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Bauarbeiten in der Münchener Straße

„Wenn das so kommt, kann ich zusperren“ – Händler in Freilassing schlagen Alarm

Ratzesberger Kurt, Zoo-Fachgeschäft im Umfeld der Münchener Straße: Befürchtet das zu wenig Kunden den Weg zu ihm finden werden.
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Ratzesberger Kurt, Zoo-Fachgeschäft im Umfeld der Münchener Straße: Befürchtet das zu wenig Kunden den Weg zu ihm finden werden.

Keine Vollsperre, aber Umleitungen, geänderte Zufahrten und Schleichwege – was ab Herbst 2025 auf Autofahrer, Kunden und Händler zukommt, sorgt für Verunsicherung.

Freilassing - Die Münchener Straße wird zwischen dem Kreisverkehr beim Rathaus und der Industriestraße ab Herbst 2025 bis Ende 2026 eine Großbaustelle, einmal weil Wasserrohre unter der Straße ausgetauscht werden (ab Herbst 2025) und anschließend die Fahrbahn „ausgebaut“ wird um Fahrradstreifen unterzubringen (ab März 2026).

Soweit die Fakten, bei Anwohnern und Geschäftsleuten hatten sich viele Fragen angesammelt, die am Mittwochabend beim ersten Info-Abend der Stadt zum Großteil von Martin Bambach vom Staatlichen Bauamt und von Bürgermeister Markus Hiebl beantwortet werden konnten. Die Verunsicherung ist groß, Kurt Ratzesberger vom gleichnamigen Zoofachgeschäft gegenüber dem Kaufland befürchtet, dass viele seiner Kunden – zu 60 Prozent aus Österreich - ausbleiben könnten, „dann kann ich zusperren“.  

Wie schon beim ersten Bauabschnitt der Münchener Straße ab dem Salzburger Platz fragen auch jetzt viele nach dem Sinn eines eigenen Radfahrstreifens auf der Fahrbahn. Im Raum steht, warum man es nicht wie auf der Salzburger Münchner Bundesstraße gestaltet, wo Geh- und Radwege abseits der Fahrbahn gebaut wurden.

„Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass diese Kombilösung nicht funktioniert, die Radfahrer sind oft unheimlich rücksichtslos und fahren auf den kombinierten Geh- und Radwegen Fußgänger über den Haufen“, so Bambach, der für seine Feststellung spontan Applaus erntet. Darum sei der geplante Radfahrstreifen auf der Fahrbahn in Freilassing ein Kompromiss, für einen eigenen Radweg gebe es in der Münchener Straße schlichtweg zu wenig Platz. 

„Kreuzungen sollen immer offen sein“

Unter den Besuchern sind fast alle Geschäftsleute und Leiter der Filialisten in der betroffenen Münchener Straße, der Aldi-Filialleiter will gleich wissen, wie die Zufahrt zum Diskonter funktionieren soll, da die Kreuzung Münchener Straße und Schillerstraße (Aldi) in beiden Bauabschnitten vorkommt. „Was ist, wenn die Kreuzung dicht gemacht wird?“ Martin Bambach versucht zu beruhigen: „Wir werden versuchen, die Kreuzung immer offen zu halten.“ Ähnliche Situationen gebe es aber auch beim Kaufland. Man baue erst auf der einen Seite der Straße, die andere Seite sei dann befahrbar, für den Anliegerverkehr, „den versuchen wir immer durchzubringen“.  

Dass auch Kunden zum Anliegerverkehr zählen, müsse in die Köpfe der Kunden bekommen, das sei Aufgabe der Stadt und der Betriebe. Es werde Hinweisschilder nach dem Vorbild der Reichenhaller Straße geben. Bei Aldi und bei der Gärtnerei Pichler werde man konkret versuchen, „ob man auch von hinten zufahren kann“, zu diesem Zweck müsste das Fahrverbot in der Straße „Sonnenfeld“ und die Durchfahrtssperre aufgehoben werden, fix ist das aber noch nicht.  

Wie bei einigen anderen Fragen zeigt sich, dass die jetzt präsentierte Planung weiterhin eine Art Grobplanung ist und viele Details erst noch geklärt werden müssen. „Darum sind wir hier, damit wir ihre Fragen aufnehmen und Lösungen umsetzen können“. Fakt ist, dass der Durchzugsverkehr über die Bundesstraße abgeleitet wird, „aber wer in Freilassing ein Ziel hat, wird irgendwo einen Weg finden“. Auch der Bürgermeister versucht zu beruhigen, „wenn zum Beispiel jemand zum Blumen Pichler fahren will, wird er das können, es wird halt nur ein bisschen zäher und langsamer gehen“. Seine Zusammenfassung: „Den Durchgangsverkehr wollen wir nicht, Anrainer und Kunden dürfen immer fahren, außer am Ende der Bauarbeiten bei Deckenarbeiten“. 

