Edeka, Aldi und dm unter einem Dach
Grünes Licht für „Einkaufszentrum“ in Ainring - aber kein Platz mehr für Freizeit und Vereine?
Die Sorge um das Ende des Nahversorgers in der Salzburger Straße hat ein Ende. Gleich drei neue Geschäfte wollen sich unter einem Dach in Mitterfelden ansiedeln: Edeka, Aldi und dm. Doch auf dem Areal sollten ursprünglich Freizeitanlagen entstehen. Was nun?
Ainring – Bereits in der Bürgerversammlung im Oktober hatte Bürgermeister Martin Öttl seine große Sorge um die Lebensmittelversorgung geäußert. Denn der Edeka-Markt Goggitsch in der Salzburger Straße wird im Herbst schließen. Klar ist auch: Der Standort kann nicht auf Dauer weiterbetrieben werden. Zum einen ist der Laden für die heutigen Bedürfnisse der Kunden zu klein, zum anderen gibt es viele technische Probleme. Die Frischetheke gibt es schon nicht mehr. Auch die Kälteverbundanlage sowie die Bedien-, Kühl- und Tiefkühltheken müssten ausgewechselt werden. Eine Sanierung des Ladens ist dringend überfällig. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer läuft demnächst aus.
Am Dienstagabend präsentierte Bauamtsleiter Thomas Fuchs nun eine Alternative für die Einzelhandelsversorgung in Mitterfelden. Demnach soll sich im Norden, unmittelbar am Kreisverkehr „Schmidinger Weiher“, eine Dreierkombination von Edeka, Aldi und dm ansiedeln. In der Sitzung kamen auch die Vertreter der Firmen zu Wort: Mathias Gering von Edeka Süd, Horst Fath von dm und Alexander Kunerth von Aldi Süd. Der Gemeinderat stimmte dem Konzept und der dafür nötigen Änderung des Bebauungsplans mehrheitlich zu.
Dreierkombi soll Abfließen der Kaufkraft verhindern
Fuchs erklärte die Vorteile des auserkorenen Standorts: Die Lage sei zentral und fußläufig erreichbar und die Salzburger Straße werde weniger belastet. Für den Lieferverkehr bestehe bereits ein leistungsfähiges Straßennetz. In unmittelbarer Nähe gebe es weniger Wohnbebauung und daher auch weniger Konfliktpotential. Hier sei der Koppelstandort von Edeka, Aldi und dm möglich. Von einem Einkaufszentrum wollte an dem Abend übrigens niemand sprechen.
In der Präsentation von Mathias Gertig (Edeka) wurde auch eine erste Visualisierung des Projektes dargestellt. Die Machbarkeitsstudie habe gezeigt: „Es funktioniert, das haben wir geprüft.“ Auch sei genug Platz zum Parken vorhanden, nämlich rund 50 ebenerdige Parkplätze sowie 100 in der Tiefgarage. Die Dreierkombi sei wichtig, damit die Kaufkraft nicht in die umliegenden Gemeinden abfließt. „Alleine können wir das nicht stemmen, sondern nur in dieser Kombination.“
REWE und Penny ziehen den Kürzeren
Die Firma REWE hatte auch Interesse gezeigt. Die Gespräche wurden mit der Gemeinde jedoch nicht weitergeführt. REWE hatte im Gegensatz zu Edeka keine Tiefgarage geplant und keine Erbpachtsregelung zugesagt. Zudem möchte Edeka den alten Markt in der Salzburger Straße weiter betreiben, bis der Neubau steht. REWE meldete sich daraufhin per Brief und versuchte, erneut ins Gespräch zu kommen, nun mit neuen Zugeständnissen. Zu spät, erklärte Bürgermeister Martin Öttl: „Wir haben klare Vorgaben gegeben. Wenn Angebote da sind, kann ich nicht nachverhandeln.“
Auch vom Penny-Betreiber gab es ein Schreiben an die Fraktionssprecher, in dem er seine Befürchtung äußerte, Aldi könnte ihn verdrängen. Der Markendiscounter befindet sich in unmittelbarer Nähe des neuen Standorts am Kreisverkehr. Zweifel kam auch bei mehreren Gemeinderäten auf, ob es wirklich mit Aldi einen zweiten Discounter im Ort braucht. Gertig erklärte, dass durch die Kombination mit dem Marktführer Aldi ein „deutlich besseres Interesse beim Kunden geweckt“ werde. „Wir brauchen die stärksten Partner, Aldi ist unser größter Mieter. Da haben wir die höchsten Synergien.“ Der klassische Penny-Einkäufer werde auch weiterhin dort einkaufen.
