyerers sein. Immer. Ein Tag „nur rumsitzen“ wird für Isabella und Christian schon schwierig, selbst wenn Regeneration angesagt ist. Das Training, bestenfalls je nach Saison acht bis zwölf Stunden pro Woche, verschiebt sich, wenn nötig, schon mal in die frühen Morgenstunden ab 4 Uhr: Eine „rasche“ Untersberg-Überquerung, eine Watzmann-Umrundung, wenn etwas mehr Zeit ist, keine Seltenheit. Vor allem bei Isabella, die es liebt, in kupiertem Gelände unterwegs zu sein: „Ich brauche die Abwechslung, am liabst’n auffe, umme und obe“, lacht sie.

In den Bergen fühlten sie sich schon immer wohl

Sportlich waren sie von klein auf unterwegs. Christian als Fußballer, nicht wie sein Bruder Tom beim TSV Bad Reichenhall, sondern beim SC Anger (Karriereende jedoch bereits mit 17 Jahren, heute coacht er die Pidinger F-Jugend, in der sein Sohn Emil spielt), später im Skizug der Bundeswehr. In den Bergen waren er und Isabella, die in Jechling aufwuchs, schon immer gern aktiv. „Mit fünf ging ich das erste Mal auf den Staufen“, erzählt sie.

Ihr Papa war sehr sportlich, nahm am BGL-Radmarathon mit Start und Ziel in Bad Reichenhall teil. „Durch ihn bekam ich wohl den Wettkampfgeist mit“, sagt die 37-Jährige, die schon als Jugendliche Rennrad fuhr und Skitouren unternahm. Das Laufen begann sie nach der Geburt ihres zweiten Kindes 2017 aus Zeitgründen: „Das war am einfachsten zu machen, von der Haustür weg mit dem Croozer, im Kinderwagen oder auf dem Laufrad durch die Saalachau – so sind Familie und Beruf gut vereinbar.“

Ihren ersten Wettkampf bestritt Isabella ebenfalls in unmittelbarer Nähe: „Die zehn Kilometer beim Rupertus Thermenlauf 2018 haben mich aber richtig geschlaucht.“ Trotzdem erwuchs daraus – wie bei Christian – das Faible für Wettkämpfe. Ihren ersten Halbmarathon lief sie in Salzburg, ihren ersten Marathon beim Trail-Running-Festival in Innsbruck: 42,5 Kilometer, 2500 Höhenmeter im Aufstieg, ihr Mann war zeitgleich beim Halbmarathon unterwegs. Exakt an dieser Art des Laufens fand Isabella fortan besonderen Gefallen: „Unsere Gegend bietet sich halt perfekt dafür an.“

Entwicklung in zwei Richtungen

Gleichwohl entwickelte sich das Paar in unterschiedliche Richtungen: Isabella wollte immer längere Distanzen statt „schnelle“ Rennen bestreiten, Trail-Bewerbe rauf und runter. Christian schätzt eher reine Bergauf-Distanzen ohne Downhill. Aufgrund dieser differenten Qualitäten sind sie nur höchst selten wirklich gemeinsam im Wettkampf unterwegs: Denn während Isabella eine gute Stunde benötigt, um richtig auf Touren zu kommen und sich pudelwohl zu fühlen, ist Christian ein „Schnellstarter“, der zum Ende hin eher kämpfen muss.

Bald trainierte die Krankenschwester auf die 65 Kilometer hin. Doch ein für sie extrem schweres Corona-Jahr 2021 mit einer heftig verlaufenden Infektion unterbrach die Ambitionen erstmal. Der lange Weg zurück zur alten und mittlerweile noch viel besseren Form gelang der Pidingerin. Mittlerweile hat sie die 85 Kilometer im Fokus: Explizit den Endurance-Trail im Rahmen des Hochkönigman mit 5030 Höhenmetern und einem Start mitten in der Nacht des 31. Mai auf den 1. Juni.

