Bürgerversammlung in „zwei Lager“ gespalten
Wieder Frust wegen GigaNetz in Ainring: Frist verlängert und Router bereits verschickt
Plakatflut und aufdringliche Mitarbeiter, so wird die Deutsche GigaNetz GmbH von vielen Ainringern wahrgenommen. Inzwischen musste erneut die Frist verlängert werden, um die benötigte Quote für den Glasfaserausbau erreichen zu können. Und dann noch das: Die ersten Router wurden bereits verschickt, obwohl der Ausbau noch gar nicht unter Dach und Fach ist.
Ainring - „Kaum ein kommunales Thema hat die Gemüter in der Gemeinde so bewegt wie der Glasfaserausbau“, hieß es in der Rede von Bürgermeister Martin Öttl, der bei der Bürgerversammlung am 26. Oktober aufgrund eines Trauerfalls in der Familie selbst nicht anwesend sein konnte. Martin Strobl las als Dritter Bürgermeister daher die Rede Öttls vor. Gemeint war mit seiner Aussage vor allem die Vorgehensweise der der Deutschen GigaNetz GmbH.
Intensive Plakatierung und Verhalten der Mitarbeiter sorgten für Verärgerung
Ende letzten Jahres hatte die Gemeinde eine Kooperationsvereinbarung mit der GigaNetz geschlossen. Die Firma sicherte darin vertraglich zu, alle Gebäude künftig mit Glasfaser zu versorgen. Den Ausbau der Infrastruktur will sie dabei auf eigene Kosten durchführen. Die Bedingung: 35 Prozent aller Haushalte in Ainring müssen sich zum Start für einen Anschluss bereit erklären. Da diese Quote bis heute nicht erreicht wurde, hat man immer wieder die Frist für die Nachfragebündelung verlängert, zuletzt bis zum 18. Dezember.
Sowohl die intensive Plakatierung von Werbung als auch das aufdringliche Vorgehen von Mitarbeitern bei der Unterzeichnung von Verträgen haben unter den Bürgern für viel Unmut gesorgt. Das Personal der GigaNetz „war lästig, unfreundlich und unqualifiziert“, gab auch Öttl in seiner Rede zu. Man habe dies an die Vertriebsleitung weiter gegeben. Direkten Einfluss habe die Kommune jedoch nicht gehabt, da es sich um keine gemeindliche Werbeaktion gehandelt habe.
Andere Zählung soll zu höherer Quote führen
Öttl verwies bei der 35-Prozent-Quote auf ein Problem, das vorwiegend in Mitterfelden vorliegt. Der Ortsteil verfügt über zahlreiche Mehrfamilienhäuser mit vielen Wohnungen. Dort wurde jede Wohnung für einen Anschluss gezählt, obwohl es meist nur einen einzigen Hausanschluss gibt. „Diese Häuser nur als einen Anschluss zu sehen, ist aktuell in der Prüfung und sollte zu einer positiven Prozentzahl führen“, so der Bürgermeister.
Auch Martin Nüß, Geschäftsleiter der Gemeinde, räumte ein, dass „alles nicht ganz optimal gelaufen“ sei. Die GigaNetz sei jedoch der einzige Kooperationspartner gewesen, der eine komplette Erschließung der Gemeinde in Aussicht gestellt hat. Seitdem hätten sich unter den Bürgern „zwei Lager“ gebildet: Befürworter und Gegner. Er bedankte sich in dem Zusammenhang auch für die namentliche Kritik. Anonym eingegangene und in den sozialen Netzwerken verbreitete „Halbwahrheiten und Beschimpfungen“ rügte er allerdings: „Das geht meiner Meinung nach gar nicht.“
„Wir haben nur diese Chance“ versus „da bin ich nicht dabei“
Die „zwei Lager“ zeichneten sich auch bei Fragerunde in der Bürgerversammlung ab. Georgia Buchmeier aus Hammerau hielt den flächendeckenden Ausbau für die richtige Entscheidung. „Die Gemeinde hält sich aber neutral und sagt nicht stark genug, wie wichtig das ist“, bemängelte sie. Schnelles Internet sichere schließlich das Gewerbe und steigere die Grundstückswerte. „Wir haben nur diese eine Chance.“ Strobl entgegnete, dass die Gemeinde aufgrund der Mitbewerber Neutralität wahren müsse. „Aber natürlich stehen wir schon dahinter.“ Dies zeige sich etwa darin, dass bei Straßenbauarbeiten bereits Leerrohre mit verlegt würden.
„Ich verstehe nicht, wie man unter so betrügerischen Methoden einen Auftrag geben kann“, echauffierte sich Paul Hortig aus Ainring. „In einem korrekten Geschäftsablauf macht man so was nicht. Da bin ich nicht dabei.“ Zudem seien bereits Router von der GigaNetz verschickt worden. Ionut Plenz, gemeinsamer Breitbandpate der Stadt Freilassing und den Gemeinden Ainring und Saaldorf-Surheim, versicherte, dass die Verwaltung das Problem sehr ernst nehme. So seien schon „viele von diesen Agenturleuten rausgeschmissen“ worden. Falls es Schwierigkeiten mit Mitarbeitern gebe, solle man ihm den Namen und die Adresse nennen und „GigaNetz reagiert.“ Zu den bereits verschickten Routern hatte Plenz eine Neuigkeit vom selben Nachmittag. „Es ist hier deutschlandweit etwas schiefgelaufen. Die Router werden wieder eingesammelt.“ Man erhalte einen dhl-Rückschein, mit dem man die Router kostenfrei retournieren könne.
Anton Mühlbauer aus Langacker erkundigte sich, wie es weitergehe, „wenn das mit GigaNetz nichts wird.“ „Überlegungen werden auch für den worst case angestellt, wir gehen aber nicht davon aus“, antwortete Plenz. „Wir wollen optimistisch bleiben, es fehlen nicht mehr viele Prozente.“ Wie der Breitbandausbau ausgehen wird, wird sich erst im Dezember zeigen, wenn die dritte Bewerbungsphase beendet ist. Geschäftsleiter Nüß nannte hier auch womöglich erst den Beginn des kommenden Jahres, da die Auswertung der Daten wohl auch noch Zeit in Anspruch nehmen wird.
mf