Armin Nowak ist Laienschauspieler
Berchtesgadener Makler mit Hang zum Drama: „Die Emotion muss echt sein“
Die meisten kennen Armin Nowak als Berchtesgadener Immobilienmakler, Kreisrat oder von einer seiner zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Doch „der Mann mit dem Propeller“ – die Fliege ist sein Markenzeichen – hat ein sehr interessantes Hobby: Er ist Laienschauspieler. Wie er dazu gekommen ist und was er sich davon für den Beruf abschaut, erzählt er im Gespräch mit BGLand24.de.
Berchtesgaden – „Ich bin sehr aktiv als Nebendarsteller, Kleindarsteller und Komparse“, erklärt Armin Nowak. Angefangen hat alles im Jahr 2008 mit der ProSieben-Sendung „3 Bewerber, 1 Job“, in der sich drei Leute um einen Ausbildungsplatz in Nowaks Immobilienbüro beworben haben. Nowak und seine Mitarbeiter spielten dabei sich selbst. „Heute würde die Sendung ‚3 Arbeitgeber, 1 Auszubildender‘ heißen“, lacht Nowak. Drei Tage lang wurde gedreht. Doch auch wenn es ein Storyboard gab, war alles authentisch: „Die Emotion, zum Beispiel wenn jemand gehen muss, muss echt sein“, erklärt er.
Begriffserklärungen
Die Rolle eines Statisten findet im Hintergrund der Handlung statt. Er greift nicht in das Geschehen ein und spricht keinen Text. Im Vergleich zu Statisten haben Komparsen oft etwas mehr Individualität in ihren Rollen und möglicherweise sogar einige wenige Textzeilen. In solchen Fällen werden sie eher als Kleindarsteller bezeichnet. Sowohl Komparsen/Kleindarsteller als auch Statisten spielen keine wesentliche Rolle in der Handlung und dienen eher als „lebende Requisiten“, um die Hintergrundaktion in einer Filmszene zu beleben.
Zahlreiche Engagements in Film und Theater
Inzwischen war Nowak sowohl im Salzburger Landestheater als auch in einer Laiengruppe an der VHS Bad Reichenhall aktiv. Im Bereich Film hat er verschiedene Kleindarstellerrollen gespielt, darunter in Produktionen wie Lena Lorenz, Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel, Über Land und mehr. Eine seiner bekanntesten Rollen war die des Bäckers aus der Jahrhundertwende in der Leibniz-Story, einer Dokumentation über renommierte deutsche Unternehmen, die im Jahr 2018 im ZDF ausgestrahlt wurde. „Da durfte ich als Bäcker zwei Sätze sprechen. Die fragten mich, ob ich ein Ei mit einer Hand zerschlagen kann. Das hatte ich noch nie in meinem Leben gemacht, aber ich habe gesagt, ich kann das, weil ich die Rolle haben wollte. Und es hat funktioniert.“ Von seinen vielen Engagements zeugt sogar eine eigene Website.
An seine Rollen kommt Nowak durch Ausschreibungen und Castings. Bei seinen schauspielerischen Tätigkeiten hat er auch viele berühmte Persönlichkeiten wie Christine Neubauer und Fritz Wepper kennengelernt. Dabei hat er gemerkt, wie hart der Job tatsächlich ist. „Hauptberuflich wäre das nichts für mich. Da muss man top sein und gute Aufträge haben.“ Er verweist dabei auch auf die häufig prekären Arbeitsverhältnisse bei Schauspielern und der gesamten Crew. „Es macht aber Spaß, hinter die Kulissen zu schauen und zu sehen, wie so ein Film entsteht.“
Theater oder Film: Was ist interessanter?
„Theater ist die größere Kunst“, meint Nowak ganz klar. Während man im Film Fehler korrigieren und Szenen wiederholen könne, sei das auf der Bühne nicht möglich. „Wenn man sich beim Theater verspricht, kann man nichts mehr tun. Ich saß in Salzburg meistens nur da, war aber auf der Bühne sehr präsent und habe immer die Texte gehört. Man kann sie dann fast auswendig. Da fällt einem schon mal auf, dass der Hauptdarsteller zwei Sätze vergessen hat. Im Schauspiel darf man nie stehen bleiben und ‚Äh’ sagen. Das Thema heißt: Weitermachen, egal, was ist.“
Beruflicher Nutzen
Von der Schauspielerei profitiert er auch im Beruf. So dürfe man bei Eigentümerversammlungen nie den roten Faden verlieren, falls jemand mit unmöglichen Fragen kommt. Gestik, Mimik und die Stimme sind auch im Verkauf sehr wichtig. Bis vor kurzem hätten sich Immobilien von selbst verkauft, nun sei wieder verkäuferisches Geschick gefragt, erklärte er bereits im August zur aktuellen Situation am Immobilienmarkt.
Doch auch trotz seines schauspielerischen Talents möchte Nowak im Beruf keine Show abziehen. „Als Makler bin ich authentisch, da bin ich ich. Als Schauspieler bin ich eine andere Figur. Im Beruf kommt mir das zugute, dass ich in der Lage bin, mich in die Situation des anderen zu versetzen. Dadurch habe ich einen gewissen Vorteil in der Verhandlung. Aber Verkaufen ist kein Schauspiel.“
Im Herbst wieder auf der Bühne
„Richtig toll wäre natürlich eine kleine Nebenrolle in einem Film“, äußert der Makler sein großes Ziel. Gerne würde Nowak etwa einmal bei der in Berchtesgaden gedrehten Serie „Watzmann ermittelt“ mitspielen. Als nächstes hofft er zudem auf eine Aufführung der Volkshochschule Bad Reichenhall im Herbst. Sollte das nicht klappen, wäre die Bürgerbühne des Salzburger Landestheaters erneut eine Option. Mit Lampenfieber kann er inzwischen gut umgehen. Er habe einmal den Tipp bekommen, dass er sich all die vielen Menschen einfach als Melonen vorstellen soll.
Auch eine Mitarbeiterin ist als Künstlerin unterwegs
Nowak ist übrigens nicht der einzige im Maklerbüro mit einer künstlerischen Begabung. Die Aufsichtsratschefin Ursula Hölzl singt seit 15 Jahren. Mit ihrem Akustik-Trio „Guade Zeit“ ist sie mit Unterhaltungs- und Barmusik unterwegs, außerdem singt sie im Kirchenchor.
Ein besonderes Anliegen ist ihr zudem ein Altenheimprojekt. Als Duo „Connie und Francis“ spielt sie zusammen mit ihrem Partner Wolfgang Hollinger deutsche Hits aus den 50er und 60er Jahren. „Demente Leute wissen zum Teil nicht mehr, was sie gerade gegessen haben, aber die kennen die ganzen alten Texte und singen alles mit. Ich muss hingegen im Tablet spicken“, freut sie sich. „Du bist die singende Maklerin und ich der schauspielernde Hausverwalter“, scherzt Nowak. Und beide betreiben ihre Kunst nicht wegen des Geldes, sondern weil sie ihnen als Ausgleich zum harten Arbeitsalltag einfach Spaß macht.
mf
