Einsatzkräfte im BGL an Weihnachten gefordert
Von wegen „Stille Nacht“: Drifteinlagen am Rossfeld und drei Schwerverletzte bei Schneizlreuth
Von „Stille Nacht“ war für manche Einsatzkräfte im Berchtesgadener Land wenig zu merken: Gleich mehrmals waren Polizei, Feuerwehr und BRK gefordert. Während es in Freilassing ruhig blieb - abgesehen von einer älteren Dame im Altersheim, die mit Joghurt um sich warf -, war in Berchtesgaden und Bad Reichenhall etwas mehr geboten.
Berchtesgadener Land - Den Weihnachtsschützen lauschen, das Festessen genießen, durch die Winterlandschaft spazieren: Nicht allen Menschen im Landkreis war all das und noch mehr an den Feiertagen vergönnt. Denn statt Besinnlichkeit und schöner Bescherung mussten die Einsatzkräfte der Feuerwehren, des BRK und der Polizei mehrmals ausrücken.
So ereignete sich am Abend des 2. Weihnachtsfeiertags ein schwerer Verkehrsunfall auf der B21 bei Fronau, bei dem die Freiwilligen Feuerwehren Schneizlreuth und Bad Reichenhall und das Rote Kreuz mit vier Rettungswagen aus Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Freilassing und Ruhpolding, der Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“, drei Notärzte und der Einsatzleiter Rettungsdienst zum Unfallort geschickt wurden. Bei dem Zusammenstoß wurden drei Personen schwer verletzt und es kam stundenlang zu erheblichen Verkehrsbehinderungen am sogenannten Kleinen Deutschen Eck.
Nur wenige Unfälle
Was die Anzahl der Verkehrsunfälle im Landkreis angeht, blieb es ansonsten über die Feiertage verhältnismäßig ruhig, trotz der glatten Straßen und des Schneefalls. Einem Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim zufolge wurden etwa acht Verkehrsunfälle bis zum Freitagmorgen (27. Dezember) verzeichnet. Im Gegensatz zur Kollision in Fronau blieb es dabei jeweils bei Blechschäden.
„Unruhige Weihnachten“ erlebten die Beamten der Polizeiinspektion Berchtesgaden, wie es ein örtlicher Sprecher ausdrückte. Bereits am Abend des 23. Dezembers fuhren die Polizisten die Rossfeld-Panoramastraße an - aus gutem Grund. „Es ist bekannt, dass sich dort oben bei Neuschnee Jugendgruppen aufhalten. Das sind 18- bis 25-Jährige, die mit ihren Audis und BMWs hochfahren, sich dort versammeln und driften“, erklärt der Sprecher. Eine hohe zweistellige Fahrzeugzahl sei bei einer solchen Witterung keine Seltenheit. „Meisten kommen die Autofahrer nicht aus Berchtesgaden, sondern aus Traunstein, Salzburg und Hallein.“
„Im Gänsemarsch“
Bis Mitternacht sprachen die Berchtesgadener Beamten 28 Platzverweise wegen der erhöhten Unfallgefahr aus. „Wir mussten dann abbrechen, weil wir tatsächlich wegen eines Verkehrsunfalls am Obersalzberg alarmiert wurden. Das haben sie mitbekommen und haben daraufhin verstanden, wie gefährlich das ist. Quasi im Gänsemarsch sind sie dann geordnet und langsam heruntergefahren.“
Als die Beamten am nächsten Morgen zur Panoramastraße zurückkehrten, entdeckten sie erneut junge Autofahrer, die dort ihre Fahrkünste auf die Probe stellten. Auch dieses Mal waren über ein Dutzend Platzverweise die Folge. An Heiligabend erlebten die Berchtesgadener Polizisten weitere brisante Einsätze und brenzlige Situationen: Zwei Personen befanden sich in einem psychischen Ausnahmezustand und in Schönau am Königssee griff ein betrunkener Familienvater zum Messer, nachdem er von seinen ebenfalls alkoholisierten Söhnen angegriffen wurde.
Kurioser Vorfall im Altenheim
Die Polizeiinspektion Freilassing erlebte besinnliche Tage und musste sich nur um kleinere Einsätze wie Ruhestörungen unter Nachbarn kümmern. „Da war nichts Außergewöhnliches dabei“, heißt es in der Dienststelle auf Nachfrage. Kurios war nur ein Vorfall in einem Altenheim, zu dem die Beamten ausrückten: Eine ältere Frau warf mit Joghurt um sich.
Der „spektakulärste Einsatz“ für die Beamten der Polizeiinspektion Bad Reichenhall war der Unfall am 2. Weihnachtsfeiertag bei Schneizlreuth, wie Dienststellenleiter Peter Huber auf Nachfrage mitteilt. Am Tag darauf krachte es in der Nähe der Unfallstelle erneut. „Allerdings ohne Verletzte“, wie Huber erklärt. „Wir hatten keine Langeweile und waren gut beschäftigt“, bilanziert er. Auch wenn ansonsten nichts Außergewöhnliches geschah: Zu den Einsätzen gehörten immer wieder Hinweise auf Sachbeschädigungen, etwa an geparkten Autos. „Insgesamt war die Einsatzbelastung, den Feiertagen angepasst, etwas ruhiger.“
Glück im Unglück in Berchtesgaden
Die meisten Feuerwehren im Landkreis erlebten eher ein ruhiges Fest. Glück im Unglück hatten die Berchtesgadener Einsatzkräfte: Am Nachmittag des 1. Weihnachtsfeiertags wurden sie wegen eines Rauchwarnmelders alarmiert. Auf ihrer Facebook-Seite heißt es: „Rauchwarnmelder retten Leben und Gebäude. So auch gestern, als ein Notruf einging, der nichts Gutes verheißen ließ.“ Zeugen sollen über den Notruf gemeldet haben, dass bei deren Nachbarn in der Wohnung der Rauchmelder Alarm schlage, doch niemand öffne die Türe.
Die gesamte Berchtegadener Wehr inklusive der Löschzüge Au und Gern rückte aus, doch es konnte schnell Entwarnung gegeben werden. Die Bewohner des Hauses hatten Essen auf dem Herd stehen lassen, welches anbrannte. Als sie zurückkehrten, hatte die Feuerwehr die Lage bereits unter Kontrolle. (ms)