Trotz der Werte einige Sorgenfalten
Tourismus wieder auf Rekordkurs: Bergerlebnis Berchtesgaden will „Wintersaison stärken“
Berchtesgaden als eine der beliebtesten Tourismusregionen Bayerns erfreut sich wieder größter Beliebtheit. Das belegen Zahlen, die der Vorsitzende des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden, Bartl Wimmer, beim jüngsten Gastgeberstammtisch präsentierte. Demnach liegen die Gästeankünfte für das vergangene Jahr knapp unter dem Rekordjahr von 2019. Dennoch sieht Wimmer einige Probleme aufziehen.
Berchtesgaden - „Ein ganz vernünftiges Jahr mit kleinen Einschränkungen”, so zurückhaltend bezeichnet Wimmer die vergangene Tourismussaison. Für ausschweifende Selbstbeweihräucherung ist der Unternehmer nicht bekannt. Tatsache ist: 558.000 Gäste machten 2024 zu einem der erfolgreichsten Jahre in der 75 Jahre andauernden Geschichte des Zweckverbandes, wenngleich die Übernachtungszahlen etwas unter denen des Vorjahres liegen. 2,32 Millionen Übernachtungen verbuchte die Tourismusregion am Fuße des Watzmanns, die vor allem für ihre Ausflugsziele bekannt ist: Mit dem Nationalpark Berchtesgaden, dem Königssee, Kehlstein, Salzbergwerk und der neuen Dokumentation Obersalzberg verbucht man dort jährlich Millionen Besucher.
Und die guten Zahlen waren auch dringend nötig, nachdem die Corona-Jahre für einen deutlichen Abschwung in der Gästestatistik geführt hatten. 2020 waren die Übernachtungszahlen auf 1,9 Millionen, ein Jahr später auf 1,74 Millionen eingebrochen. Zudem kam, dass lukrative Ausflugsziele teilweise geschlossen hatten.
Neue Trends
Was auffallend ist: Die Gäste bleiben immer kürzer. Mit 4,17 Tagen im Durchschnitt nähert man sich klassischen Kurzurlauben an. Nur 2019 war der Durchschnittsaufenthalt noch kürzer (4,09 Tage). „Der Trend zu solchen Aufenthalten ist offensichtlich. Wir haben daher viel Luft nach oben”, sagte Wimmer.
Wenn sich das Wetter im Urlaub als schlecht abzeichnet, wird einfach nicht gebucht.
Bedauerlich und für das Gesamtergebnis des vergangenen Jahres durchaus relevant war der schneelastige Wintereinbruch im vergangenen September. Damals reisten etliche Gäste zum Ende der Hauptsaison von einem auf den anderen Tag ab. Ein Punkt, der den Touristikern Sorge bereitet: Buchungen erfolgen zunehmend kurzfristiger, teilweise erst kurz vor Reiseantritt. „Wenn sich das Wetter im Urlaub als schlecht abzeichnet, wird einfach nicht gebucht”, weiß Wimmer. Früher war die Planbarkeit für Gastgeber einfacher - viele Buchungen standen bereits ein Jahr im Voraus fest.
Hauptsaison lässt sich nicht weiter steigern
Juli und August sind in der touristischen Saison weiterhin die wichtigsten Hauptmonate. „In dieser Zeit sind wir immer ausgebucht”, sagt Wimmer. Die Maximalkapazitäten lassen sich in diesem Zeitraum auch nicht weiter steigern, selbst wenn die Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten vorhanden ist. Worüber sich Touristiker deshalb den Kopf zerbrechen, ist die spürbar schwindende Bettenzahl. In den vergangenen zehn Jahren gaben 377 Betriebe auf. 1665 touristische Betriebe zählte das Bergerlebnis noch 2014. Vergangenes Jahr waren es nur noch 1288.
Wenn wir den Trend nicht stoppen können, haben wir ein Problem.
Hinzu kommt: Bei vielen Anbietern stehen Betriebsübergaben kurz bevor. Bedeutet: Wenn die nachfolgende Generation nicht weitermacht, werden weitere Betten gestrichen. „Das wird unsere größte Herausforderung sein. Wenn wir den Trend nicht stoppen können, haben wir ein Problem”, so Wimmer. 15.350 Betten zählte die Tourismusregion 2019. Fünf Jahre später waren es nur noch 13.415. Wimmer hatte erst im November den Kauf des Berchtesgadener Alpenhotels Kronprinz bekanntgegeben, dessen Nachfolge lange Zeit ungeklärt war. „Es gibt bei uns viele weitere vergleichbare Fälle.”
Fokus auf Nebensaison legen
Für Wimmer ist klar: „Wir müssen unsere Nebensaison verbessern.” In Zeiten, in denen die Sommer immer heißer werden, wird die Nebensaison wichtiger. Der klassische Sommerurlaub könnte sich zudem auf die Nebensaison ausweiten, in der die Kapazitäten noch groß sind. „Der Wettbewerb um die Nebensaison wird sich in jedem Fall verschärfen”, prognostiziert der Vorsitzende des Zweckverbandes.
Bislang reisen während der Saison rund 75 Prozent der Gäste an, in den restlichen Wintermonaten 25 Prozent. Das ausgewiesene Ziel ist daher klar: „Wir müssen die Wintersaison stärken.” Das passiert bereits mit intensiviertem Marketing. Anlocken sollen die Gäste auch zusätzliche Angebote, etwa solche wie am Jenner. Der Berg oberhalb des Königssees präsentiert sich nach dem Aus als alpines Skigebiet nun als Winter-Ausflugsberg für Familien, Wanderfreudige und Rodelfreunde. Ob sich mit diesen Angeboten die Wintersaison nachhaltig ausbauen und zusätzlich Übernachtungsgäste auch in der Nebensaison in die Region locken lassen, muss sich erst noch zeigen, so Wimmer. (kp)