Keine Umleitung innerhalb der Stadt 

„Umleitungen innerhalb der Stadt werden wir nicht kennzeichnen“, verspricht der Bürgermeister, und meint damit die nördliche „Umfahrung“ über die Laufenerstraße, Matulusstraße, Richard-Strauss-Straße und Obere Feldstraße, sowie die südliche Umfahrung der Baustelle über die Ludwig-Zeller-Straße und die Rupertusstraße. Aber die Stadt müsse reagieren, wenn die Schleichwege überlastet sind und Halteverbote aufstellen, „zeitlich befristet, zum Beispiel von 7 bis 18 Uhr, um den Verkehr einigermaßen flüssig zu halten“, so Hiebl, aber „das ist noch nicht ausgearbeitet“. Diese Einschränkung hört man noch öfters an diesem Abend.  

„Bitte rund um die Uhr, dann haben wir es schneller hinter uns“

Bei der wichtigsten Ost-West-Verbindung der Stadt mit 15.000 Kfz am Tag muss natürlich auch die Frage kommen, warum man die Bauarbeiten nicht schneller über die Bühne bekomme, zum Beispiel mit Arbeiten in der Nacht. „Ich weiß, das kostet mehr, aber eine lang dauernde Baustelle kostet die Geschäfte und damit der Wirtschaft auch mehr“, so ein Anwohner.

Martin Bambach hat offensichtlich auf diese Frage schon gewartet, „ich kenne das von vielen Baustellen“, aber schon ohne Nachtbaustellen sei das Abwickeln von Bauverträgen sehr kompliziert. „Für eine Bau-Nacht brauchen sie unzählige Ausnahmegenehmigungen, denn sie stören ganz einfach die Nachtruhe“. Und, noch wichtiger, man brauche eine Baufirma, die ihre Mitarbeiter nachts arbeiten lässt, „die werden sie nicht finden, weil es wie bekannt ohnehin zu wenig Fachkräfte gibt“, erklärt Bambach.

Bei Autobahnbaustellen sei das zum Teil noch möglich, wobei hier die Sicherung des Verkehrs oft schon mehr koste als die eigentlichen Bauarbeiten. Doch der Besucher hakt nach und meint, bei Tunnelbaustellen würde auch 24 Stunden gearbeitet. Doch auch hier hat Bambach eine Antwort sofort parat: Bei Tunnelbaustellen würden die entsprechenden Bohrmaschinen so viel Geld kosten, dass diese einfach 24-Stunden in Betrieb sein müssen.  

Neue Ampelschaltung bei Kreuzung Obere Feldstraße 

Die Ampelschaltung an der Kreuzung Münchener Straße mit der Oberen Feldstraße strapaziert offensichtlich nicht nur die Autofahrer, die vom Kaufland kommend beim Versuch, links in die Obere Feldstraße einzubiegen, gefühlt ewig auf eine kurze Grünphase warten müssen.

Auch ein Fußgänger beklagt sich in der Info-Veranstaltung, dass er nie ein grünes Licht bekommt. Die Ampel sei leistungsfähig und bekomme eine neue Schaltung, auch deshalb, weil es vom Kaufland kommend keine eigene Rechts-Abbiegespur mehr in Richtung Schillerstraße (Aldi) geben wird.  

Münchener Straße - Abbiegespur Schillerstraße: Die anliegenden Unternehmer hoffen, dass Kunden Ausweichmöglichkeiten finden.

 
Im zweiten Bauabschnitt – Schillerstraße (Pichler) bis Industriestraße sind zahlreiche Geschäfte betroffen, von der ARAL-Tankstelle über Deichmann bis zum Zoo Ratzesberger, hier kommt schnell die Frage auf, ob eine Zufahrt „von hinten“, also über die Sägewerkstraße (Mc Donald’s, Baywa) möglich ist? Ja, sagen Bürgermeister und Bauamts-Vertreter, man überlege auch, ob man am Baywa-Platz Parkflächen bekommen könne, wenn es zum Beispiel am Sonnenfeld Parkverbote geben sollte.

„Kämpfen um unsere Existenz“

Eine sehr ausführliche Schilderung der wirtschaftlichen Situation des Einzelhandels allgemein und seines Zoofachgeschäftes im Besonderen liefert Kurt Ratzesberger, „es geht hier um unsere Existenz, ich habe den Eindruck, alle kümmern sich nur um die Geschäfte in der Hauptstraße und was bei uns heraußen passiert ist egal“.

