Warum eine Lösung schwer wird
Nächste bayerische Brauerei schließt: Steigende Preise und das große Pfand(tourismus)problem
In Bayern schließt eine weitere Brauerei. Bayern und Bier gehören untrennbar zusammen. Doch die Brauereien kämpfen mit rückläufigen Verkäufen und steigenden Ausgaben, was den Wettbewerb zunehmend verschärft. Für einige bedeutet das sogar das Aus. Nun hat die nächste Kleinbrauerei getroffen - das größte Problem ist hier offenbar das Pfand beziehungsweise nicht zurückgebrachte Bierflaschen und Kästen. Warum die Angelegenheit immer schwieriger wird.
Bayern - Sinkender Absatz und steigende Kosten. Viele Brauereien in Bayern und Deutschland haben derzeit mit diesen Problemen zu kämpfen. Zuletzt vermeldete Lang-Bräu in Wunsiedel nach 170 Jahren das Aus. Notgedrungen wird man hier voraussichtlich zum 31. Mai 2025 das Brauen einstellen. Gründe dafür gebe es mehrere. Geschäftsführer Rudolf Hopf sprach im Gespräch mit der SZ von einer „Schere“, die immer weiter auseinandergegangen sei; von einem „toxischen Mix“ aus sinkenden Absätzen und steigenden Kosten, Preisdruck und Investitionsbedarf.
„Wir schließen“
Und auch kleinere Brauerei spüren offenbar diesen Druck. So kündigte die Brauerei Kastner im oberpfälzischen Landkreis Tirschenreuth vor wenigen Tagen an, ihren Brauereibetrieb ebenfalls zum 31. Mai 2025 einzustellen. Martin Kastner hatte sich mit seinen Bierspezialitäten seit der Gründung im Jahr 2019 einen Namen auch über die Landkreisgrenzen von Tirschenreuth gemacht. Doch nun muss er einen Schlussstrich ziehen.
„Wie schon seit längerer Zeit bekannt ist, bekommen wir immer weniger Leergut zurück und müssen stetig nachinvestieren. Dazu kommen immer steigende Energie- und Rohstoffkosten“, erklärt die Kleinbrauerei auf Facebook die Gründe und die Frage nach dem „Warum“. Und das Problem mit dem fehlendem Leergut hat die Brauerei Kastner offenbar nicht exklusiv.
Seit Jahren fordern immer mehr Brauereien, dass man ein höheres Pfand einfordern müsse, um den Rückgabe-Anreiz für Konsumenten deutlich zu erhöhen. Auch der Brauerei Fässla in Bamberg macht die Pfand-Thematik seit geraumer Zeit zu schaffen, wie Geschäftsführer Lukas Kalb gegenüber inFranken.de berichtet.
Ein absolutes Minusgeschäft
„Aktuell kostet ein komplett neuer Kasten mit neuen Flaschen 13 Euro inklusive Steuern“, führt Kalb aus. Rund 6000 solcher Kästen müsse alleine die Brauerei Fässla nach eigenen Angaben jedes Jahr hinzukaufen, um die verloren gegangenen oder schlichtweg nicht zurückgegebenen Kästen und Flaschen kompensieren zu können. Wenn also ein Kasten nicht zurückkommt, sind das enorme Verluste. Viele würden sich um die acht Cent pro Flasche nicht scheren.
In diesem Zusammenhang soll es auch im Grenzgebiet Deutschland-Österreich, seit unser Nachbar das Flaschenpfand unter anderem auf Bierflaschen angehoben hat, zu einem regelrechten „Pfandtourismus“ kommen. Die Rechnung der „Pfandtouristen“ dabei ist einfach: Wer auf deutscher Seite einen Kasten Bier kauft, zahlt pro Flasche acht Cent Pfand – bei 20 Bierflaschen sind das zusammen mit den 1,50 Euro für den Plastikkasten insgesamt 3,10 Euro an Pfand. Im Nachbarland muss man sieben Euro Pfand berappen – drei Euro für den Kasten und vier Euro für die Flaschen. Heißt: Wenn der in Deutschland gekaufte Kasten in Österreich zurückgegeben wird, springt ein „Gewinn“ von 3,90 Euro heraus.
Der Rückgabe-Anreiz ist laut einigen Brauereien bei den bestehenden Pfand-Preisen von nur acht Cent pro einzelner Flasche und 3,10 Euro pro vollständigem Kasten in Deutschland viel zu gering. In Deutschland wurde das Pfand seit Jahrzehnten nicht erhöht und liegt bei eben den 8 Cent, die sich bei der Euro-Umrechnung aus den alten 15 Pfennig ergeben hatte. Dabei kosten Leergut und Kästen in der Beschaffung - wie oben beschrieben - längst sehr viel mehr. 20 Cent pro Flasche wie in Österreich liegen sehr viel näher an den echten Kosten, sagen der dortige und auch der bayerische Brauerbund.
Umstellung ein Kostenproblem?
Doch eine Umstellung bringt mehrere Probleme mit sich. Einerseits haben die Brauer die Sorge, dass Kunden sie als Preiserhöhung wahrnehmen. Zudem werden in solch einem Fall alle Flaschen und gegebenenfalls auch Kästen im Umlauf plötzlich mehr wert. Bei rund 4 Milliarden Flaschen im Umlauf - so schätzen Bayerischer und Deutscher Brauer-Bund - werden aus Centbeträgen schnell hunderte Millionen Euro. Und weil Kunden deswegen mit der Rückgabe bis nach der Erhöhung waren könnten, befürchtet man im schlimmsten Fall Leergutengpässe.
Zumindest mit diesem Problem muss sich die Brauereien Kastner nicht mehr herumärgern, wenngleich der Abschied nicht leicht ist. Aber es gibt vielleicht noch ein wenig Hoffnung: „Auch wenn es gerade ganz schön schwerfällt, sag niemals nie, vielleicht kommen wir ja eines Tages wieder“. (mz)