Was ist mit den Vereinen und den Freizeitanlagen?
Das Areal, auf dem die Märkte entstehen sollen, war bisher eigentlich für die Errichtung von Freizeitanlagen vorgesehen. Dafür soll nun der Schwimmbadbereich erweitert werden. Die Gemeinde ist derzeit in Verhandlung mit den Grundstückseigentümern. Kritik kam hier vor allem aus der CSU-Fraktion. „Das war für etwas anderes geplant“, erklärte Gernot Althammer. „Für unsere Jugend ist nichts geboten.“ Ähnlich sah das sein Kollege Ernst Peter. „Wir brauchen dringend einen Nahversorger. Aber der Verkehr wird an der Schwimmbadstraße zunehmen. Kinder, Familien und Ältere haben jetzt schon Probleme, die Straße zu queren.“ Seit Jahren gebe es einen Antrag des FC Hammerau, um endlich vernünftige Bedingungen zu schaffen. Auch der Skiclub Ainring und der TuS hätten schon Geld für die Gestaltung auf dem Areal investiert. Die Alternative beim Schwimmbad biete keine Lösung. Die Grundstücksfrage sei hier noch nicht geklärt. Außerdem müssten wasserrechtliche Vorgaben geprüft werden. „Dieses Projekt wird sich erst in vielen Jahren verwirklichen lassen. Das haben unsere Vereine nicht verdient.“ Seine Fraktion sei mehrheitlich dagegen und favorisiere hingegen den Standort in Hausmoning an der B20 für den Nahversorger (siehe Infobox am Ende).
Einen Schritt weiter wollte noch Josef Ramstetter gehen. „Der Bürger muss die Mehrkosten übernehmen, und wir haben unsere Sportvereine beschissen, die sind noch nicht mal informiert. Das hier ist die erste Beratung, die wir haben.“ Die drei Herren von Edeka, Aldi und dm brauche er nicht. „Das ist Einflussnahme in die Beratung. Der Bauausschuss wurde vorgeführt, ich sehe das fast als Nötigung.“ Daher werde er eine rechtsaufsichtliche Beschwerde über den Ablauf der Bauausschusssitzung beim Landratsamt einleiten. „Draußen werden euch die Kosten um die Ohren fliegen, das ist ein zerrissenes Gelände für alle Zeiten“, mahnte er.
Darauf reagierte Franz Wimmer (FW), dass es Ramstetter nicht um Gemeindepolitik, sondern nur um parteipolitische Hetze gehe. „Du Moralapostel, warum soll man mit dir auf ein Bier gehen, wenn du andere Leute bezichtigst?“ Man dürfe im Gemeinderat schon mal hart diskutieren, entgegnete Sven Kluba (CSU), dies habe nicht gleich mit Parteipolitik zu tun. Er versuchte dennoch, die Wogen zu glätten und bat darum, die Emotionen zu mäßigen und noch alternative Standorte zu prüfen. „Das ist eine Hauruck-Entscheidung.“
One-Stop-Shopping: Alles an einem Ort
Positiv sahen das Projekt hingegen die rot-grün-Fraktion, die geschlossen zustimmte sowie überwiegend die Freien Wähler. „Ich fahr einmal hin, kauf mein ganzes Zeug und fahr wieder heim“, beschrieb Stefan Eberl (FW) das One-Stop-Shopping. Bisher hätten die Bürger der steuerstärksten Gemeinde im Landkreis kaum ihr Geld direkt in Ainring ausgeben können. Alois Lechner (FW) priorisierte klar die Lebensmittelversorgung vor den Freizeitangeboten, denn ab September sei der aktuelle Edeka-Markt weg. Dennoch müssten die Vereine im Anschluss bekommen, was nötig ist.
