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Auch Frontbaum der Salzburger Allee betroffen

„Ein schwerer Schlag“: 150 Jahre alte Stiftslinde in Laufen ist nicht zu retten

An einem Kirchenturm ist eine große Linde an einem Parkplatz zu sehen. An einer Allee stehen mehrere Linden.
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Die mindestens 150 Jahre alte Winterlinde am Rottmayrplatz muss aus Sicherheitsgründen weichen. Auch der erste Baum der Salzburger Allee ist geschädigt. Die Winterlinde soll im Januar gefällt werden und nebenan am „Arschkatzgraben“ liegen bleiben.

Die große Linde vor der mächtigen Stiftskirche in Laufen dürfte gut 150 Jahre alt sein. Ein Natur-Monument am Rottmayrplatz, das das Ensemble aus Stiftskirche, Michaelskapelle und alter Knabenschule komplettiert und den Ort prägt. Doch der Baum ist krank und stellt ein Risiko dar, genauso wie eine Artgenossin an der Salzburger Allee. Auch wenn die Bäume weichen müssen: Auf sie wartet noch eine wichtige Aufgabe.

Laufen - Fachmännische Baumpflege geschieht in Laufen jährlich. Alle fünf Jahren werden exponierte Stämme genauer in Augenschein genommen. Zuletzt hatte man bei der Kirchenlinde etwa 30 Prozent des Kronenmaterials entfernt und ihr für weitere fünf Jahre Standsicherheit attestiert. „Aber jetzt ist es vorbei“, sagte Bauhofleiter Thomas Streitwieser, nachdem er am Vorabend den Stadtrat darüber informiert hatte. 

Schon im Jahr 2000 hatte eine „Kurzbeurteilung“ dieses „Gehölz“ als stadtbildprägend beschrieben und der Linde lufthygienisch und kleinklimatisch positive Einflüsse zugeschrieben. Doch aufgrund des unzureichend durchwurzelten Bodenvolumens, der Bodenverdichtung und -versiegelung leide der Baum an Wassermangel und unzureichender Bodenluft. Ein Sachverständiger sah damals „akuten Handlungsbedarf im Baumumfeld“.

„Bis an den Wurzelhals zubetoniert“

Verkleinerte Blätter, vermehrt Totholz, mangelnde Feinastverzweigung und unzureichendes Längen- und Dickenwachstum hatte der Experte beschrieben. Und Laufens Bauhof reagierte: Die Mannschaft entfernte einen Granitring, entsiegelte das Stammumfeld und lockerte das Untermaterial. Unverständlich, dass die Linde einst „bis an den Wurzelhals zubetoniert“ worden war, wie es hieß. Auch dieser Beton wurde entfernt und durch Humus ersetzt. Das exakte Alter der Winterlinde ist nicht bekannt, doch es gibt ein Foto aus dem Jahr 1900, das den damaligen Schulleiter auf einer Bank vor dem da schon haushohen Baum zeigt. Heute hat die Linde einen Stammumfang von 3,20 Meter. 

Mit 4,25 Meter Rundmaß ist der Frontbaum der Salzburger Allee noch mächtiger. Auch sie weist dieselben Krankheitssymptome auf. Diese Winterlinde beim Spielplatz am Sappl-Spitz dürfte knapp 120 Jahre alt sein, denn die Allee und der Wanderweg entstanden ab 1909, als die dort verlaufende Schmalspurbahn mit dem Eisenbahnbau Freilassing-Mühldorf obsolet geworden war. Die Reihe an Linden, Ulmen, Ahorne und Eschen waren im Jahr 2002 zum Teil durch Neuanpflanzungen ergänzt und kranke Bäume ersetzt worden. 

Bäume werden nicht zu Brennholz verarbeitet

Der Frontbaum der Allee soll ebenso ersetzt werden wie die Stiftslinde. Beide Stämme werden aber nicht zu Brennholz, sondern dienen liegend als Habitatbaum für Kleingetier. Die Alleelinde kommt gleich nebenan am Arschkatzgraben zum Liegen, während die Stiftslinde auf der Blühwiese neben der Antoniuskapelle vielen Nützlingen Lebensraum bieten soll. 

Präzise Baumuntersuchungen lässt sich die Stadt etwas kosten. Mit 1500 Euro pro Baum schlagen Impuls-Tomografie mitsamt Bohrwiderstandsmessung zu Buche. „Beim Bohrmehl war nichts mehr grün, sondern fast nur gelb und rot“, unterstreicht Streitwieser. Was viel über das Schadensausmaß aussagt. Eines ist dem Bauhofleiter wichtig: „Wir tun wirklich alles für den Erhalt alter Bäume. Aber wenn der Punkt erreicht ist, …“ 

„Keine Chance, vergesst es“

„Ein schwerer Schlag“, seufzte Franz Eder (Grüne) in der Sitzung über diese Nachricht. Er fragte: „Bestehen wirklich keine Zweifel?“ – „Keine Chance, vergesst es“, bestätigte Streitwieser. In beiden Fällen seien sich alle beteiligten Fachleute einig gewesen, darunter auch Vertreter vom Bund Naturschutz.

„Wir haben mit allen Profis der Welt gesprochen“, übertrieb Geschäftsleiter Christian Reiter die Zahl der Expertisen, doch auch er warnte vor einer potenziellen Gefahr. Die Fällung der Bäume geschieht voraussichtlich im Januar 2025. Bei den Nachpflanzungen kündigte Reiter „schon eine beachtliche Größe“ an. (hhö)

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