News-Ticker
Bayern-Hochwasser: Helfer verzweifeln an Katastrophen-Touristen – Behörde erlässt strenges Plansch-Verbot
In einigen Regionen Bayerns beginnen nach dem dramatischen Hochwasser die Aufräumarbeiten, andernorts kann von Entwarnung noch keine Rede sein.
- Hochwasser in Bayern: Pegel der Donau sinkt, ist aber weiter sehr hoch.
- Lage weiter angespannt: „Anwohner sollten wachsam bleiben.“
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- +++ Dieser Ticker ist beendet. Alles zur Hochwasser-Lage in Bayern lesen Sie in unserem neuen Ticker. +++
22.39 Uhr: Die anstehende Europawahl kann trotz der Hochwasserschäden in den betroffenen Regionen am kommenden Sonntag reibungslos durchgeführt werden, so die Information der Landeswahlleitung, die der Bayerische Rundfunk erfragt hat. Insbesondere die Landkreise Aichach-Friedberg, Augsburg, Freising, Günzburg, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen a.d. Ilm sind stark betroffen. Es wird erwartet, dass in einigen Gemeinden die ursprünglich geplanten Wahllokale umgesiedelt werden müssen, allerdings wurden keine spezifischen Orte von der Landeswahlleitung genannt. Die betroffenen Gemeinden werden die Bürger entsprechend informieren.
Die Behörde rät denjenigen, die Briefwahl beantragt haben, aber noch keine Unterlagen erhalten haben, sich so schnell wie möglich an ihre Gemeinde zu wenden und neue Unterlagen zu beantragen und abzuholen. Dies gilt auch für diejenigen, deren Briefwahlunterlagen durch das Hochwasser beschädigt oder verloren gegangen sind. Es wird empfohlen, die Briefwahl direkt vor Ort zu nutzen. Neue Wahlscheine können bis Samstag, den 8. Juni 2024, um 12.00 Uhr ausgestellt werden.
20.33 Uhr: Die Hochwasser-Lage an der Donau bleibt kritisch, warnt der HND Bayern. Das Problem: Der Scheitel, also der Hochwasser-Höchststand, ist sehr langgezogen aufgrund der lange anhaltenden Niederschläge. Das heißt, die Dämme und Hochwasserschutz-Maßnahmen müssen ungewöhnlich lange standhalten. Doch sie weichen durch, der Untergrund lässt nach. Dammbrüche werden also mit fortschreitender Zeit eher wahrscheinlicher. In Regensburg wird bereits kontrolliert Wasser an den Hochwasserschutzwänden vorbei in die Stadt gelassen, um damit den Druck auf das Konstrukt etwas wegzunehmen. Währenddessen gelten in den Katastrophengebieten Schwaben und Pfaffenhofen im nördlichen Oberbayern weitere Maßnahmen. In Memmingen herrscht Abkochpflicht beim Trinkwasser für die kommenden Tage. In Pfaffenhofen gilt ein strenges Badeverbot.
Badeverbot in allen Seen im Landkreis Pfaffenhofen – Amt warnt vor Plantschen in überschwemmten Bereichen
19.37 Uhr: Für die Badegewässer in den Hochwasser-Gebieten im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm hat das dortige Gesundheitsamt ein Badeverbot ausgesprochen. Es sei davon auszugehen, dass die Seen wegen des Hochwassers durch Keime und Chemikalien verunreinigt sind, hieß es in einer Mitteilung des Landratsamtes von Mittwochabend. Der Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm war in den vergangenen Tagen besonders stark vom Hochwasser betroffen.
Die aktuellen Uferverhältnisse machten ein gefahrenfreies Baden ebenfalls unmöglich, teilte die Behörde weiter mit. Sobald von den Gewässern Proben genommen werden können und diese dann unproblematische Werte liefern, würden sie wieder freigegeben.
Außerdem warnte das Gesundheitsamt davor, überschwemmte Bereiche zum Plantschen zu nutzen. Es sei von massiven mikrobiologischen und chemischen Belastungen auszugehen.
Zahl der Todesopfer bei der Flutkatastrophe in Bayern steigt auf vier Personen – viele noch vermisst
19.04 Uhr: Die Zahl der bekannten Todesopfer infolge des Hochwassers in Bayern ist laut Polizeiangaben auf vier gestiegen. Eine 79 Jahre alte Frau sei am Mittwoch leblos im Mindelkanal in Schwaben entdeckt worden, teilten die Beamten mit. Sie war demnach am Sonntag in Jettingen-Scheppach zwischen Augsburg und Ulm als vermisst gemeldet worden. Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland damit mindestens sechs Menschen ums Leben, vier davon in Bayern. Zudem gibt es noch mehrere Vermisste. Hier schwankt die Zahl allerdings stündlich
18.03 Uhr: Die Situation entlang der Donau in Niederbayern verschärft sich zunehmend. Die Donau drückt mit gewaltigen Wassermassen gegen Dämme und Hochwasserschutzanlagen, sowohl fest installierte als auch mobile. Insbesondere im Landkreis Kelheim offenbaren die Dämme immer mehr Schwachstellen, Wasser sickert hindurch. Seit Montag sind Hunderte von Helfern im Einsatz, um die Dämme zu stärken und den umfassenden Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten. Tausende von Sandsäcken werden verbaut, alles als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme, wie aus offiziellen Quellen verlautet.
