Viele Berchtesgadener unterstützen Aktion
Nach Edeka-Aus in der Fußgängerzone: Verhindern 1100 Unterschriften den Leerstand als „Worst Case“?
Die Entscheidung von Edeka Südbayern, den Markt in der Metzgerstraße Ende Mai zu schließen, sorgte für Aufsehen. Seitdem versuchen Bürgermeister Franz Rasp und Eigentümer Peter Hetteger, eine Lösung zu finden. Auf die Unterstützung der Bevölkerung können sie jedenfalls zählen: Über 1100 Berchtesgadener wollen einen Nahversorger in der Fußgängerzone. Die Liste wurde auch an Edeka überreicht. Doch ändert das etwas? Und wie geht es weiter? Rasp, Hetteger und die Unterschriften-Initiatorin Iris Edenhofer geben Auskunft.
Berchtesgaden - Schon längere geisterte das Gerücht über ein drohendes Ende des Edeka-Marktes in der Fußgängerzone durch die Gemeinde. Mitte Januar folgte mit der Bestätigung der Schock: Der Laden hat nur noch bis Ende Mai geöffnet, der Pachtvertrag wird nicht verlängert. Die Entscheidung stellte für Anwohner, Bürgermeister Franz Rasp und den Gemeinderat eine herbe Enttäuschung dar, doch schnell wurden Gespräche über eine neue Lösung für die Räume aufgenommen. Auch an anderer Stelle fiel der Entschluss, nicht untätig zuzuschauen.
„Wir wollten das nicht klag- und hoffnungslos hinnehmen, sondern etwas bewirken und dafür sorgen, dass wir alle kämpfen“, erzählt Iris Edenhofer. Mit „wir alle“ meint sie die Berchtesgadener, und offensichtlich traf sie mit ihrer Unterschriftenaktion genau ins Schwarze: Innerhalb von vier Wochen beteiligten sich über 1100 Personen. Und mit „kämpfen“ meint sie, „alles in unserer Macht Stehende zu tun, damit wir im Markt wieder einen Nahversorger bekommen“.
Ein „sozialer Treffpunkt“
Im Vorfeld sei das drohende Aus schon einige Male im Gemeinderat diskutiert worden, schildert Edenhofer. „Natürlich steht immer die Frage im Raum, ob wir uns in wirtschaftliche Belange einmischen können. Aber ich sehe auch die zweite Seite der Medaille: Da geht sehr viel verloren, wenn wir keine Lösung finden.“ Berchtesgaden sei gewachsen und vor allem im Markt gebe es viele Wohnungen. Vor allem für die älteren Einwohner sei der Laden ein „sozialer Treffpunkt“.
Weil Edenhofer „nicht nur Symbol-, sondern auch Realpolitik betreiben“ wollte, wendete sie sich mit ihrer Aktion direkt an die Einwohner. „Ich war total überwältigt“, erzählt sie. Als sie mit ihrem Mitorganisator Martin Klocke in die örtlichen Geschäfte ging, um die Listen auszulegen, wurden sie mit offenen Armen empfangen. „Die Leute haben sich gefreut, dass endlich jemand etwas unternimmt.“ Schon nach einer Woche bekam sie Anrufe, in denen weitere Listen geordert wurden.
Bürgermeister unterzeichnen im Namen des Gemeinderates
Innerhalb der ersten vier Wochen sammelte sie einige Liste wieder ein und rechnete mit 400 bis 500 Unterschriften. Dass es bislang über 1100 geworden sind, „ist einfach unglaublich“. Bürgermeister Rasp sowie Edenhofer und Josef Wenig als stellvertretende Bürgermeister unterzeichneten im Namen des Gemeinderates ebenfalls die Liste. „Wir haben sie an Edeka nach Gaimersheim bei Ingolstadt, zum Sitz der Südbayern-Zentrale, geschickt. Vielleicht können wir damit Druck machen“, so Edenhofer. Sie hält einen „Nah & Gut“-Markt, wie in Bischofswiesen oder Schönau, für eine gute Alternative. „Vielleicht können wir jemanden motivieren, einen solchen Laden in der Fußgängerzone zu betreiben. Die Bereitschaft aus der Bevölkerung ist mehr als deutlich.“
Der „Worst Case“ wäre, wenn die Räume leer bleiben oder ein anderes Geschäft einzieht. Ein Lebensmittelmarkt sei grundlegend wichtig, auch für die anderen Läden. „Viele Angestellte im Markt kaufen dort ein oder holen sich mittags etwas zu Essen. Und manche schauen sich bei der Gelegenheit auch gleich nach Schuhen, Klamotten oder anderen Dingen um. Davon profitieren alle“, betont Edenhofer. Für sie geht es mit der Unterschriftenaktion auch darum, etwas „gegen das Ausbluten unserer Innenstädte und Märkte“ zu unternehmen. „Die Hoffnung ist da und der Zusammenhalt ist toll. Ich werde weitere Stimmen einsammeln“, macht sie klar.
„Hoffen auf ein gutes Ergebnis“
Bürgermeister Rasp bestätigt, dass die Unterschriftenliste kürzlich an Edeka, aber auch an den Eigentümer übergeben wurde. Er schildert, dass im Hintergrund nach wie vor viele Gespräche mit möglichen Betreibern geführt werden. Rasp wertet es als gutes Zeichen, dass sich alle Fraktionen im Gemeinderat dem Schreiben angeschlossen haben: „Wir sind uns einig, dass ein Lebensmittelmarkt in der Fußgängerzone eine gute Sache ist. Realistisch muss man aber bleiben: Er muss wirtschaftlich betrieben werden.“
Auf die Frage, wie optimistisch er ist, dass eine zeitnahe Lösung gefunden wird, antwortet er: „Das ist eine privatrechtliche Angelegenheit. Wir unterstützen als Gemeinde, wo wir nur können, in dem wir zum Beispiel unsere Flächen bereitstellen, die ab der Hausmauer beginnen.“ Da habe man Kooperationsbereitschaft signalisiert und zudem Kontakte hergestellt. „Letztendlich ist es eine Aufgabe, die wir gemeinsam angehen. Wir hoffen auf ein gutes Ergebnis“, betont Rasp.
Eigentümer will passende Lösung
Und was sagt der Eigentümer, Peter Hettegger? Er hat jedenfalls keine Neuigkeiten zu vermelden. „Es hat sich nichts verändert“, sagt er. Namen über potenzielle Nahversorger oder Betreiber will er nicht nennen, „bislang gibt es noch nichts Konkretes“. Für Hettegger ist klar: Die Lösung für den Laden in der Metzgerstraße muss passen. Er will „nicht irgendetwas nehmen, Hauptsache um etwas gefunden zu haben“.
Ihm geht es darum, für den Markt einen Mehrwert zu bekommen. „Und bei den aktuellen Gesprächen war das bislang noch nicht der Fall“, teilt er vielsagend mit. Klar ist: Viel Zeit bleibt den Verantwortlichen nicht mehr, denn der Edeka-Markt bleibt nur noch bis Ende Mai in der Fußgängerzone. (ms)