Bürgermeister Franz Rasp reagiert auf Vorwürfe
„Organisatorisch die Note 6“: Berchtesgadener Elternbeirat kämpft für Erhalt des Kindergartens Buchenhöhe
Als Übergangslösung geplant, hat sich der Kindergarten Buchenhöhe bei den Eltern etabliert. Doch als Gerüchte aufkommen, dass die kleine Einrichtung geschlossen wird und die Gruppe in den Rosenhof umziehen soll, reagiert der Elternbeirat und macht seinem Unmut Luft. Kommunikation, Transparenz, eine unklare Zukunft: Die Kritik an Bürgermeister Franz Rasp fällt deutlich aus. Dieser ordnet die Entwicklung und die Vorwürfe ein, das Aus der Einrichtung scheint dennoch besiegelt.
Berchtesgaden - Aufreibende Wochen und Monate liegen hinter dem Elternbeirat des Kindergartens Buchenhöhe. Im September 2023 erfährt das Gremium rund um die Vorsitzende Anja Weißbach erstmals von dem Gerücht, dass die Einrichtung zum Ende des Jahres 23/24 geschlossen werden soll. Nach einer Unterschriftenaktion mit 188 Unterstützern und einem Elternabend suchen die Eltern nach neuen Wegen, den Kindergarten doch noch zu erhalten. Ein halbes Jahr später folgt die Ernüchterung, doch der Ärger bleibt.
Zum 1. Januar 2025 soll der Kindergarten seinen Betrieb einstellen. So lautet zumindest die Information, die mal wieder über Umwege an den Elternbeitrag gelangt ist, wie Weißbach in einem Gespräch bestätigt. Die fehlende Kommunikation, die mangelnde Transparenz und die unklare Zukunft nennt sie als Hauptkritikpunkte. „Die Eltern haben das Schließungsdatum erhalten und mehr nicht”, schildert Weißbach. Wie es danach weitergehen soll, sei unklar. Und: „Wir haben die Information erst auf Eigeninitiative erhalten, nur darauf wurde seitens des Trägers reagiert.”
Erst zu wenig, dann doch genügend Personal?
Was den Beirat auch ärgert: Im November habe man die Info erhalten, dass es zu wenig Personal für die neue Kita Rosenhof gebe. Jetzt auf einmal gehe die Gemeinde Berchtesgaden davon aus, dass das gesamte pädagogische Personal in die neue Einrichtung wechsle. In den Augen des Beirats eine schwierige Prognose, zudem sollen dort mehr Kinder betreut werden.
„Außerdem haben wir in der Buchenhöhe ein besonders wertvolles pädagogisches Konzept und einen niedrigen Betreuungsschlüssel. Das haben alle Eltern sehr geschätzt und wird im Rosenhof nicht mehr umsetzbar sein. Und rund um den Neubau herrschen noch zu viele Unklarheiten.”
„Für eine Kita bewerben, die es noch gar nicht gibt“
Wie viel Person wird es dort geben? Wie sieht das Konzept aus? Und wird der Rosenhof überhaupt wie geplant bis Ende 2024 fertig? Diese Fragen beschäftigen die Eltern auch deswegen, weil sie sich so langsam für einen Kita-/Kindergartenplatz ab dem Sommer bewerben müssen. „Organisatorisch ist das die Note 6. Wir sollen uns bewerben für eine Kita, die es noch gar nicht gibt”, sagt eine betroffene Mutter.
Zum Argument des Trägers, dass es im Rosenhof eine längere Betreuungszeit geben wird, meint Michael Kecht aus dem Elternbeirat nur: „Natürlich wäre das wünschenswert, aber in der Buchenhöhe sind wir auch klargekommen. Und längere Öffnungszeiten nutzen uns gar nichts, da wir zum Rosenhof längere Fahrzeiten haben.”
Räume können weiterhin genutzt werden
Der Elternbeirat wendet sich auch an den Landtagsabgeordneten Michael Koller in der Hoffnung, dass dieser im Gespräch mit Bürgermeister Franz Rasp einen Aufschub bis Sommer 2025 bewirken kann. „Damit die Kinder, darunter auch Vorschulkinder, und das Personal das Kindergartenjahr wenigstens regulär am alten Standort in der Buchenhöhe beenden können und nicht mittendrin herausgerissen werden”, so Weißbach. Doch auch dieser Versuch bringt nicht den gewünschten Erfolg.
Wie Weißbach berichtet, sei der Vermieter des Gebäudes in der Buchenhöhe, das Stiftsland Berchtesgaden, überhaupt nicht an einem Ende des Kindergartens interessiert. „Sie würden sogar mit der Miete entgegenkommen, weil sie froh sind, wenn die Räume genutzt werden.”
