„Google war gestern”
KI im Tourismus: Die Zukunft der Gästevermietung in Berchtesgaden?
Trotz der Zurückhaltung vieler Vermieter gegenüber KI, sieht Günter Exel großes Potenzial in der Technologie. KI-Assistenten könnten den Alltag der Gastgeber erleichtern und den Gästen einen personalisierten Urlaub bieten.
Berchtesgaden – „Jetzt beginnt die Musik erst richtig. Für manche könnte es etwas ruppig werden“, sagt Günter Exel. Was wie eine Drohung klingt, ist in Wahrheit eine Verheißung. Der KI-Spezialist und Tourismusberater aus Österreich unterstützt Gastgeber und Hoteliers in der bayerischen Tourismushochburg Berchtesgaden. Sein Fazit: Künstliche Intelligenz bietet enormes Potenzial für den Gast der Zukunft. Sein Rat: mutig auf KI setzen.
Im AlpenCongress Berchtesgaden, wo der Zweckverband Bergerlebnis zu einer Veranstaltung geladen hat, ist der Saal gut gefüllt. Hier sitzen Vermieter, Hoteliers und Touristiker. Als Exel fragt, wer bereits KI im Alltag nutzt, bleibt es im Raum erstaunlich ruhig. Dabei könnte gerade die Gästevermietung enorm von den Möglichkeiten profitieren.
Kleine Vermieter setzen noch nicht auf KI
Der Alltag vieler Gastgeber läuft klassisch: Mit einer Webseite macht man auf sich aufmerksam, Buchungsportale erledigen den Rest. Anfragen müssen schnell beantwortet werden, automatisierte Buchungen gibt es längst. Doch während große Hotels bereits KI nutzen, haben kleinere Vermieter kaum Berührungspunkte damit.
Exel will das ändern und zeigt auf, was laut ihm ohne Weiteres möglich ist: Ein KI-Assistent könnte Fragen zum Aufenthalt in Berchtesgaden beantworten, personalisierte Urlaubstipps geben, Kundenbewertungen analysieren und automatisierte E-Mails verfassen.
Die Möglichkeiten sind vielfältig. „Das ging alles recht schnell“, unterstreicht Exel die rasante Entwicklung. Seit November 2022, als ChatGPT für Schlagzeilen sorgte, gilt KI als Motor des Wandels – mit Potenzial, viele Lebensbereiche zu verändern. Seitdem gibt es unzählige Modelle.
KI kann viele Aufgaben abnehmen
Günter Exel programmiert seit den frühen 1980er-Jahren. In den mehr als vier Jahrzehnten ist eine Menge passiert. Heute führt er ein live geführtes Gespräch mit einer KI-Assistentin namens Aida. Die künstliche Stimme klingt überraschend natürlich, viele im Saal können kaum glauben, dass hier kein echter Mensch spricht. „Wir werden künftig viel mehr mit unseren persönlichen Assistenten kommunizieren“, ist sich Exel sicher. „Mir ist klar, dass einigen dabei ein kalter Schauer den Rücken hinabläuft.“
Doch Exel sieht die Vorteile: KI wird den Vermietern viele Aufgaben abnehmen. So könnten bald digitale Wissens-Pools entstehen, die Gäste gezielt über den Urlaub in Berchtesgaden informieren. Google, sagt Exel, sei auf lange Sicht überholt. „Google ist eigentlich bereits jetzt total veraltet. Künftig werden wir keine Infos mehr googeln, sondern personalisierte KI-Assistenten nutzen, die mehr bieten.“
Detaillierter Reiseplan von der KI
Bereits heute kann KI einen Berchtesgaden-Aufenthalt individuell gestalten. Innerhalb weniger Sekunden erstellt sie eine maßgeschneiderte Reise für ein „anspruchsvolles Paar“, das Wert auf Kulinarik, handwerkliche Traditionen und Kultur legt. Neben Kontaktdaten und Preisen gibt die KI einen detaillierten Reiseplan – ganz ohne Reisebüro oder lange Recherche.
Exel ist überzeugt: Gastgeber werden durch KI-gestützte, individuelle Betreuung herausstechen. „Buchungen lassen sich optimieren, Webseiten in Windeseile neu erstellen, und Gäste können mit nutzerdefinierten Tipps schon vorab versorgt werden.“
Im E-Mail-Verkehr erleichtert KI bereits den Alltag. Dennoch warnt Exel vor möglichen Fehlern. „Ein KI-Modell kann auch mal in die falsche Richtung abbiegen“, gibt er zu bedenken. Heißt: Alle generierten Informationen sollten überprüft werden, bevor sie zum Einsatz kommen.
Künstliche Intelligenz – der nächste Meilenstein?
Sein Appell an Gastgeber: KI-Agenten eine Chance geben – so wie einst dem Smartphone. „Das Internet und das Smartphone haben die Welt revolutioniert“, sagt Exel. „Künstliche Intelligenz wird der nächste Meilenstein.“
Er demonstriert, wie KI binnen Sekunden passende Webseiten-Bilder generiert, Chatbots nutzt, Wanderrouten empfiehlt oder Kundenzufriedenheit auswertet. Später zeigt er einen KI-Avatar einer realen Person, die im Video als digitaler Urlaubsratgeber fungiert. „Wahrscheinlich erschlägt euch das alles gerade und macht euch Angst“, sagt Exel. Doch er ist überzeugt: Die Chancen überwiegen.
Dennoch bleibt für ihn eines klar: „Der Faktor Mensch ist am Ende das wichtigste Gut.“ Eine Zuhörerin bleibt skeptisch: „Der Mensch wird am Ende das Denken verlernen.“ (kp)
