Am Montag, 13. Januar
Die letzten Tage der Stiftslinde in Laufen - „Muss dieser Platz auf ewig ein Parkplatz bleiben?“
Kaum ein Thema beschäftigte die Laufener in den letzten Wochen mehr als das drohende Ende der markanten Stiftslinde. Am Montag (13. Januar) ist es so weit: Der Baum wird von einer heimischen Fachfirma abgetragen. Nicht jeder ist mit der Maßnahme einverstanden.
Laufen - Ein Pilz und Ameisen, die das Holz zerstören, setzen dem mindestens 150 Jahre alten Naturdenkmal zu. Es besteht Gefahr für Fuß- und Kirchgänger, für Radfahrer und für parkende Autos, heißt es von Seiten der Stadt, unterstützt von Fachleuten und vom Bund Naturschutz. Anfang Dezember wurde das Ende der Linde bekanntgegeben.
Ganz und gar nicht einverstanden damit war und ist Sepp Heringer. Der Stiftswinkelbewohner war Gärtner, Baumschullehrer und viele Jahre Mitarbeiter der hiesigen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL). Heringer sieht die Linde „altersgeschwächt, aber nicht sterbenskrank“. Mit einem radikalen Rückschnitt auf einen vier, fünf Meter hohen Torso würde Heringer der Gefahr begegnen und dem Baum noch einige Jahre geben. Aus dessen Wurzelausschlag könnte dann ein genetisch identischer Nachfolger erwachsen.
Pilzfreies Bett für Nachfolgerin
Anders die Sicht weiterer Fachleute: Die wollen nach dem Entfernen von Baum und Wurzelwerk ein neues pilzfreies Bett schaffen für eine schon bald wieder stattliche Linde, die aufgrund verbesserten Umfelds vielleicht sogar älter als ihre Vorgängerin werden könnte. Mit einer Überlegung aber stößt Heringer möglicherweise auf viel Zustimmung: „Muss dieser Platz auf ewig ein Parkplatz bleiben?“
Eine andere Frage stellte Anwohnerin Sieglinde Mattes direkt vor Ort: „Was würde die Linde darüber denken?“ Anders formuliert: Würde sie krank, leidend und extrem amputiert weiterleben wollen? Gleich wie: Am Montag muss der Baum weichen - neben anderen Bäumen auch. Beginnen will man frühmorgens am Bauhof. Sollte der Rottmayrplatz vor der Stiftskirche dann frei sein, wird der Abtrag hier um etwa 8 Uhr starten.
Fällungen auch in der Salzburger Allee und Tittmoninger Straße
Falls dort trotz des vielfach beschilderten Halteverbots noch Fahrzeuge stehen, würde Bauhofleiter Thomas Streitwieser versuchen, die Halter telefonisch zu erreichen. Gelingt das nicht, so kommt ein Abschleppunternehmen zum Einsatz.
Aus Sicherheitsgründen beseitigt wird auch der Frontbaum der Salzburger Allee, ebenfalls eine Linde, sowie je ein geschädigter Baum an der Tittmoninger Straße und an der Salzach. Übrigens: Der Stamm der Stiftslinde soll als Habitatbaum neben der Antoniuskapelle Lebensraum für allerlei Nützlinge bieten. (hhö)