Christian wird beim Alpenstadt City & Trailrun in Bad Reichenhall im Mai erneut den Hochstaufen in Angriff nehmen: „Ausnahmsweise rauf und runter“, schmunzelt er. Sein 2024-Highlight soll jedoch über landschaftlich einzigartige Wege führen: Am 4. August beim „Pitz Alpine Glacier“ über 42 Kilometer und 3000 Höhenmeter in Tirol, bei dem Isabella jüngst zweimal mitmachte und 2022 sogar unter die Top-Ten kam. In der vergangenen Saison zwischen März und Oktober hinderte Christian ein hartnäckiger Zeckenbiss inklusive Startverbot seitens seines Hausarztes an einem dortigen Start. „Im Herbst vielleicht noch der Untersberglauf und der Moutainman in Reit im Winkl, dann ist die Saison eh schon wieder gelaufen“, sagt der 40-Jährige.

Es geht nicht um Platzierungen

Die Steyerers haben bei ihren Läufen trotz hoher Konzentration und Anspannung stets ein Auge für die landschaftlichen Schönheiten neben den Strecken: „Es geht nicht um Platzierungen, es geht um Zeitziele, die wir uns stecken“, sagt Isabella. Und Christian ergänzt: „Einen gewissen Anspruch haben wir durchaus. Es spielen aber immer viele Faktoren mit rein, das Wetter in erster Linie, die Form allgemein, der Zyklus bei Isabella.“

Ihre beiden Söhne wollen sie in ihr Tun so gut es geht schon jetzt einbinden und somit zum Sport heranführen: „Es ist unsere Auszeit. Dabei schalten wir ab, bekommen den Kopf frei, neue Ideen entwickeln sich von ganz allein, wir fühlen uns besser und können den oft stressigen Alltag, das Berufsleben besser bewältigen. Laufen ist unser Wellness-Programm, das kann für die Kinder nicht schlechter sein.“ Meist ebenfalls mit dabei: „Merle“, ein aus dem Tierschutz in Griechenland geretteter „Straßenmix“, fit wie ein Turnschuh.

Den Wettkampf brauchen beide nicht unbedingt. Christian misst sich trotzdem gern mit anderen, lotet seine persönlichen Grenzen aus, das mache man nur im Bewerb. Isabella hat eher eigene Ziele im Fokus, auf dem Podium zu stehen ist für sie dennoch etwas Besonderes: „Ich freue mich natürlich über einen Pokal, wie ich beispielsweise letztes Jahr als drittplatzierte Frau beim Mountainman einen über die XL-Strecke gewonnen habe.“

Gleichwohl ist es eine „Extrem-Sache“, die die beiden hier ausüben: „Im Kopf muss man schon brutal bei der Sache sein, gerade beim Runterlaufen. Das erfordert die ganze Konzentration und somit viel mentale Kraft, weil der Körper irgendwann einfach nicht mehr kann. Dann entscheidet der Geist, wie’s weitergeht.“ Beide schätzen vor allem das Gemeinschaftliche eines Trailruns, weil tatsächlich mal Seite an Seite gelaufen und sogar geratscht wird. „Und wenn es jemandem offensichtlich nicht gut geht, wird sich gegenseitig geholfen und motiviert. Das ist der große Unterschied zu einem Straßenlauf“, sagt die zweifache Mutter.

„Es ist ein Hobby und bringt nichts ein – außer Lebensfreude.“

Die Steyerers finanzieren und trainieren sich selbst. Entsprechende Pläne werden durch Podcasts und „viel zum Thema lesen“ erstellt, das Aesculapi Trainingszentrum in Ainring hilft bei der Leistungsdiagnostik. Es gibt keinen Erfolgsdruck: „Wir werden sowieso nie davon leben können. Wir müssen nicht gewinnen, es ist ein Hobby und bringt nichts ein – außer Lebensfreude.“ Isabellas Fernziel ist der Transalpine-Run, den im letzten Jahr der Pidinger Marcel Geißler gewann: Ein Alpen-Überquerungs-Etappenlauf über sieben Tage zwischen 200 und 300 Kilometer und rund 15.000 Höhenmeter. „Aber das ist zeitlich schwierig“, sagt sie.

bit

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