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„Schwerer Abschied“ in Bischofswiesen

Das letzte Fünkchen Hoffnung ist gestorben: Hagebaumarkt-Aus im Panoramapark sorgt für Ärger

Kunden laufen auf einem Einkaufscenter mit einer gläsernen Fassade, auf dem Dach steht ein große Schild mit der Aufschrift „Panoramapark Einkaufscenter“. Im Inneren eines Handwerkermarktes sind Werkzeuge, ein Grill und Maschinen in Regalen zu sehen.
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Nur noch wenige Wochen hat der Hagebaumarkt im Panoramapark Bischofswiesen seine Pforten geöffnet, bevor das Geschäft geschlossen wird.

Für Hagebaumarkt-Marktleiter Ansgar Brundiers und dessen Team ist das Ende enttäuschend. Neun Mitarbeiter und ein Auszubildender sind vom endgültigen Aus des einzigen Baustoffmarkts im Berchtesgadener Talkessel betroffen. Eine alternative Immobilie als Ersatzstandort zum Panoramapark wurde nicht gefunden, obwohl sich auch Bürgermeister Thomas Weber dafür eingesetzt hatte. Wie es nun weitergeht, wie die Kunden reagieren und warum die Mitarbeiter verärgert sind.

Bischofswiesen - Dass ein 1250 Quadratmeter großer Baustoffmarkt so viele Emotionen hervorruft, damit hatte wohl kaum einer gerechnet. „Wir schließen”, steht auf einem großen Schild vor dem Eingang des Baustoffmarktes. „Bis Ende Dezember muss die Ware abverkauft sein”, sagt der Marktleiter. Neue Ware wird es nicht mehr geben. Was übrig bleibt, geht im Januar an die Industrie zurück, sagt Brundiers. Im Februar wird die Inneneinrichtung ausgeräumt und alle Regale abgebaut.

Ihm wurde bereits gekündigt, den anderen Kollegen ebenfalls. Der Auszubildende darf bleiben. So richtig glauben kann Brundiers das immer noch nicht, dass jener Markt, der eigentlich gut lief und viele Stammkunden versorgte, aus dem Panoramapark herausmuss. „Obwohl es klar ist, dass wir aufhören, kommen selbst heute noch Kunden und drücken mir ihr Bedauern aus”, sagt Brundiers. Das Unverständnis ist groß. Auch im Internet hatte das Aus des in der Region einzigen Marktes regelrecht Bestürzung ausgelöst. 

Deshalb kam die Alternative nicht infrage

Die Bemühungen des Bürgermeisters Thomas Weber blieben erfolglos, wie sich herausgestellt hat. Denn auch aus Sicht der Gemeinde ist der Baustoffmarkt unerlässlich. Eine potenzielle Immobilie in einem Bischofswieser Gewerbegebiet sei ideal gewesen, sagt Ansgar Brundiers. „Viel Platz, Gabelstapler-fähig, man kann lagern und direkt anliefern lassen”, erklärt er. Allerdings war das Objekt zu abgelegen, die Entscheidung fiel gegen die Alternative aus. Damit war auch das letzte Fünkchen Hoffnung gestorben, dass der Hagebaumarkt einen neuen Standort bekommt und weiter existieren kann.   

Seit 18 Jahren ist Brundiers für seinen Arbeitgeber, die Schneider-Hagebaumärkte, tätig. Jener im Panoramapark existiert seit knapp 15 Jahren. Drei Namensänderungen durchlief der Markt im Laufe der Zeit und firmiert nun als Hagebau kompakt. Zurückzuführen ist die Bezeichnung auf die Größe der Verkaufsfläche: deutlich kleiner als gewöhnliche Märkte, jedoch werden so gut wie alle Warengruppen abgedeckt. 13 weitere Standorte betreibt der Geschäftsführer in Südostbayern und Österreich.

Verträge mit Action seit längerem unter Dach und Fach

Die angekündigte Schließung des Marktes hat viele Kunden verunsichert. Denn klar ist: Einen vergleichbaren Markt gibt es in näherer Umgebung nicht, der Baustoffe, Holz, Maschinen oder Elektroartikel an einem Ort vereint. „Da blutet ein Ort nach und nach aus”, sagt ein Kunde zu den Einkaufsmöglichkeiten. Und Brundiers meint: „Die Leute werden mit so einem Schritt weiter in den Online-Handel getrieben und bestellen am Ende die Blumenerde einfach im Internet.“

Bereits vor Monaten wurde der Mietvertrag von Seiten des Eigentümers des Panoramaparks, einem Zusammenschluss mehrerer Investoren, der CEFI II Retail GmbH & Co., nicht verlängert. Ab Frühjahr wird stattdessen die Discounterkette Action Deutschland in die Räumlichkeiten einziehen. Die Verträge sind seit längerem unter Dach und Fach. Der Mietvertrag des Hagebaumarkts läuft noch bis Ende Februar.  

Widersprüchliche Signale

Brundiers ist sauer über das Aus. Zu verhindern sei dies nicht gewesen, obwohl der Baumarkt eigentlich Mieter bleiben wollte. Es wurde zwischendurch sogar über eine Erweiterung vor Ort nachgedacht, dazu gab es wohl auch positive Signale. Doch der Vermieter entschied anders. Verhandlungsmöglichkeiten für eine Fortsetzung des Mietverhältnisses gab es keine. Auf mehrere Nachfragen beim Vermieter gab es von dort keine Reaktion. 

Die Mieten im Panoramapark sind mittlerweile eine große Unverschämtheit.

Ein Mitarbeiter des Einkaufscenters

Die Beendigung des Mietverhältnisses sei allein der Tatsache geschuldet, dass die Billigkette Action deutlich tiefer in die Tasche greife. „Die Mieten im Panoramapark sind mittlerweile eine große Unverschämtheit”, schimpft ein Mitarbeiter des Panoramaparks. Das ist für ihn auch der Grund, weshalb viele Flächen seit langem nicht vermietet sind und der Leerstand im Einkaufszentrum weiter zunimmt. Kein gutes Zeichen sei das. „Das kann sich heutzutage kaum einer mehr leisten”, sagt er.

Laut Marktleiter Brundiers läuft der Abverkauf gut. Mit der ersten Woche ist er zufrieden. „Für uns alle ist es ein schwerer Abschied“, schildert er. Die letzten Regale werden im Februar verschwinden, und dann wird es erstmal still in den Räumen, die über Jahre Baumaterialien für viele Heim- und Bauprojekte in der Region bereitgestellt haben. Mit dem Aus des Hagebaumarkts im Panoramapark verliert der Talkessel einen zentralen Standort für den Fach- und Heimwerkerbedarf, so viel ist klar. „Ein Ort geht verloren, an dem man nicht nur einkaufen, sondern auch Rat finden konnte“, sagt Brundiers. Es ist ein Stück regionaler Versorgung, das mangels Räumlichkeiten so dann wohl nicht mehr wiederkommen wird. (kp)

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