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Zum Jahreswechsel sollte alles besser werden

Nur noch sieben Beschwerden am Tag, doch: Wartet an Ostern der nächste Mülltonnenfrust im BGL?

Ein Müllfahrzeug mit der Aufschrift „Remondis“ fährt auf einer Straße entlang. Eine schwarze Mülltonne mit der Aufschrift „Berchtesgadener Land“ steht an einer Straße.
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Das Landratsamt und die Firma Remondis mussten schon zahlreichen Krisengespräche führen, weil immer wieder Mülltonnen nicht geleert wurden.

Über 100 Beschwerden an einzelnen Tagen, Krisengespräche und Vertragsstrafen: Der Frust über nicht geleerte Mülltonnen im Berchtesgadener Land erreichte 2024 seinen Höhepunkt. Mit einer neuen Tourenplanung durch den Dienstleister Remondis (Chieming) sollte zum Jahreswechsel alles besser werden. Doch schon zum Feiertag Drei Heilige Könige am 6. Januar gab es den nächsten Ärger. Seitdem hat sich die Lage zwar gebessert, aber zufrieden ist man im Landratsamt noch lange nicht. Und schon jetzt geht dort der bange Blick in Richtung Ostern.

Bad Reichenhall - Die Flutwelle an Beschwerden, sie scheint vorerst abgeebbt zu sein. Im November sprach Hartenberger noch von Hoffnungsschimmern, um die Monate voller Frust, Ärger und Stress für ihn, sein Team und vor allem für die Bewohner im Berchtesgadener Land hinter sich zu lassen. „Man hat im Wesentlichen sein Wort gehalten“, erklärt er mit Blick auf den neuen Vertrag zum 1. Oktober, mit dem sich viele Probleme schlagartig verbesserten. „Es war regelrecht erschreckend für uns und eine positive Überraschung, dass auf einmal die Meldungen über fehlenden Leerungen ausblieben.“ Ein ungewohntes Gefühl bei der Abfallwirtschaft.

Doch wie Hartenberger es ausdrückt, „holte uns die Realität zum 1. November wieder ein“. Wegen der Feiertagsverschiebung im „alten“ Abholkalender kam es wieder zu Problemen. Kaum waren diese abgearbeitet und wieder ein Normalzustand erreicht, folgte der Jahreswechsel, zu dem eigentlich dank neuer Tourenplanung alles besser werden sollte. „Es war nicht so schlimm wie ein Jahr zuvor, aber für uns immer noch zu schlimm.“ Nicht unerwähnt will er lassen, dass durch die Feiertage der Fahrplan sehr gestreckt wurde und daher für alle Beteiligten, also auch die Dienstleister in der Abfallwirtschaft, nicht einfach war. Bis Ende Januar waren die Mitarbeiter im Landratsamt mit Meldungen über stehengelassene Tonnen beschäftigt. „Seitdem läuft es wieder“, so Hartenberger.

Nur noch sieben Beschwerden pro Tag

Derzeit sind es im Schnitt rund sieben Beschwerden jeden Tag - eine enorme Verbesserung. Im Vorjahr lag die Anzahl an manchen Tagen im dreistelligen Bereich. Doch wie der Leiter erklärt, sind es nach wie vor häufig die gleichen Betroffenen, „die sich natürlich zu Recht beschweren“. Manche Standorte und Straßenzüge werden - etwa aufgrund der Topografie oder der Rotation unter den Fahrern - nach wie vor nicht so angefahren, wie es sein sollte. Weil er und sein Team nicht mehr die Masse an Beschwerden aufarbeiten müssen wie noch vor wenigen Monaten, fallen die Hotspots leichter auf.

„Wenn die Regelleerung eines dieser Hotspotobjekte normalerweise bis 8 Uhr erfolgt und gegen 10 Uhr noch nichts passiert ist, dann wissen wir, dass die Stelle nicht angefahren wurde. Das hat sich bisher immer bewahrheitet.“ Das Schlimme aus Hartenbergers Sicht: Wenn sich die Kommunale Abfallwirtschaft bei diesen Fällen nicht rühren und in Chieming darauf aufmerksam machen würde, würde meistens nichts passieren. „Trotzdem hat sich auch dieser Zustand gebessert, es wird - wenn auch auf unsere Bitten - schneller reagiert.“

Ein Feiertag als Wendepunkt

Ein Negativbeispiel, das im Nachhinein aber bei Remondis für ein Umdenken sorgte, war der Feiertag Heilige Drei Könige am 6. Januar. In gesamten Landkreis wurden bei circa 20 Prozent der Tonnen keine Leerung durchgeführt. Im Gegensatz zum Vorjahreszeitpunkt noch eine deutliche Verbesserung. „Als mir die Firma eine vermeintlich komplett erledigte Tour vorgelegt hat, wollte ich mir das nicht gefallen lassen“, so Hartenberger. Es folgte wieder ein Krisengespräch, doch seitdem scheint sich auch die Kommunikation positiv verändert zu haben. „Sie reagieren selbstständiger und zuverlässiger, auch wenn manches noch ausbaufähig ist.“ Vom Zustand 2024 inklusive der vielen Krisengespräche und Vertragsstrafen sei man momentan weit entfernt.