„Wir stressen uns nicht“
Dass bislang beim Stiftsland noch keine Kündigung für das Gebäude eingegangen ist, bestätigt auch Bürgermeister Franz Rasp. „Wir stressen uns nicht, denn wir haben kurze Kündigungsfristen und soweit wir wissen, hat der Vermieter auch keine weitere Nachnutzung für das Gebäude.”
Wir können die wartenden Eltern nicht noch um ein weiteres Jahr vertrösten, nur damit die Buchenhöhe bis zum Sommer 2025 aufbleibt.
Er macht klar: Der Kindergarten Buchenhöhe muss Ende 2024 nicht wegen des Mietvertrags ausziehen. Rasp geht es vielmehr um Fairness gegenüber den zahlreichen Eltern, die mit ihren Kindern auf der Warteliste stehen. „Es gibt einen Rechtsanspruch und wir können die wartenden Eltern nicht noch um ein weiteres Jahr vertrösten, nur damit die Buchenhöhe bis zum Sommer 2025 aufbleibt. Das wäre ihnen gegenüber unfair.”
Von Anfang an als Übergang geplant
Durch die Sanierung der Kita in der Au und zur Überbrückung bis zur Fertigstellung der neuen Kita im Rosenhof, welche die Gemeinde mit viel Geld realisiert, wurde vor mehreren Jahren eine Ausweichmöglichkeit gesucht, schildert der Bürgermeister. Container standen zur Diskussion, doch die Wahl fiel auf die leerstehenden Räume der Kirche in der Buchenhöhe. Für 15 Kinder habe man eine Betriebserlaubnis erhalten. Mittlerweile werden dort 16 betreut. „Natürlich nehmen wir das lieber so in Kauf, als gar keine Kita zu haben. Aber wir schenken hier auch mehrere Plätze her, denn normalerweise brauchen wir Platz für 25 Kinder.”
Deshalb bleibt es beim Plan, dass sowohl der Kindergarten Buchenhöhe als auch der Containerkindergarten Spatzennest zum Beginn der Saison 24/25 im September offiziell zum neuen Kindergarten Rosenhof gehören. In den Weihnachtsferien soll dann der Umzug stattfinden. „Ich habe immer klargemacht, dass es sich nur um eine vorübergehende Zwischenlösung handelt”, betont Rasp, der außerdem anmerkt, dass die Eltern anfangs mit dem Übergangskindergarten Buchenhöhe überhaupt nicht zufrieden gewesen wären.
„Buchenhöhe hat sich toll entwickelt und etabliert“
Er könne verstehen, dass nun der Umzug zum Jahresende bei den betroffenen Eltern keine Freudensprünge auslöse. „Die Buchenhöhe hat sich toll entwickelt und etabliert. Weniger Fahrerei, bessere Betreuung: Die Beweggründe kann ich schon nachvollziehen”, so Rasp. Doch die Fahrzeit zum Rosenhof liege immer noch im rechtlichen Rahmen und sei deshalb zumutbar. Und der Bedarf nach Plätzen sei noch größer geworden, ein Betreuungsschlüssel wie in der Buchenhöhe einfach nicht dauerhaft machbar. Die Warteliste sei voll.
Jetzt, wo mit der geplanten Fertigstellung des Rosenhofs bis Ende 2024 das Platz- und Raumproblem vorerst behoben wird, droht das nächste Problem: Es braucht genügend Personal. In der Erzieherbranche durchaus eine Herausforderung, doch Rasp ist vorsichtig optimistisch: „Die Leitung steht fest und wir haben das Team weitestgehend zusammen. Aktuell wird am pädagogischen Konzept gearbeitet und wir werden Anfang 2025 - Stand jetzt - wohl voll in Betrieb gehen.”
In den kommenden Wochen soll es eine Informationsveranstaltung für alle interessierten Eltern geben, um den aktuellen Stand beim Rosenhof vorzustellen. Etwa vier Wochen danach werden erst die Plätze für die Kindergärten vergeben. Rasp macht deutlich: „Die Plätze werden gleichzeitig vergeben, niemand kommt vorher dran. Und alle Eltern aus der Buchenhöhe bekommen im Rosenhof auch einen Platz, die Gruppe kann auch zusammenbleiben. Ich stehe zu meinem Wort.”
Bürgermeister räumt Fehler ein
Er könne nur nicht versichern, dass der Wunsch nach einem Platz in einem anderen Kindergarten erfüllt werden könne. Mit Blick auf die Vorwürfe der Eltern räumt Rasp ein, dass nicht alles optimal gelaufen sei. „Die Kitaleitung führte auf Anweisung des Personalchefs die Einzelgespräche, doch diese konnten natürlich nicht alle an einem Tag mit allen Eltern durchgeführt werden. Das sorgte für Irritationen, das sorgte für eine Grundnervosität”, gibt der Bürgermeister zu. Künftig werde es eine abgestimmte Nachricht an alle Eltern geben und erst dann würden Einzelgespräche geführt.

