Wie geht es nun weiter?
„Vertrauensverhältnis schwer gestört“ – Heftige Reaktionen auf Ski-Aus bei der Jennerbahn
Die Entscheidung der Jennerbahn, den Skibetrieb in Zukunft einzuschränken, kann nicht jeder nachvollziehen. Inzwischen haben sich der Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden und der Seilbahnverbund gegenüber BGLand24.de zu den Folgen geäußert. Doch für die Freien Wähler in Schönau am Königssee ist das Aus für den Skispaß am Jenner wohl die herbste Enttäuschung.
Schönau am Königssee – Die Jennerbahn wird ab der kommenden Wintersaison den Skibetrieb massiv einschränken. Lediglich der DSV-Stützpunkt am Krautkaser, das Kinderland an der Talstation, die blaue Piste an der Mittelstation sowie die Rodelbahn werden weiterhin beschneit und präpariert. In allen anderen Bereichen ist man am Jenner künftig auf Naturschnee unterwegs. Begründet hat die Entscheidung der Jennerbahn-Vorstand Thomas Hettegger damit, dass zu wenig alpine Skifahrer mit der Bahn unterwegs waren und das Ganze nicht mehr wirtschaftlich sei.
Auswirkung auf den Tourismus
Dass der alpine Skisport ein wichtiger touristischer Faktor in der Region ist, bestätigt Teresa Hallinger vom Bergerlebnis Berchtesgaden auf Anfrage von BGLand24.de: „Das Bergerlebnis Berchtesgaden ist in der glücklichen Lage, ein umfassendes Ganzjahresangebot für seine Gäste anbieten zu können. Unser Ziel liegt in der Steigerung der Wertschöpfung in der Nebensaison, dazu gehört auch der Winter. Der Skitourismus spielt somit eine wichtige Rolle in unserem Ganzjahresangebot. Wir schätzen das Angebot unserer Skigebiete sehr und sind froh, dass wir sie haben.“ Zwar bedauere der Zweckverband die Entscheidung der Jennerbahn, könne aber die Beweggründe für die Neuausrichtung nachvollziehen. Eine Anpassung des Tourismuskonzepts an die Änderungen hält sie allerdings nicht für erforderlich.
Können die anderen Seilbahnen die Lücke füllen?
Werden sich die bisherigen Skifahrer auf die anderen Skigebiete in der Region verteilen? Oder werden diese es der Jennerbahn gleich tun und ebenfalls den Betrieb zurückfahren? Als „eine negative Entwicklung für den Wintersport im Talkessel“ bezeichnet Wilfried Däuber die derzeitige Situation am Jenner. Der Vorstand des Seilbahnverbundes Alpenerlebnis Berchtesgaden (SBV) erklärt, dass momentan zahlreiche Diskussionen geführt werden, ob es bei den restlichen Bahnen im Talkessel Erweiterungen oder Ergänzungen des Angebotes geben wird. „Wir rechnen mit einer Steigerung der Fahrgastzahlen bei den anderen Unternehmen, wenn die Situation am Jenner so bleibt. Es sind keine weiteren Betriebseinschränkungen im SBV geplant.“ Die Jennerbahn versucht nun, auf die Zielgruppen Skitourengeher, Winterwanderer und Rodler zu setzen. Laut Däuber haben auch die anderen Seilbahnen „diese Zielgruppen seit Jahren bei unseren Seilbahnunternehmen am Berg, z.B. beschneite Rodelbahn am Hochschwarzeck oder Aufstiegsroute am Rossfeld.“
„Untragbar und schwere Störung des Vertrauensverhältnisses“
Herb enttäuscht ist die Fraktion der Freien Wähler in Schönau am Königssee. Man habe bei „der Entwicklung des Jennerbahn-Projektes stets konstruktiv mitgearbeitet. Es wurde jedoch zwischen dem Gemeinderat Schönau am Königssee und den Investoren und Hauptaktionären Martin Harlander, Peter Hettegger und Georg Hinterleitner immer klar und deutlich kommuniziert, dass der Skibetrieb im Winter vollumfänglich von der Bergstation bis ins Tal erhalten werde. Die Pläne der Jenner-Verantwortlichen zur de facto-Einstellung des Skibetriebs am Jenner sind für uns untragbar und eine schwere Störung des Vertrauensverhältnisses.“ Die Fraktion erwartet nun von der Jennerbahn ein neues Konzept für den Winterbetrieb. Darin soll ein Angebot für alpine Skifahrer vom Berg bis ins Tal erarbeitet werden. Zudem sollen auch die entsprechenden Betriebe und Wintersportvereine sowie die Tourismusregion eingebunden werden.
Ob und wie gravierend sich die Änderungen bei der Jennerbahn auf den Tourismus und die umliegenden Skigebiete auswirken werden, wird sich wohl erst in der kommenden Saison zeigen. Jennerbahn-Chef Hettegger gab bereits zu bedenken, dass noch nichts in Stein gemeißelt sei und es noch einige Anpassungen und Änderungen in den nächsten Jahren geben wird.
mf