Das sagt Remondis

„Wir können ebenfalls bestätigen, dass sich die Situation signifikant verbessert hat. Dass es hier und dort noch vereinzelt zu Beschwerden kommt, ist üblich und lässt sich im Einzelfall auch immer recht zügig aufklären. Hierzu trägt auch der stetige Austausch mit dem Landratsamt gut bei“, teilt eine Sprecherin des Unternehmens mit.

Die Umstellung des Tourenplans sorgte zum Jahreswechsel noch einmal für etwas Aufregung, habe aber „aus unserer Sicht gut funktioniert und für Entlastung gesorgt“. Ziel der Umstellung sei gewesen, mehr Puffer einzubauen, um zum Beispiel Feiertage flexibler auffangen zu können. „Das soll dazu beitragen, dass die Abfuhr rund um Feiertage wesentlich besser planbar ist und es zu weniger Ausfällen oder Verzögerungen kommen kann.“

Außerdem wurde personell noch einmal Vorsorge getroffen, heißt es weiter. „Ein massiver Krankenstand, wie wir ihn im letzten Sommer hatten, lässt sich jedoch nicht immer kurzfristig kompensieren. Der Personalmangel wird die Branche definitiv auch weiterhin begleiten“, betont die Sprecherin. Es lasse sich nie zu 100 Prozent ausschließen, dass bei einer Tour vereinzelt einmal Behälter nicht geleert werden. „In solchen Fällen kümmern wir uns aber um eine schnellstmögliche Nachabfuhr. Generell sind wir sehr zuversichtlich, durch die getroffenen Maßnahmen und die optimierte Kommunikation besser vorbereitet zu sein für etwaige Ausfälle.“

Hartenberger weiß, dass sich die Logistik-Branche schwertut und es zeitweise immer wieder zu personellen Engpässen kommt. Problematisch sind seiner Beobachtung nach meistens die Ferienzeiten. „Früher gab es nur in diesen Zeiträumen Schwierigkeiten, doch mittlerweile fängt das zwei Wochen vorher an und hält bis zu zwei Wochen nach den Ferien an.“ Deswegen richtet sich nun der bange Blick im Landratsamt in Richtung Osterferien (14. bis 25. April). „Auch dann wird es zu Feiertagsverschiebungen im Abfallkalender kommen. Eigentlich sollte es durch den neuen Tourenplan zu weniger Problemen kommen, aber wenn wieder einzelne oder mehrere Fahrer und Müllwerker meinen, wegen der Urlaubssperre krankheitsbedingt auszufallen, um an die freien Tage zu kommen, drohen wieder Ausfälle.“

„Ist nicht unser Problem“

Für ihn ist aber klar, dass Remondis dafür eine Lösung finden und daran arbeiten muss. „Ich verstehe das Dilemma der Firmen, aber das ist nicht unser Problem. In Rosenheim beispielsweise funktioniert es auch, da beschweren sich die Kollegen nicht“, berichtet er über den Austausch mit anderen Abfallwirtschaften.

Einen dringenden Appell hat er an die „stillen Meldenden“, wie er es ausdrückt. Auch wenn es löblich sei, abwarten zu wollen: „Die Tonnen müssen bis 20 Uhr geleert werden. Wenn das am nächsten Morgen noch nicht geschehen ist, brauchen wir die Information der Anwohner - auch wenn dann der Fahrer kommt und den Müll nachträglich abholt.“ Das gelte auch dafür, wenn die Tonne noch nicht voll war und nicht abgeholt wurde. „Wenn sie dann in 14 Tagen wieder nicht geleert wird, ist der Druck gleich viel größer.“ Weil sich viele Betroffene gar nicht oder erst Tage später melden, befürchtet Hartenberger eine viel größere Dunkelziffer an eigentlichen Beschwerden.

Kommt der kommunale Eigenbetrieb?

Auch aus einem anderen Grund muss die Abfallwirtschaft Bescheid wissen: Eigentlich dürfen Betroffene, deren Tonne nicht abgeholt wurde, beim nächsten Termin eine Mehrmenge dazustellen - beim Restmüll zum Beispiel in Plastiksäcken verpackt. „Das sind wir unseren Bürgern schuldig. Aber wir müssen das wissen und können dann Remondis informieren. Wenn die Mehrmenge einfach so dazugestellt wird, handelt es sich um einen Missbrauch des Systems, denn eigentlich gelten geschlossene Tonnendeckel als Vorgabe. Das wird dann nicht mitgenommen.“

Trotz der aktuellen Entwicklung ist laut Hartenberger im Grobkonzept für die Abfallwirtschaft weiterhin der kommunale Eigenbetrieb vorgesehen. Doch er macht auch klar: „Ein Eigenbetrieb betrifft das Große und Ganze der Abfallwirtschaft. Müllabholung, Wertstoffsammlung und Deponien und erfordert auf allen Ebenen Ressourcen und das lässt sich ohne den gekündigten Vertrag und die laufende Neuausschreibung nicht kurzfristig umsetzen. Aktuell spielt das eine untergeordnete Rolle, aber warten wir mal ab, wie die weiteren Feiertage und Ferien ablaufen.“ (ms)

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