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Seit 1973 in der Stadt

„Lange abgewägt und überlegt“: Schließung der Salzach-Apotheke ein „Schock“ für Laufen

Eine Frau steht im Verkaufsraum einer Apotheke.
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Schweren Herzens muss Beate Frimmel ihre Apotheke in Laufen schließen.

Überrascht und schockiert reagierten die Laufener darüber, dass die Salzach-Apotheke in der Goethestraße bald schließen wird. Schon im Herbst 2024 kündigte die Inhaberin mehreren Angestellten aus wirtschaftlichen Gründen – und nicht, wie zuvor fehlerhaft berichtet, dass die Mitarbeiter von sich aus gekündigt hatten. Zu diesem Zeitpunkt war noch gar nicht klar, dass es zur Schließung kommt. Die Entscheidung fällt der zweifachen Mutter nicht leicht, dennoch sieht sie in der Betriebsschließung, die sich erst Mitte Mai endgültig abgezeichnet hat, die wirtschaftlich vernünftigste Möglichkeit.

Richtigstellung

Anmerkung der Redaktion: Im ursprünglichen Text sind dem Reporter zwei Fehler unterlaufen, die bereits korrigiert, an dieser Stelle aber nochmal hervorgehoben werden sollen: Die Inhaberin musste im Herbst 2024 mehreren Mitarbeitern aufgrund der wirtschaftlichen Lage kündigen. Diese kündigten nicht von selbst, wie zuerst fälschlicherweise berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war noch unklar, ob und wann die Apotheke schließen wird. Zudem übernahm die Mutter von Beate Frimmel die Apotheke, die damals noch in der Schillerstraße lag, im Jahr 1973 und nicht 1974.

Laufen - „Eine große Überraschung und ein Schock“: So reagierten die Kunden der 49-Jährigen zufolge, als sie ihnen das Ende ihrer Apotheke mitteilte. Vor wenigen Wochen ließ sie die Bombe platzen und ging damit an die Öffentlichkeit, doch die Schließung bahnte sich nicht aus heiterem Himmel an, wie sie betont. „Im Herbst habe ich meinem Team mitgeteilt, dass ich das nächste halbe Jahr abwarten und dann entscheiden will. Aber es wurde nicht besser“, so Frimmel.

1973 eröffnete ihre Mutter Beate Heigermoser auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Apotheke, ehe das Geschäft in die Goethestraße 29 umzog. 2013 übernahm die Tochter und kämpfte sich seitdem durch eine immer stärker werdende Abwärtsspirale, verursacht durch die verschiedensten Gründe. „Der Öffentlichkeit sind die Probleme der Apotheken noch immer nicht richtig bewusst“, findet sie.

Der Einkauf im Internet

Während die Vergütung der Apotheken seit Jahren im niedrigen Bereich verharren würde, stiegen die Kosten immer weiter an, so Frimmel. „Man muss als Unternehmer Kompromisse eingehen und damit leben, dass es auch mal schlechte Jahre gibt. Aber das geht nicht dauerhaft“, erklärt die zweifache Mutter. In ein Insolvenzverfahren wollte sie nicht rutschen, wie es beispielsweise Ulrike Fellner mit der St. Georg-Apotheke in Bischofswiessen erging. „Ich muss auch an meine Kinder denken, denn ich hafte mit meinem Privatvermögen“, macht Frimmel klar.

Natürlich habe sie viele Stammkunden, die nach wie vor ganz persönlich den Gang zur Apotheke antreten oder sich über den Lieferdienst beliefen lassen. „Aber es bestellen nachweislich bis zu 30 Prozent im Internet, das kann ich nicht auffangen.“

„Die Situation lässt sich leider nicht ändern. Es geht nicht mehr“, sagt Beate Frimmel zum Ende ihrer Apotheke.

E-Rezept mehr Fluch als Segen?

Zudem hinke Deutschland bei den Strukturen und der Digitalisierung hinterher: Obwohl jahrelang am E-Rezept getüftelt wurde, habe es immer noch „Luft nach oben“. Immer wieder käme es damit zu technischen Problemen, weshalb die Rezepte dann doch wieder in Papierform ausgegeben werden müssten. „Zum Teil müssen Kunden an andere Apotheken verwiesen werden, ob dort Medikamente noch lagernd sind, weil viele Arzneien nicht bestellbar sind. Dadurch haben wir auch viele Einnahmen verloren, aber das ist kein Geheimnis.“ 

Wir sind zwar selbstständig, aber in unserem Fall heißt das nicht frei zu sein.

Beate Frimmel

Hinzukommt das sogenannte Apothekengesetz, das vorschreibt, dass immer mindestens ein Apotheker oder eine Apothekerin vor Ort sein muss. „Wir sind zwar selbständig, aber in unserem Fall heißt das nicht frei zu sein“, betont die 49-Jährige. Die gebürtige Laufenerin suchte zwei Jahre lang, ehe sie eine Apothekerin zur Unterstützung fand. Denn wenn sie nicht im Geschäft war, durfte sie nicht öffnen - trotz mehrerer ausgebildeter Mitarbeiter. Und wenn sie Betriebsurlaub nahm, gab es keine Einnahmen - die Kosten liefen aber weiter.

