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Schützenhilfe für Freilassinger Gegner

Löst die neue Bundesregierung den Fluglärm-Streit? Salzburger Flughafen sieht „gerechte Verteilung“

Der Flughafen Salzburg sowie die Lärmgegner aus Freilassing befinden sich im Dauerstreit.
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Der Flughafen Salzburg sowie die Lärmgegner aus Freilassing befinden sich im Dauerstreit.

Der Wintertourismus in Salzburg und Tirol brummt und damit wird es auch am Himmel über Freilassing und Salzburg wieder lauter. So gibt es derzeit jeden Samstag knapp über 300 Starts und Landungen. Die Fluglärmgegner auf Freilassinger Seite hoffen jetzt nach der Bundestagswahl wieder einmal auf einen Deutschen Verkehrsminister, der das schafft, was drei CSU-Bundesverkehrsminister, ein CSU-Ministerpräsident und ein CSU-Innenminister seit 2013 nicht geschafft haben: eine „gerechtere“ Aufteilung des Fluglärms. Ausgerechnet aus Salzburg kommt unerwartete Schützenhilfe.

Freilassing/Salzburg - Denn sowohl die Salzburger Grünen als auch die Verantwortlichen des Flughafens sehen die „gerechtere“ Aufteilung inzwischen de facto erreicht. Das Thema treibt beide Seiten schon seit Jahrzehnten um: In der jüngsten, nach wie vor nicht öffentlichen Sitzung der Fluglärmkommission wurde - wieder einmal - vorgeschlagen, ein Schiedsgericht anzurufen.

Es geht vor allem darum, dass ein 2017 zwischen deutschen und österreichischen Technikern entwickeltes Pistennutzungskonzept vom Flughafen nicht umgesetzt wird. Im Juni vergangenen Jahres erteilte Flughafen-Chefin Bettina Ganghofer der Umsetzung des Konzeptes eine Absage. Ihre Begründung: Seit dem Aushandeln des Konzepts 2015 und 2016 habe sich der Flugverkehr auch für Salzburg drastisch geändert. Es würden jetzt viel mehr Flüge in Richtung Deutschland, also Richtung Norden, geben. Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine seien 20 Prozent des europäischen Luftraumes gesperrt, die damals errechneten Zahlen würden also nicht mehr stimmen, argumentierte Ganghofer. Die Austro Control müsse jetzt neue Zahlen vorlegen.

Müssen Privat- und Freizeitflüge auch noch sein?

Schützenhilfe für die Freilassinger Fluglärmgegner kommt jetzt ausgerechnet von den Salzburger Stadt-Grünen, die sehr wohl wissen, dass weniger Flugzeuge über Freilassing mehr Flugzeuge über dem Süden der Stadt Salzburg und damit auch über Grödig und Anif bedeuten würden. Ingeborg Haller von den Grünen in der Stadt fordert mehr Fakten in der Diskussion und erklärt: „Ich halte nichts davon, die Menschen, die unter dem Fluglärm leiden, egal wo sie wohnen, untereinander auszuspielen“. Das jüngste, starke Flugwochenende sei eine enorme Belastung für alle Anrainer gewesen. Die Forderung der Grünen ist wenig neu: Wegen der Nähe zur Stadt müssten „anrainerverträgliche Maßnahmen“ gesetzt werden, also zum Beispiel weniger Lärm. 

Wie die organisierten Fluglärmgegner in Freilassing kritisieren auch die Salzburger Grünen, dass zu den 220 Starts und Landungen von Linienflugzeugen mit tausenden Skiurlaubern auch noch die „allgemein Luftfahrt“ komme, also vor allem Privat- und Freizeitflüge. „An den Wochenenden mit hohen Flugbewegungen sollten die Privat- und Freizeitflüge deutlich eingeschränkt werden“, fordert Haller. Auch lärmabhängige Fluggebühren könnten lärmgeplagte Anrainer entlasten. 

„Anflüge über Nord und Süd annähernd gleich“

Den von Freilassing geforderten stärkeren Anflug und Abflug über den Süden der Stadt will Haller naturgemäß nicht, „denn klar ist, dass mittlerweile annähernd eine gleich hohe Zahl der Anflüge über den Süden, wie über den Norden erfolgen“. Auch aus dem Lärmzonenplan sei klar ersichtlich, dass sich die Lärmbelastungen mittlerweile längst in den Süden der Stadt bis Grödig verlagert hätten.