Wie geht es am alten Standort weiter?
Wird es im Süden von Mitterfelden dann keinen Nahversorger mehr geben? Edeka hat zumindest zugesagt, den alten Markt in der Salzburger Straße so lange weiter zu betreiben, bis der Umzug in den Neubau möglich ist. Im Seniorenwohnheit Mozartstift gibt es bereits für die Bewohner einen kleinen „Dorfladen“ mit Waren des täglichen Bedarfs. Dieser könnte erweitert und auch für Kunden „von außen“ geöffnet werden, ebenso wären erweitere Öffnungszeiten denkbar. Derzeit läuft hierzu noch eine interne Prüfung.
Und auch für die Nachnutzung des alten Edeka-Gebäudes gibt es Ideen. „Dort kann man auch was Vernünftiges machen: ein Ärztehaus oder eine Gemeinschaftspraxis. Wir hatten auch schon Gespräche mit Ärzten“, signalisierte der Bürgermeister. Das neue „Einkaufszentrum“ im Norden nannte er „einen guten Standort, dass unsere Mütter, Eltern und Bürger nah ihre Lebensmittel beziehen können.“
Der Beschlussvorschlag, dem Projekt grundsätzlich zuzustimmen und den Bebauungsplan zu ändern, wurde mit 14 Stimmen mehrheitlich angenommen. Dagegen stimmten Edith Höglauer, Sven Kluba, Gernot Althammer, Josef Ramstetter, Martin Unterrainer, Ernst Peter (alle CSU) und Christian Stehböck (FW).
Alternative Standorte, die von der Verwaltung geprüft, aber verworfen wurden:
Die Grundstücke südlich der Salzburger Straße sind nicht verfügbar.
Eine Erweiterung des Bestandsobjektes nach Norden sind nicht darstellbar. Zudem wären zu wenig Parkplätze vorhanden.
Eine Umsiedlung einer Firma in der Gewerbestraße ist nicht möglich, die Fläche ist somit nicht verfügbar.
Derzeit befindet sich die Seniorenwohnanlage am Rosenweg im Bau. Auch hier kann im Erdgeschoss kein Nahversorger angesiedelt werden: Zu wenig Fläche und Parkplätze.
Der Bereich in der Nähe der Kirchenwegstraße weist eine unzureichende Erschließungssituation auf.
Vielversprechend erwies sich zunächst der Standort in Hausmoning in der Nähe des Bahnübergangs. Doch auch hier gibt es Probleme bei der Erschließung. Zudem würde die Salzburger Straße durch den Lieferverkehr und die Kunden weiter belastet werden. Am Bahnübergang könnte es zu einer Rückstauproblematik kommen. Für das ungünstig geschnittene Grundstück konnte allerdings kein Drogeriemarktbetreiber gefunden werden, was die Regierung von Oberbayern bezüglich des Landesentwicklungsprogramms kritisch sieht.
Am 15. Januar ging in der Gemeindeverwaltung noch eine Bauvoranfrage über den Standort in Hausmoning, direkt an der B20, ein. Der Nachlassverwalter des Objektes zeigte jedoch kein Interesse. Die Landesplanungsbehörde äußerte sich auch kritisch, zumal ein besserer Standort vorhanden sei. Das Staatliche Bauamt hat auch starke Bedenken, da die Bundesstraße nicht als Erschließungsstraße anzusehen ist.
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