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Klage am Verwaltungsgericht München läuft noch immer

Kühlturm für warme Winter? Bund Naturschutz wehrt sich weiter gegen Erweiterungspläne am Götschen

In einem Skigebiet fahren unzählige Skifahrer einen schneebedeckten Hang hinunter. Auch die angrenzenden Bäume sind vom Schnee bedeckt.
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Der Bund Naturschutz klagt gegen die Erweiterungsmaßnahmen der Gemeinde Bischofswiesen am Götschen.

Die geplante millionenschwere Erweiterung des Beschneiungsteichs am Götschen inklusive Kühlturm (Bundesleistungszentrum DSV) stößt bei Vertretern des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land auf Kritik. Eine Klage befindet sich beim Verwaltungsgericht München anhängig. „Am Jenner ist bereits genau das eingetreten, was wir prophezeit hatten”, sagte Vorsitzende Rita Poser bei einer Quartalsversammlung. Der Skibetrieb am Jenner ist bereits passé. Warum also am Götschen erweitern?

Bischofswiesen - Die Winter seien zu warm, die Schneefallgrenze mittlerweile zu niedrig: Der Bund Naturschutz (BN) klagte bereits im vergangenen Jahr gegen die Erweiterungsabsichten am Götschen. Der Ausbau dort hat nichts mit dem Betreiber zu tun, wie dieser auf telefonische Nachfrage bestätigt. „Das denken die Leute zwar immer wieder, das ist aber nicht so”, sagt Götschenbetreiber Bernhard Heitauer. 

In der Gemeinde Bischofswiesen befürwortet man die Planung zur seit längerem geplanten Speicherteich-Expansion von Anfang an. Der Götschen gilt als beliebtes Skigebiet in der Region. Jedes Jahr finden dort nicht nur zahlreiche Wettbewerbe statt. Viele Schulkinder lernen dort noch immer das Skifahren. Am Götschen übt zudem unter anderem die Skielite des Landes im Trainingszentrum des Deutschen Ski- und Snowboardverbandes. Für das Skifahren hat man hier durchaus große Ambitionen übrig.

Teich wird auf 15.000 Kubikmeter ausgebaut

Aus der Zeit gefallen finden das die Naturschützer. Zumindest, wenn es um weitere Ausbauplanungen geht. Am Bischofswieser Hausberg ist angedacht, den Beschneidungsteich nicht nur ein bisschen, sondern deutlich zu vergrößern. Aktuell umfasst dieser 3700 Kubikmeter. Künftig könnten es knapp 15.000 Kubikmeter werden, heißt es auf Anfrage bei der Gemeinde. Die Vervierfachung war einst mit vier Millionen Euro veranschlagt worden, wobei die Zahlen mittlerweile schon einige Jahre alt sind. „Aber 90 Prozent davon kommen aus verschiedenen Steuertöpfen”, sagt N-Kreisgruppenmitglied Paul Grafwallner.

Der Bund Naturschutz kritisiert die Maßnahme auch mit Verweis auf den Klimawandel und die niedrige Höhenlage des Götschen.

Diesen Wert bestätigt auch Rupert Walch, Geschäftsleiter der Gemeinde Bischofswiesen. Dort befürwortet man das Projekt in besonderem Maße, weil der Götschen eben auch Bundesleistungszentrum ist - und die Förderungen auch deshalb enorm hoch ausfallen. Insofern sind die Investitionskosten, die an der Gemeinde hängen bleiben werden, überschaubar.  

Wasser aus dem Schwarzeckerbach

Steuermittel für Beschneiungsteiche in Zeiten klimatischer Erwärmung? Worte findet Paul Grafwallner dafür keine. Der Bund Naturschutz kritisiert daher sowohl die Rodung als auch den Ausbau des Speicherteichs zur Beschneiung des Skigebiets, in dem auch der Deutsche Skiverband (DSV) trainiert. Zudem lehnen die Naturschutz-Vertreter eine Gewässerbenutzung des Schwarzeckerbachs ab, aus dem das Wasser für den Beschneiungsteich entnommen werden soll. Rund 40.000 Kubikmeter Bachwasser werden wohl pro Jahr für die Beschneiung benötigt. Ursprünglich wollten die Verantwortlichen 70.000 Kubikmeter aus dem Bach ziehen. Schon jetzt fließt darin deutlich zu wenig Wasser, klagen die Naturschützer. 

Für Rita Poser sind die Ausbauabsichten in keiner Weise vertretbar. „Doch nicht in der heutigen Zeit, wenn nebenan ein ganzes Skigebiet den Alpinbetrieb einstellen muss”, sagt sie. Poser meint damit den Jenner, der Hausberg von Schönau am Königssee, an dem ab dieser Saison keine Pistenpräparierung mehr stattfindet. Alpinfahrer müssen künftig woanders die Hänge hinunterschwingen. Einer der Jenner-Lifte wurde bereits abgebaut. Es sei genau das passiert, was der Bund Naturschutz bereits seit langer Zeit immer wieder vorhergesagt habe, betont Kreisvorsitzende Poser. Bei der Gemeinde Bischofswiesen dagegen will man mit der Erweiterung starten, sobald die Klage durch und der Weg dafür frei ist.  

„Energiefresser ohne Ende“

Die Investitionen in den Skibetrieb stoßen beim Bund Naturschutz auf Unverständnis, was unter anderem an der niedrigen Höhenlage liegt. Der Gipfel des Bischofswieser Hausbergs Götschen liegt auf rund 1300 Metern. Die Pistenfläche beginnt auf 875 Metern. „Jeder schaltet bei so einer Planung, wie der vorliegenden, scheinbar das Hirn aus”, so Grafwallner. Dass eine Beschneiung auf diesen Höhen keine Zukunft habe, sei offensichtlich. „Das ist ein Energiefresser ohne Ende”, schimpft Poser zudem. Sie weiß: Das Wasser aus dem Bach sei viel zu warm und müsse künstlich heruntergekühlt werden, daher auch der geplante Kühlturm. Für die Bedürfnisse der skifahrenden Leistungsträger und den Fortbestand des Bundesleistungszentrums sei eine Erweiterung aber wichtig, heißt es aus der Gemeinde.

Die Naturschützer sind zuversichtlich, dass man erfolgreich aus der Klage am Verwaltungsgericht in München gehen wird. Wann diese bearbeitet wird, steht aktuell noch nicht fest, heißt es auf Anfrage. Beim BN steht man mit voller Überzeugung hinter der Sache und bleibt dabei: Die Erweiterung des Beschneiungsteichs am Götschen inklusive Kühlturm soll es niemals geben. (kp) 

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