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Hände zum Gebet: Neues Kapitel für Kaufmannsfamilie

Gegen den Trend: Vater-Sohn-Duo Hölzlwimmer eröffnet neuen Edeka-Markt in Berchtesgaden

Sohn Thomas und Vater Helmut Hölzlwimmer sind beide Kaufleute. Sie freuen sich auf die baldige Eröffnung eines weiteren Lebensmittelmarktes. Die Investitionen: rund zwei Millionen Euro.
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Sohn Thomas und Vater Helmut Hölzlwimmer sind beide Kaufleute. Sie freuen sich auf die baldige Eröffnung eines weiteren Lebensmittelmarktes. Die Investitionen: rund zwei Millionen Euro.

Helmut Hölzlwimmer und sein Sohn Thomas wagen einen großen Schritt: die Eröffnung ihres zweiten Edeka-Marktes in Berchtesgaden im Juli. Trotz der Herausforderungen der Pandemie und der Baupreise entschieden sie sich für das Risiko. Das Vater-Sohn-Duo plant unter anderem ein Café.

Berchtesgaden – Die Hände zum Gebet gefaltet, den Blick gen Himmel gerichtet – so steht Helmut Hölzlwimmer in seinem Lebensmittelmarkt. Das Foto ist Teil eines Social-Media-Posts zur Mitarbeitersuche. Denn der 54-Jährige wagt noch einmal einen großen Schritt in seinem beruflichen Leben: Im Juli eröffnet er einen zweiten Edeka-Markt an der Bergwerkstraße in Berchtesgaden. „Ohne meinen Sohn hätte ich das nicht gemacht“, sagt der Unternehmer.

Seit Monaten wird abgerissen, gefräst, gebohrt und erneuert. Die Schöndorfer Firmengruppe aus Bad Reichenhall, Eigentümerin des 1400 Quadratmeter großen Gebäudes, investiert in das knapp 50 Jahre alte Haus. „Es war in die Jahre gekommen und definitiv in keinem guten Zustand“, sagt der künftige Pächter und Kaufmann Helmut Hölzlwimmer. Über Jahre drang Wasser ins Gebäude ein, die Wände hatten sich vollgesogen – es war höchste Zeit zu handeln.

Ab Juli betreibt Hölzlwimmer hier gemeinsam mit seinem Sohn Thomas den neuen Edeka-Markt. Die Hölzlwimmers sind eine klassische Kaufmannsfamilie in dritter Generation. Vor mehr als 60 Jahren eröffnete der Großvater einen kleinen Edeka-Markt, sein Sohn führte das Geschäft weiter – und nun tritt auch der Enkel in seine Fußstapfen. „Für mich war immer klar, dass ich Kaufmann werde“, sagt Thomas, 24. Seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolvierte er in Anif bei Salzburg – bewusst nicht im väterlichen Betrieb. Danach hängte er noch eine Metzgerlehre in Salzburg an.

Der Metzgerei-Bereich wird aktuell auf Vordermann gebracht.

Helmut Hölzlwimmer betreibt seit 13 Jahren einen Edeka-Markt an der Königsseer Straße und beschäftigt dort 44 Mitarbeiter. Eigentlich hätte ihm das genügt – doch dann ergab sich die Möglichkeit, den neuen Markt zu übernehmen. Bereits vor der Pandemie gab es erste Gespräche, ob er sich den Schritt zutraue. Damals steckte Thomas noch in der Ausbildung. Dann kam Corona, die Baupreise schossen in die Höhe, und die Sanierung wurde aufgeschoben – bis jetzt.

Letztlich entschied sich Hölzlwimmer, das Risiko einzugehen und den neuen 1400-Quadratmeter-Markt anzumieten. „Aber nur, weil mein Sohn mitmacht“, betont er. Mit 60 will er das Geschäft an Thomas übergeben – dann ist der Sohn 30, ein gutes Alter für den nächsten Schritt. Rund zwei Millionen Euro investiert die Familie in Ausstattung, Tiefkühltruhen, Regale und die vielen tausend Produkte, die ein Supermarkt braucht.

Investition in die Zukunft – Herausforderungen und Chancen

Apropos unverzichtbar: Das gilt auch für die Mitarbeiter – die jedoch schwer zu finden sind. Deshalb der Social-Media-Post mit den zum Gebet gefalteten Händen. 25 Leute werden für den neuen Markt gebraucht. „Mit beiden Märkten haben wir dann 70 Angestellte.“ Einige Mitarbeiter konnte er vom Vorgänger übernehmen, der unter massivem Personalmangel litt. Weitere Bewerbungen gibt es bereits, doch der Bedarf ist weiterhin groß.

Fakt ist: Die Zahl der Lebensmittelmärkte ist in den letzten Jahren gesunken. Kleine Läden sind fast vollständig aus dem Stadtbild verschwunden. Im Mai schließt der letzte Nahversorger im Zentrum von Berchtesgaden, für den es auch eine Unterschriftenaktion gab. Die Neubelebung des Standorts an der Bergwerkstraße ist daher ein wichtiger Schritt. Gleichzeitig erledigen immer mehr Österreicher ihre Wocheneinkäufe im grenznahen Berchtesgaden – dort sind Lebensmittel oft günstiger als in ihrer Heimat. Auch die Hölzlwimmers setzen auf diese Kundschaft.

Doch um Kunden anzulocken, muss mehr geboten werden. Das wissen auch die Hölzlwimmers. Der neue Markt soll besonders einladend sein: Ein Café mit knapp 30 Sitzplätzen ist direkt angeschlossen, dazu kommen eine Frischetheke, ein eigener Backshop, eine Frischobst-Abteilung und ein separater Getränkemarkt. Drei reguläre Kassen werden durch drei Selbstbedienungskassen ergänzt. Jung-Kaufmann Thomas plant zudem, künftig eigene Mittagsgerichte zu produzieren.

Umfangreiche Sanierungsarbeiten, Personalmangel und ein hoher finanzieller Aufwand

Noch gleicht das Gebäude einer Großbaustelle. Überall wird gearbeitet, Hunderte Deckenstützen sichern das Gebäude, da das von oben eindringende Wasser die Statik des Hauses gefährdete. Die Betondecke hat noch nicht ihre endgültige Tragfähigkeit erreicht. Das undichte Parkdeck wurde inzwischen weitgehend saniert, auch wenn darauf noch fleißig gearbeitet wird. Der Untergrund muss noch trocknen. „Bis auf den Baustahl musste alles abgetragen werden“, sagt Helmut Hölzlwimmer. Eigentlich war die Eröffnung für Juni geplant – nun wird es definitiv Juli werden.

Darauf liegt auch der Fokus der beiden Kaufleute. „Unsere Tage sind momentan prall gefüllt mit Planungen“, erzählt Thomas Hölzlwimmer. „Wir gestalten das Sortiment, besprechen Details zur Ladeneinrichtung und organisieren Abläufe – all das muss bis zur Eröffnung stehen.“ Neben unzähligen Telefonaten stehen auch viele Personalgespräche auf der Tagesordnung. Ein gut eingespieltes Team ist das A und O, deshalb nimmt man sich viel Zeit für die Auswahl und Einarbeitung der neuen Mitarbeiter. Trotz der intensiven Vorbereitungen kann es der 24-Jährige kaum erwarten, endlich loszulegen. Vater Helmut weiß, dass die kommenden Wochen fordernd werden. „Das wird eine Herausforderung, aber wir stellen uns dieser Aufgabe.“ (kp)

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