So wollen die Kliniken Südostbayern jetzt an neues Geld kommen
Standorte sicher, Kliniken-Defizit klein - aber man rechnet mit „Bedrohungslage“
Die Lage ist deutschlandweit angespannt, jetzt haben die Kliniken Südostbayern abgerechnet: „Nur“ 1,5 Millionen Euro Defizit schrieb man im vorigen Jahr. „Wir haben es besser gemacht“, so Traunsteins Landrat Walch mit Blick auf die Krankenhäuser der Nachbarregionen. Auch wenn man an allen Standorten festhält, sieht die Prognose für heuer schon deutlich schlechter aus - es gibt aber konkrete Pläne, wo das Geld herkommen soll.
Teisendorf - „Die Schlagzeilen sind bei allen Kliniken in Bayern gleich, nur die Zahlen sind andere“, zog Traunsteins Landrat Siegfried Walch (CSU) ein nüchternes Fazit. Bei der Jahreshauptversammlung der Kliniken Südostbayern am Freitag (14. Juli) in Teisendorf kamen die Zahlen auf den Tisch: Minus 1,5 Millionen Euro beträgt das Jahresergebnis 2022. Zwar stiegen voriges Jahr wieder die Erträge auf knapp 339 Millionen Euro, doch die Kosten für Personal oder Material zogen noch stärker an. Eins ist für die Verantwortlichen aber klar: Alle sechs Standorte - Trostberg, Traunstein, Ruhpolding, Freilassing, Bad Reichenhall, Berchtesgaden - bleiben erhalten.
Defizt bei Kliniken Südostbayern wird 2023 weiter steigen
War 2022 schon ein schwieriges Jahr, werde 2023 noch schwieriger, so Walch. Im „worst case“ könnte das Defizit heuer auf über 26 Millionen Euro anwachsen - „ohne Hilfen und Normalisierung des Leistungsgeschehens“, wie es im Jahresbericht heißt. Ein Verlust im zweistelligen Millionenbereich sei laut Walch „möglich“, er spricht von einer „Bedrohungslage“. Aber man werde kämpfen, um das Minus der Kliniken Südostbayern (KSOB) unter zehn Millionen Euro zu belassen.
Defizit in Nachbarlandkreisen deutlich höher: „Wir haben es besser gemacht“
Zum Vergleich: Während das 2022er-Minus bei den Kliniken Südostbayern 1,5 Millionen beträgt, waren es bei den Romed-Kliniken rund vier Millionen und beim InnKlinikum in Mühldorf und Altötting 21 Millionen Euro. In Rosenheim rechnet man heuer gar mit einem Verlust von 29 Millionen Euro. „Bei uns wird es nicht mit dieser Dramatik einschlagen wie in Rosenheim. Wir haben es besser gemacht. Punkt, aus“, so Traunsteins Landrat. Alleine ist man mit solchen Problemen bei den drei Klinikverbünden freilich nicht: Nach einer Umfrage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft rechnen heuer fast 89 Prozent aller Kliniken im Freistaat mit einem Defizit.
Um zahlungsfähig zu bleiben, wollen die Kliniken Südostbayern noch heuer Grundstücke und Immobilien verkaufen. Man erwartet sich dadurch mindestens 27 Millionen Euro. Es gehe dabei nicht um Klinikgebäude selbst, sondern laut Landrat Walch um ungenutzte Grundstücke und Immobilien. Konkrete Beispiele wurden nicht genannt. Käufer könnten die Landkreise sein. Außerdem gab es von den beiden Landkreisen schon heuer insgesamt 30 Millionen Euro für die Kliniken, auch im nächsten Jahr wird mit der gleichen Summe gerechnet. Laut Walch und seinem Amtskollegen aus dem Berchtesgadener Land, Bernhard Kern (CSU), seien die Zuschüsse sicher.
Alle Standorte bleiben - dank Umstrukturierungen
„Die eingeschlagene Strukturänderung KSOB 2.0 ist der richtige Weg“, zeigte sich Kern überzeugt. Alle Standorte werden erhalten, die kleinen jedoch klar umstrukturiert - in Ruhpolding bereits geschehen, steht den Standorten Freilassing und Berchtesgaden der Wandel noch bevor. Sie werden zu Fachkliniken mit speziellem Angebot aber ohne medizinischem Vollprogramm und Notaufnahme. Das Traunsteiner Krankenhaus wird momentan dagegen stark erweitert, in Bad Reichenhall steht ein großer Neubau bevor und die Ambulanz wird schon jetzt ausgebaut.
Zumindest habe man 2022 wieder mehr Patienten als im Vorjahr gehabt, so KSOB-Vorstandsvorsitzender Dr. Uwe Gretscher. „Aber Corona hat das Patientenverhalten verändert. Die Bevölkerung muss uns wieder verstärkt wahrnehmen.“ Die Kliniken scheinen dafür wohl bereit: 77 zusätzliche Stellen wurden voriges Jahr geschaffen, fast 4000 Menschen arbeiten für die Kliniken Südostbayern inzwischen. Gretscher: „Wir befinden uns in einem Dilemma. Bundesweit wird über Schließungen gesprochen, aber bei uns können die Menschen ein gutes Gefühl haben - sie werden bestens versorgt.“
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