Der Personalmangel

Zeitweise beschäftigte die Inhaberin zwölf Angestellte. Darunter waren auch langjährige Teilzeitkräfte, die schon unter der Regie ihrer Mutter mithalfen. „Als kleine Apotheke im ländlichen Raum sind wir nicht so attraktiv wie die Apotheken in den Großstädten. Der Personalmangel ist ein großes Thema“, schildert Frimmel.

Ein weiteres Problem: Während in Österreich die Strukturen unter anderem einen Gebietsschutz vorsehen, der dafür sorgt, dass auf eine bestimmte Anzahl an Einwohnern nur eine Apotheke kommen darf, gibt es diesen in Deutschland schon lange nicht mehr. Das Potenzial ist also größer, dass sich mehrere Apotheken gegenseitig die Kunden wegnehmen. Und: In Österreich werden die Einnahmen schneller ausgezahlt. „Hier bei uns muss ich einen Monat auf mein Geld warten.“

Entsetzen, Betroffenheit, Trauer

Weil sich die finanzielle Lage weiter verschlechterte und auch ihr Privatleben zunehmend darunter litt, informierte sie im Herbst 2024 ihr Team über die Situation. Zu diesem Standpunkt stand noch nicht fest, dass die Apotheke schließen wird, doch Frimmel musste bereits mehreren Mitarbeitern aus wirtschaftlichen Gründen kündigen. Sechs Monate lang beobachtete sie die Entwicklung, doch die erhoffte Verbesserung blieb aus. Erst daraufhin entschied sie sich Ende Mai zur endgültigen Schließung am 30. Juni.

Manche reagierten gefasst, andere waren völlig aus dem Häuschen.

Beate Frimmel über die Reaktionen der Mitarbeiter

Als sie diese bekanntgab, herrschten Betroffenheit und Trauer unter den restlichen Mitarbeitern. „Manche reagierten gefasst, andere waren völlig aus dem Häuschen. Ich selbst habe lange abgewägt und überlegt, der Entschluss fiel mir sehr schwer“, gibt die Apothekerin zu. Die eine oder andere Träne wurde vergossen, sagt sie. „Doch die Situation lässt sich leider nicht ändern. Es geht nicht mehr.“

Zum 30. Juni schließt die Apotheke in der Goethestraße 29.

Der Blick geht nach vorne

Nach der Schließung Ende Juni endet für Frimmel noch nicht die Arbeit: Sie muss viele Verträge kündigen, die verbleibenden Medikamente unter anderem an Großhändler verkaufen und sich auch um die Räume in ihrer Doppelhaushälfte kümmern. Auch die Aufbewahrungs- und Dokumentationspflichten kosten viel Kraft, manche Unterlagen muss sie bis zu 30 Jahre lang aufheben. „Auch die Bürokratie trug ihren Teil zur Entscheidung bei“, macht Frimmel keinen Hehl daraus. Ihre restlichen Mitarbeiter bezahlt sie, bis deren gekündigten Verträge auslaufen.

Jedes Ende hat auch etwas Gutes.

Die Inhaberin bleibt positiv

Bis sie alles erledigt hat und ihre Betriebserlaubnis abgibt, werden also noch einige Wochen vergehen. Jetzt, wo sie sich mit solchen Dingen befassen muss, wird ihr klar: Es ist endgültig, es gibt kein Zurück mehr. „Ein komisches Gefühl“, beschreibt sie ihre momentane Gedankenwelt. Und auch wenn ihr das Aus zu schaffen macht, blickt die zweifache Mutter positiv nach vorne: „Jedes Ende hat etwas Gutes. Es geht schon weiter.“

„Vieles auf der Strecke geblieben“

Vielleicht als Aushilfsapothekerin, vielleicht mit einer eigenen Gesundheits- und Ernährungsberatung: So ganz genau weiß es die 49-Jährige noch nicht, wie es für sie in der Zukunft weitergeht. Sie lässt es auf sich zukommen und muss sich erstmal an das neue Kapitel in ihrem Leben gewöhnen.

Normale 40-Stunden-Wochen hatten bei mir in der Vergangenheit immer Seltenheitswert. Meine Familie hat stets mitgeholfen, die Lücken zu stopfen, aber da ist auch vieles auf der Strecke geblieben“, weiß Frimmel. Sie ist überzeugt: Wenn die Politik die Probleme nicht angehen wird, geht das Apothekensterben weiter. „Ich habe den Beruf gerne ausgeübt, aber der Frust über die Bedingungen erleichtert mir den Abschied.“ (ms)

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