Standort im Berchtesgadener Land essenziell
Kälbersteinschanze vor Millioneninvestition: Sportdirektor über Notwendigkeit für Wintersport
Horst Hüttel, Sportdirektor Weltcup beim DSV, über finanzielle Zuwendungen am Kälberstein und die Notwendigkeit für den Leistungssport.
Bischofswiesen/Berchtesgaden – Am Ende erhält Horst Hüttel doch noch das Wort. Der Sportdirektor ist eigens wegen der Kälbersteinschanze und deren Zukunft nach Berchtesgaden gekommen. Ohne die Schanze ist der deutsche Skisprung und dessen Trainingsbedingungen in Gefahr, weiß Hüttel.
Eigentlich wäre das Thema an diesem Tag im Hauptausschuss besprochen worden. „Doch wir haben noch keinen Bescheid des Landes erhalten”, klagt Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp. Die zuständige Dame sei noch im Urlaub, heißt es. Der Bescheid des Bundes sei hingegen schon da.
Modernisierung hat Priorität
Tatsache ist: Die Modernisierung der Schanze, die für den Deutschen Skiverband (DSV) höchste Priorität hat, liegt bereits in trockenen Tüchern. 90 Prozent der millionenschweren Investition werden von Land und Bund gefördert, etwa zu gleichen Teilen, weiß Hüttel. „In den vergangenen 20 Jahren gab es im Wintersport kein vergleichbares Projekt, das so hoch gefördert wurde”, sagt der Sportdirektor.
Knapp eine Million Euro bleiben am Markt Berchtesgaden hängen. Bei den Betriebskosten wolle sich der DSV noch mit der 8000-Einwohner-Gemeinde einigen, versichert er. Eine fixe Abstimmung mit klarem Ergebnis steht noch aus.
„Am Kälberstein kann man immer springen”
Für Horst Hüttel hat die Kälbersteinschanze „elementaren Stellenwert im Bereich Skisprung und Nordischer Kombination. Alle deutschen Top-Athleten trainieren hier.“ Marinus Kraus, Andreas Wellinger, Severin Freund - viele der Wintersportler haben in Berchtesgaden das Sportgymnasium, die Christophorusschule (CJD) auf dem Obersalzberg, besucht.
Der wesentliche Vorteil, der die Kälbersteinschanze von anderen Skisprunganlagen unterscheide, sei der natürliche Windschutz, sagt Sportdirektor Hüttel. Während die Trainingsmannschaften im August in Oberstdorf windbedingte Ausfälle beklagen mussten, ist die Schanze in Berchtesgaden durch ihre Lage und den diesen umgebenden Wald zu jeder Zeit nutzbar. „Der Wind macht hier keine Probleme. Am Kälberstein kann man immer springen”, so der 55-jährige Sportfunktionär.
Das CJD-Sportinternat ist nur wenige Autominuten entfernt. „Wir verzeichnen aktuell enorm hohe Anfragen von Nachwuchs aus dem Fichtelgebirge und dem Bayerwald” – wegen der für Wintersportler guten Trainingsbedingungen in und um Berchtesgaden. Mit dem Startschuss des Millionenumbaus am Kälberstein soll der Standort Bayern insgesamt gestärkt werden. Auch am Sportgymnasium stehen kostenintensive Erweiterungen bevor.
Standort essenziell für Wintersportler
Horst Hüttel sagt: „Wir benötigen die Gelder und den Ausbau der Schanze, um unsere Leistungsfähigkeit aufrechterhalten zu können.” Laut Sportdirektor haben in den vergangenen Jahrzehnten rund 70 Prozent der deutschen Olympioniken im Wintersport am Standort Berchtesgaden trainiert oder das Internat am Obersalzberg besucht.
Mit der Modernisierung besinnt man sich auf eine „offene Bauweise“, bei der die Größe der Schanze dieselbe bleiben soll. Fokus liegt laut Hüttel auf der 90-Meter-Schanze. Der Schanzenturm bleibt erhalten, soll nun aber einen Aufzug bekommen. Bislang mussten die Sportler zu Fuß den Turm besteigen. Einen Sessellift wird es in Berchtesgaden nicht geben. Die neue Anlaufbahn soll in Stahlbetonkonstruktion umgesetzt werden. Ebenfalls in Stahlbeton realisiert werden sollen die ersten 50 Meter unterhalb des Schanzentisches, die bislang als Brückenkonstruktion in Holz gehalten sind. Damit kann man diesen Bereich künftig auch mit einer Pistenraupe präparieren. Neu entstehen soll unter anderem auch ein Sprungrichter-Turm. Spätestens im November sollen die Ausschreibungen für die Schanze anlaufen.
kp