725.000 Euro-Projekt
Blaualgen adé? Wie der Abtsdorfer See sauberer werden soll
Mit der 725.000 Euro teuren Retentionsfilteranlage am Freizeitgelände ist ein weiterer Schritt in Richtung sauberer See erfolgt. Doch der Weg bleibt aufgrund der vielfältigen Belastungen herausfordernd.
Laufen/Saaldorf-Surheim - Der Abtsee hat ein großes Einzugsgebiet. Das Wasser kommt von allen Seiten, von Wiesen und Äckern, aus Drainagen, aus Ortschaften und von Straßen. Mit ihm gelangt Schmutz, Erdreich, Phosphat, Reifenabrieb, Chlorid und anderes mehr in den See. Das belastet das Wasser und führt im Sommer regelmäßig zur Bildung toxischer Blaualgen.
Doch man ist nicht untätig. Ein wichtiger Baustein für bessere Wasserqualität und den von der EU-Wasserrahmenrichtline geforderten „guten Zustand“ wurde kürzlich an Freizeitgelände zwischen Seebadstraße und Beachvolleyplatz fertiggestellt. Anlass für einen Pressetermin an der Baustelle.
Um was es dabei geht, hat Laufens Bautechniker Matthias Ehinger detailliert zusammengefasst. Nach dem Bau eines Kanaltrennsystems in den Ortsteilen Moosham und Oberheining in den Jahren 2019 bis 2021 fließt nur noch Regen- und Oberflächenwasser zum Abtsee. „Aber auch dieses Wasser ist verunreinigt“, weiß Ehinger.
Retentionsfilteranlage für 725.000 Euro
Die Lösung: Eine Retentionsbodenfilteranlage dort wo schon vorher ein Rückhaltebecken lag. Der Zulauf zum Becken erfolgt über ein tiefes „Einlaufbauwerk“. Verteilt wird der Wasserzufluss ins Becken durch sogenannte Gabionen, also Steine in Drahtboxen. Im Becken liegt ein Drainagesystem eine Filterschicht aus Sand- und Gesteinsmischung, darunter Fließ und verschweißte Folie. Dieser Unterbau summiert sich auf 85 Zentimeter. Rund 2400 heimische Schilfpflanzen sollen das Wasser reinigen, ehe es in den See abfließen darf. Das alte Absetzbecken wird als Flachwasserzone mit Absetzbereich genutzt.
Die Baukosten beziffert Ehinger auf 725.000 Euro, wovon die Teilnehmergemeinschaft Abtsdorfer See etwa 265 000 Euro beisteuert. 80 Prozent fördert der Freistaat, 20 Prozent müssen die Kommunen tragen. Weil nicht alles förderfähig ist, ergibt sich letztlich eine Fördersumme von 265 000 Euro. Mit im Boot ist auch das Amt für ländliche Entwicklung mit dem Projekt boden:ständig, namentlich Thomas Kronast, der auch schon den Bau der Sicker- und Rückhaltebecken bei Leustetten federführend begleitet hat. Er legt Wert darauf, dass all diese Projekte möglichst unterhaltungsarm konzipiert sind.
Laufens Bürgermeister Hans Feil ist wichtig, „dass nicht immer der Landwirtschaft die alleinige Schuld an den Problemen zugeschoben wird.“ Es gehe ebenso um Siedlungen und Straßen. „Heute ist ein guter Tag“, freut sich das Stadtoberhaupt, denn von den „dreieinhalb Baustellen“ habe man nun zwei Drittel erledigt. Die Nachbargemeinde Saaldorf-Surheim wird ebenfalls am alten Standort neben der Kreisstraße BGL 3 eine Reinigungsanlage mit einem platzsparenden „Lamellenklärer“ errichten.
„Der Abtsee wird nie zum Königssee“
Dem Projekt Retentionsfilteranlage waren umfangreiche Vorarbeiten vorangegangen, unter anderem eine artenschutzrechtliche Prüfung. Dr. Christof Manhart hat nach Amphiben wie dem Springfrosch Ausschau gehalten und den Amphibienzaun während der Bauzeit im Auge behalten. „Es war nichts da, was eine artenschutzrechtliche Relevanz hatte“, bilanziert er. „Das Wetter war heuer topp“, zeigt sich Bauhofleiter Thomas Streitwieser zufrieden, „es war warm und nass, sodass die Bauwunden rasch zugewachsen sind.“ Der Beckenzufluss ist freilich so zu steuern, dass es dort nicht ständig zu nass ist, aber auch nicht zu lange trocken wird.
Neben dem Erhalt der alten Bäume hat man drei weitere gepflanzt, dazu zahlreiche Sträucher. Daneben kam Saatgut aus dem alten Laufener Friedhof zum Einsatz. Wird das dem See helfen? „Der Abtsee wird nie zum Königssee werden“, lässt Manhart keinen Zweifel, Gewässerklasse II aber sei realistisch.
Der ehemalige Mitarbeiter der Laufener Naturschutzakademie erinnert sich, dass man ab 1995 den See regelmäßig geprüft hat. „Das Sediment ergab so viele zeitliche Rückschlüsse für Vergleiche von früher und heute.“ So waren die Atomwaffenversuche der 60er Jahre ebenso nachzuweisen wie die Katastrophe von Tschernobyl. Der Fachmann sieht die Herausforderungen realistisch: Einerseits das große Einzugsgebiet des Sees, anderseits die Belastung durch Landwirtschaft, Freizeitaktivitäten und Starkregen.
„Es sind viele Faktoren, aber mit Zusammenarbeit kann es gelingen“, zeigt sich Manhart zuversichtlich. Laut Kronast untersucht inzwischen das Wasserwirtschaftsamt den See alle drei Jahre, dann aber ganzjährig über zwölf Monate. Die Ergebnisse der nächsten Jahre werden es weisen. (hhö)
