Ein Besuch am Set
So läuft der Dreh der Krimiserie „Watzmann ermittelt” im Berchtesgadener Land
Während sich Produzent Kai Meyer-Ricks über das schlechte Wetter freut, hat die gebürtige Münchnerin Vanessa Eckart gerade ihre ersten Drehtage in einer Hauptrolle in “Watzmann ermittelt” absolviert. Zwölf neue Mordfälle gibt es für den Münchner Schauspieler Andreas Giebel und seinen Partner Peter Marton in der neuen Staffel. Besuch am Set der ARD-Erfolgsvorabendserie, in der Landschaftsbilder über alles gehen.
Berchtesgaden/Ramsau: Im verregneten Bergsteigerdorf Ramsau sitzt Vanessa Eckart auf einer Bank unter einem Zelt, das sie vor dem schlechten Wetter schützt. “Wettersturz” heißt die Folge, die das Team der Lucky Bird Pictures gerade abdreht - im sogenannten “Zauberwald”, einem idyllischen Ort im Bergsteigerdorf Ramsau, der bei schönem Wetter zum Sehnsuchtsort für Urlauber wird.
Für ein TV-Format wie “Watzmann ermittelt” sind Sonnentage die beste Zeit zu drehen. Heute trifft das miserable Wetter aber genau den Wunsch des Produzenten. Kai-Meyer-Ricks ist 56 Jahre alt. Der studierte Architekt ist seit 1990 Filmschaffender, koordiniert die TV-Reihe in Berchtesgaden seit Jahren. Weitblick ist gefragt, damit das rund 50-köpfige Team bis zu zehn Szenen am Tag in den Kasten bringt. An zwei bis drei Folgen arbeiten Kameraleute, Set-Mitarbeiter und Schauspieler pro Tag, sagt er.
Seitdem die Vorabendserie aus dem Berchtesgadener Talkessel vor rund sechs Jahren das erste Mal ausgestrahlt wurde, erreicht sie ein beständiges Millionenpublikum. Watzmann, Königssee und Co. sind die Ingredienzien des Formats, das von der Zugänglichkeit, von hübschen Bildern und der Landschaft lebt: grüne Wiesen, hohe Berge, fast jede Folge ein neuer Mord. Ein klassisches Krimiformat, sagt Kai Meyer-Ricks.
Hauptrolle wird neu besetzt
Vanessa Eckart ist 35 Jahre alt. Sie hat bei den “Rosenheim Cops” mitgewirkt, bei “SOKO München” und steht seit Jahren im Metropoltheater in München auf der Bühne. Dass sie nun eine bereits bestehende Hauptrolle übernimmt und die TV-Tochter von Hauptkommissar Benedikt Beissl (Andreas Giebel) verkörpert, ist für sie eine Premiere.
Den eigenen Weg will sie für sich finden, sagt Vanessa Eckart, und nicht ihre Vorgängerin Ines Lutz kopieren. Dass sich die beiden Schauspieler optisch ähneln, ist kein Zufall, sondern gewollt. Tragende Charaktere auszutauschen, ist für TV-Produzenten durchaus herausfordernd, weil sich Zuschauer bereits an die Rolle gewöhnt haben.
Peter Marton ermittelt in der Rolle des Jerry Paulsen seit sechs Jahren an der Seite von Schauspieler Andreas Giebel - zusätzlich ist er der Schwiegersohn in spe. Die beiden zählen zu den Platzhirschen von “Watzmann ermittelt”. Dutzende Mordfälle haben sie gemeinsam gelöst: Tote Journalisten, um die Ecke gebrachte Politiker, Sportler, Geschäftsmänner.
Die Gesichter der beiden Polizisten sind eng mit der TV-Reihe verknüpft. Wird man für andere Produktionen nicht uninteressant? Marton sagt: Solange er in der Rolle nicht hängen bleibt und sich in jeder Staffel neu erfinden kann, fühle er sich wohl. „Ich mache nicht nur ‘Watzmann ermittelt’”, sagt er. Der Zusatz ist ihm wichtig. Angebote anderer Produktionen bekommt er weiterhin.
Während der Dreharbeiten in Berchtesgaden überwiegt die Zeit vor der Kamera: Viele Möglichkeiten, die Berge auch privat zu entdecken, hat Peter Marton nicht. Gedreht wird häufig in luftiger Höhe, an schönen Fleckchen, die für andere Besucher Ausflugsziele sind. Da fallen Arbeitsplatz und Freizeitvergnügen sowieso zusammen: Fünf Drehtage pro Woche absolviert Peter Marton, bis zu zwölf Stunden ist er am Set.
Einmaliges Sonderformat in Planung
Andreas Giebel ist mittlerweile 64 Jahre alt. Auch er ist gebürtiger Münchner, in der Serie ist er bewährter Hauptkommissar, die personifizierte Inkarnation des Watzmanns und für seine Familie ein Fels in der Brandung. Giebel mag seine Rolle. Mittlerweile denkt er von Saison zu Saison, sagt er. Kommissar zu sein, ist sein Steckenpferd. Doch würde er auch gerne mal tauschen und einen “soziopathischen Bösewicht” verkörpern und damit selbst zum filmischen Mörder werden.
Für Produzent Kai Meyer-Ricks ist der Erfolg der TV-Reihe eine Bestätigung. Weil das Krimiformat authentisch sei, funktioniert es bei den Zuschauern, sagt er. Die Mordfälle lehnen sich an reale Begebenheiten und Örtlichkeiten an: eine Bluttat in Gletschernähe, ein Leichenfund am Bauernhof. In der aktuellen Folge wird eine Leiche im Bachbett gefunden.
In Berchtesgaden hat es seit Jahrzehnten keinen realen Mord gegeben. Das Produzententeam plant ein einmaliges Sonderformat von “Watzmann ermittelt”. Wird sonst normalerweise im Sommerhalbjahr gedreht, könnte nun auch der Winter interessant werden. Bis in den Spätsommer hinein wird das TV-Team zunächst in Berchtesgaden bleiben - damit am Ende genug Material für zwölf 45-Minuten-Episoden im Kasten ist.
kp