Der Sprecher des Salzburger Flughafens, Alexander Klaus, betont gegenüber BGLand24, dass sich jeder öffentliche Flughafen an Richtlinien halten und behördliche genehmigte Flüge abfertigen müsse. Die Forderung der Grünen nach höheren Gebühren habe man schon umgesetzt. Klaus: „Wir haben die Landetarife bereits stark angehoben, was sogar zu einem Aufschrei innerhalb der Branche geführt hat“. Trotzdem wolle der Airport daran festhalten. Der Flughafensprecher bestätigt auch die von den Grünen vorgelegten Zahlen: „Wenn man alle startenden und landenden Flugzeuge zählt, haben wir bereits eine Verteilung 50:50 zwischen dem Norden (also Freilassing) und dem Süden“. 

Flughafen mit Fakten

Den Wunsch der Grünen nach „faktenbasierten“ Zahlen begrüßt der Flughafen. Faktenbasierte Gespräche seien immer zielführender als verwirrende Mischungen unterschiedlicher Zahlen und Informationen, die teils aus dem Zusammenhang gerissen und daher einfach nicht stimmen würden. „Fakt ist, dass der Flughafen in die Flugzeuglenkung und in den Lande- und Startprozess schon rein rechtlich gar nicht eingreifen kann. Das ist die Aufgabe und Arbeit der jeweiligen Flugsicherung und die Letztentscheidung des Flugzeugführers, in welche Richtung er startet und in welche Richtung er landet“, so der Sprecher. 

Der Flughafensprecher äußert sich auch zum erneuten Vorstoß aus Freilassing, ein Schiedsgericht anzurufen. „Diese Einberufung eines Schiedsgerichts im Rahmen der Fluglärmkommission kann nicht vom Schutzverband oder vom Vorsitzenden (Freilassings Bürgermeister Markus Hiebl, Anm. d. Redaktion) beauftragt werden. Die Fluglärmkommission kann allenfalls über ein Ansuchen abstimmen“. Das Schiedsgericht selbst könne nur von einem der beiden beteiligten Verkehrsministerien angerufen werden, „aber nur dann, wenn im Konsultationsprozess zwischen Österreich und Deutschland unüberbrückbare Hürden stehen. Das ist nicht der Fall und wird von den Behörden auch so gesehen“. 

Gerechte Aufteilung „längst erreicht“

Verwundert zeigt sich das Flughafen-Management, dass Fluglärmgegner und die Grünen nicht mehr, wie früher, nur von den kommerziellen Flugbewegungen der Linien- und Chartergesellschaften sprechen, „also den lauten, großen Fliegern“, sondern jetzt von den gesamten Flugbewegungen ausgegangen wird. „Wenn jetzt in den Beschwerden allerdings die Gesamtflugbewegungen eines Tages herangezogen werden, ist die geforderte gerechtere Aufteilung zwischen den Bewegungen Österreich und Deutschland bereits längst erreicht“, versichert Klaus. Bezogen auf die Jahreszahlen 2024 sind, gemessen an den Gesamtflugbewegungen, bei den Starts 47 Prozent nach Süden und 53 Prozent nach Norden erfolgt, bei den Landungen 76 Prozent über den Norden und 24 Prozent über den Süden. 

Salzburg sei ein saisonaler Flughafen. „In den ersten drei Monaten des Jahres haben wir bereits seit Jahrzehnten unser Hauptgeschäft, und jetzt im Februar unsere stärksten Tage, aber mit unter 100 Landungen je Verkehrstag“. Außerdem sei die Anzahl der kommerziellen Flugbewegungen an starken Verkehrssamstagen nachweislich rückläufig und nicht steigend, denn die Zahlen, die vor Corona verzeichnet wurden, sind noch nicht erreicht. 

„Davon kann nicht die Rede sein“

Der Flughafen Salzburg hat als Bemessungsgröße eine Planzahl von zwei Millionen Passagieren pro Jahr, mit leichten Schwankungsbreiten nach oben und unten, je nach geopolitischer Lage. „Nimmt man die Zahlen aus der Vergangenheit aus dem Jahr 2007, so hatte der Flughafen damals 1,95 Millionen Passagiere bei knapp 22.000 kommerziellen Flugbewegungen. Vergleicht man das mit dem Jahr 2024, hatte der Flughafen 1, 78 Millionen Passagiere bei ,nur´ 14.358 kommerziellen Flugbewegungen. Von einer massiven Steigerung in ungeahnte Höhen im Vergleich zur Vergangenheit kann ja wohl nicht die Rede sein“. 

Abschließend hält der Flughafensprecher fest, dass der Flughafen im Stadtteil Maxglan in der Vergangenheit sehr viel Geld in die Hand genommen habe, um den Wünschen der Anrainer in der Fluglärmkommission und den Anrainern im Bürgerbeirat nachzukommen. So wurde zum Beispiel das bestehende Nachverfolgungssystem für Flugpuren und Fluglärm auf den neuesten Stand der Technik gebracht. (hud)

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