Immer mehr Aufgaben und Verantwortlichkeiten
Petting bekommt einen Vollzeit-Bürgermeister – doch wer kommt für das Amt infrage?
Der Gemeinderat von Petting plant, ab 2026 einen hauptamtlichen Bürgermeister einzusetzen. Dies folgt einer Änderung der Gemeindeordnung, die hauptamtliche Bürgermeister für Gemeinden unter 5000 Einwohnern möglich macht. Karl Lanzinger könnte der letzte 'Nebenerwerbs-Bürgermeister' sein.
Petting – Karl Lanzinger trat bei der Kommunalwahl 2008 erstmals für die Orts-CSU als Bürgermeisterkandidat an und erzielte als alleiniger Bewerber 92,5 Prozent der Stimmen. 2014 und 2020 wurde er wiedergewählt. Dieses Amt übt Lanzinger parallel zu seinem Hauptberuf bei einer heimischen Bank aus. Doch mit einem ‚Nebenerwerbs-Bürgermeister‘ soll in Petting bald Schluss sein. Darauf verständigte sich der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung des Jahres 2024.
Der Staat sah Handlungsbedarf und änderte die entsprechenden Richtlinien der Gemeindeordnung. Hatten bislang Kommunen ab 10 000 Einwohner zwingend einen hauptamtlichen Bürgermeister an ihrer Spitze, so liegt die Schwelle jetzt bei 5000 Einwohnern. Kommunen mit 2500 bis 5000 sollten grundsätzlich hauptberuflich geführt werden, was Gemeinden aber auch anders wählen können. Liegt die Einwohnerzahl unter 2500, so ist ein nebenamtlicher Rathauschef vorgesehen, aber auch hier dürfen die Räte selbst entscheiden.
Petting bekommt einen hauptamtlichen Bürgermeister
Petting hat zurzeit rund 2400 Gemeindebürger. „Ob 2400 oder 2800 macht bei der Arbeit keinen Unterschied“, meinte Amtsinhaber Karl Lanzinger (CSU), denn die Aufgaben würden laufend mehr. Er zählte auf: „Die komplette Verwaltung, Standesamt, Tourist-Info, Bauhof, Wasser, Friedhof, Kanal, Krippe und Kindergarten, Personal, Gebäude, Feuerwehr, …“
Auch wenn die Arbeit auf vielen Schultern verteilt ist, so sei der Bürgermeister doch Hauptverantwortlicher. „Er soll immer da sein.“ Und habe daneben eine Vielzahl repräsentativer Aufgaben zu erfüllen. Recht häufig abends bei Vereinen und Regional-Initiativen wie der Ökomodellregion (ÖMR) und der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE). „Da kommt ganz vui zamm“, bilanzierte Lanzinger.
„Es geht so nimmer, die Arbeit wird immer mehr“, pflichtete dem Vizebürgermeister Ludwig Prechtl (Freie Wählergruppe) bei. Er zweifelt, ob sich künftig überhaupt noch ein Bewerber für das Ehrenamt finden würde. Ein permanent anwesender Rathauschef könne zudem die Verwaltung unterstützen und zeitnah Entscheidungen treffen. Regina Schnappinger (Grüne) verwies auf „anspruchsvolle Aufgaben“. Große Projekte wie eine kommunale Wärmeplanung erforderten eine intensive Einarbeitung. „Absolut notwendig“, befand Schnappinger in Übereinstimmung mit ihrer abwesenden Kollegin Lisa Wolfgruber. Dem pflichtete Philipp Strohmeyer (CSU) bei: „Eine gute Verwaltung braucht den anwesenden Chef an der Spitze. Unser Anspruch ist: Qualität für die Gemeindebürger.“
Gemeinderat ist sich absolut einig, denn die Aufgaben würden laufend mehr
„Der Bürgermeister führt ein mittelständisches Unternehmen“, verglich Franz-Martin Abfalter (CSU), „es geht so nimmer.“ – „Es ist wichtig, dass der Chef da ist“, unterstützte Andreas Götzinger (CSU) das Argument „Unternehmen“. Eine nebenberufliche Amtsausübung sei „nicht mehr darstellbar“. Allein die Zeit, die „der Karl“ mit dem ständigen Hin- und Herfahren auf der Straße verbringe. Lanzinger bestätigte, dass er nur teilweise selbst über seine Termine entscheiden könne, oft würden die von Behörden oder Organisationen vorgegeben. „Als Angestellter ist man nicht so flexibel.“
Eine Änderung der Gemeindeordnung muss spätestens 90 Tage vor der Wahl erfolgen. Die nächste Kommunalwahl findet im März 2026 statt, Amtsantritt ist der 1. Mai 2026. „Ein Bewerber muss rechtzeitig Bescheid wissen, was auf ihn zukommt“, begründete Lanzinger die Behandlung des Themas noch in diesem Jahr. Ausdrücklich wollte er diese Entscheidung „nicht auf meine Person herunterbrechen.“ Ob er für eine weitere, vierte Amtszeit bereitsteht, ließ Lanzinger offen. Es hat aber auch keiner danach gefragt. Die Abstimmung war dann nur noch Formsache: Ab Mai 2026 wird ein ‚Beamter auf Zeit‘ die Geschicke der Gemeinde lenken. (hhö)