Er sei jetzt 23 Jahre in der Stadt, erst in der Laufener Straße, jetzt in der Münchener Straße, sein Einzugsgebiet sei 200 Kilometer groß und 60 Prozent seiner Kunden kommen aus Österreich, „wenn wegen der Baustelle dann nur mehr jeder zweite Kunde kommt, kann ich zusperren“. Er befürchtet ganz generell, dass Freilassing keine attraktive Einkaufsstadt mehr ist, „wir verbauen Millionen für die Hauptstraße, aber die ist tot, und für uns außerhalb der Hauptstraße hat man noch nie was gemacht“, so sein Rundumschlag in Richtung Bürgermeister und Wirtschaftsforum.  

Der angesprochene Bürgermeister geht darauf ein und meint, dass alle mit dem starken Online-Handel zu kämpfen hätten, „damit müssen wir umgehen, auch was seit 2015 an der Grenze los ist, finde ich nicht gut“. Ratzesberger ist nach der Veranstaltung zumindest „zufrieden“, dass die ersten Meldungen von zwei Jahren Vollsperre nicht stimmten, „ich werde schon im August eigene Flugzettel machen und meine Kunden informieren und um ihre Hilfe bitten“.  

„Radlweg, braucht’s das überhaupt?“ 

Neben den vielen sachlichen Fragen zu den Bauarbeiten kommt auch eine generelle, politische Frage, die eigentlich vor einigen Jahren schon entschieden wurde: „Braucht’s auf einer viel belasteten Straße mit 15.000 Kfz am Tag wirklich noch einen Radlweg?“, gemeint ist der Radfahrstreifen auf der Fahrbahn. Applaus brandet auf. Und der Besucher fährt fort, er habe den Eindruck, bei Straßenbauten seien mittlerweile Fußgänger und Radfahrer wichtiger als Autofahrer, „meint ihr, dass die Österreicher mit dem Lastenfahrrad zu uns herüberfahren? Wenn wir Autos weiterhin aussperren, werden wir uns mal anschauen“.

Bambach lässt sich auf keine Diskussion über politisch getroffenen Entscheidungen ein, Fakt sei, dass Radfahrer auf der Fahrbahn besser aufgehoben seien und eine Straße eben für alle da sei.  

Nach Straßenausbau nächste Baustelle: Sparkasse 

Ein Vertreter eines Drogeriemarktes in der Hauptstraße meldet sich zur Münchener Straße zu Wort, er befürchtet, dass nach dem Ende des Straßenausbaus die wichtige Ost-West-Verbindung weiter eine Baustelle bleibt, dann nämlich, wenn die Sparkasse ihre Geschäftsstelle am Salzburger Platz umbauen wird.

Hiebl sagt, man sei hier noch in der Abstimmung mit der Sparkasse, ob mit dem Bau 2026 begonnen werde, habe der Vorstand noch nicht final entschieden, „aber selbst wenn, wird das keine Auswirkungen auf die Münchener Straße haben“, verspricht der Bürgermeister. Die Stadt werde der Sparkasse nur den oberirdischen Parkplatz für Baucontainer zur Verfügung stellen, die Sparkasse verpflichtet sich im Gegenzug, auf die ohnehin nicht ausgelastete Tiefgarage hinzuweisen.  

Erfahrungen aus Reichenhaller Straße

Von seinen Erfahrungen bei den Bauarbeiten in der Reichenhaller Straße berichtet ein Anwohner vom Heideweg, dort habe sich sehr schnell ein Durchzugsverkehr über enge Nebenstraßen gebildet, dem die Stadt machtlos gegenüberstand. Wie könne man das stoppen, sodass zum Beispiel keine 40-Tonner durch enge Straßen fahren?

Hiebl wiederholte, dass man keinen Durchzugsverkehr in der Stadt wolle, „wir werden zum Beispiel auch den Kiesunternehmer Moosleitner auffordern, dass seine Lkw die Umgehungsstraße nutzen“. Wichtig sei, dass auch alle Unternehmen ihre Lieferanten über die Sperre für den Durchzugsverkehr informieren.  

Was ist mit Pendlerkinder? 

Nach über zwei Stunden der Fragen und Antworten kommt dann noch eine Mutter zu Wort mit einer Frage, auf die weder der Bürgermeister, noch Martin Bambach eine Antwort wissen: „Was ist mit den Pendlerkindern?“, gemeint sind Kinder, die täglich mit der Linie 24 zu einer Schule nach Salzburg fahren. „Wie kommt mein Kind in die Schule, ich kann nicht meinen Job aufgeben und zur S-Bahn ist es viel zu weit“, so die besorgte Mutter. Kurze Stille im Saal, „da sind wir gerade blank“, so Hiebl. Ein Vertreter des Busunternehmens meint, man werde provisorische Haltestellen einrichten, wo, sei noch unklar und abhängig vom Bauverlauf. (mh)

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