Dämme werden immer instabiler – Hochwasser-Lage an Donau verschärft sich
17.12 Uhr: Die anhaltend hohen Wasserstände und die enormen Wassermengen stellen insbesondere für die Dämme im Landkreis Kelheim und vor allem in den Gemeinden Neustadt an der Donau und Kelheim eine große Herausforderung dar. Die Dämme werden immer instabiler, jede zusätzliche Belastung könnte dazu führen, dass sie brechen und weitläufige bewohnte Gebiete überfluten. Die Folgen wären katastrophal, wie die Großgemeinde Neustadt an der Donau bereits 1999 erfahren musste, als ein Damm brach und große Teile der Gemeinde überschwemmte.
Kommunen gehen verschärft gegen Hochwasser-Touristen vor: Bis zu 50.000 Euro Strafe
Als Reaktion darauf haben die Stadt Kelheim und die Gemeinde Neustadt an der Donau am Abend eine Allgemeinverfügung erlassen. Das Betreten und Befahren der Deiche, der deichnahen Bereiche und der bereits von Überflutungen betroffenen Zugangswege im gesamten Stadtgebiet von Neustadt a.d.Donau ist untersagt. Nur Personen, die an der Gefahrenabwehr beteiligt sind, wie beispielsweise Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und der DLRG, haben Zutritt zur Sperrzone. Zuwiderhandlungen können mit Bußgeldern von bis zu 50.000 Euro geahndet werden.
„Die Leute juckt es nicht“: Helfer verzweifeln an Katastrophen-Touristen
In der Nacht patrouillierte ein Sicherheitsdienst im Donaubereich bei Neustadt an der Donau. „Es kommen Leute hier her, denen ist alles egal, die beachten uns gar nicht. Die wollen nur gucken“, berichtete eine Mitarbeiterin unserer Agentur. Auch unser Reporter konnte am Abend beobachten, wie Menschen mit dem Auto bis zum Damm fuhren, ausstiegen und einfach einen Blick auf das Wasser werfen wollten. „Es ist einfach unverständlich. Jetzt ist schon alles abgesperrt und es hängen Zettel aus, aber die Leute juckt es nicht. Was sollen wir denn noch tun“, fügte die Mitarbeiterin hinzu.
Update vom 5. Juni, 16.10 Uhr: Die Atommüll-Zwischenlager in Süddeutschland blieben bislang von Hochwasserschäden unberührt. Die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung teilte mit, dass das Zwischenlager in Gundremmingen, welches nur wenige hundert Meter von der Donau entfernt ist, bisher trocken geblieben ist. Obwohl angrenzende Gebiete in Gundremmingen und im südhessischen Biblis überflutet wurden, wurde die Sicherheit der Zwischenlager nicht beeinträchtigt.
Die BGZ bestätigte auch die Sicherheit der fünf anderen Atommüll-Zwischenlager in Süddeutschland. Dort war die Hochwasserlage bisher weniger kritisch. Bei der Auswahl der Standorte wurde der Schutz vor Überflutungen berücksichtigt.
Update vom 5. Juni, 16.07 Uhr: Aufgrund von Hochwasser und Unwetterschäden bleibt der Zugverkehr auf mehreren Bahnstrecken in Bayern auch am Mittwoch ausgesetzt. Unter anderem sind die ICE-Strecken zwischen Donauwörth und Augsburg sowie zwischen Nürnberg und Würzburg betroffen, wie die Bahn am Vormittag bekannt gab. Die stark frequentierte Fernverkehrsroute zwischen Ulm und Augsburg ist nur eingeschränkt passierbar, was dazu führt, dass einige Fahrten früher enden und andere Züge sich um etwa 45 Minuten verspäten.
Hochwasser mit teils massiven Auswirkungen auf bayerischen Bahnverkehr
Die Eurocity-Express-Verbindung von München nach Zürich bleibt am Mittwoch zwischen Lindau und der bayerischen Landeshauptstadt ebenfalls unterbrochen. Darüber hinaus ist die Intercity-Strecke von Ulm in Richtung Kempten und Oberstdorf im Allgäu weiterhin gesperrt. Im Regionalverkehr in Bayern müssen Fahrgäste am Mittwoch auf vielen Strecken weiterhin mit Zugausfällen und erheblichen Verspätungen rechnen, unter anderem aufgrund von Hangrutschen und überfluteten Bahndämmen.
Update vom 5. Juni, 16 Uhr: Die Hochwasser-Lage hält Bayern auch am fünften Tag der Fluten in Atem. Gespannt blicken vor allem in den Katastrophen-Gebieten die Betroffenen auf die Wetter-Vorhersagen. Laut Deutschem Wetterdienst soll es nämlich ab Nachmittag und am Abend neue Gewitter im Freistaat geben – jedoch eher im alpennahen Süden. Hier lesen Sie unseren aktuellen Wetter-Artikel.
Sandsackreihe gegen Grundwasser-Druck – bayerische Unternehmen stellen Gelder zur Verfügung
Update vom 5. Juni, 15.50 Uhr: Im Landkreis Deggendorf ist die Lage weiterhin dramatisch. Am Deggendorfer Hafen wird der Druck durch das steigende Grundwasser immer größer, schreibt der BR. Daher werden dort nun Sandsackreihe errichtet. In diese soll eine 20-Zentimeter-Schicht Grundwasser abgeleitet werden. Dadurch soll Gegendruck erzeugt werden. Dem Landratsamt zufolge handle es sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme, eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht.
Update vom 5. Juni, 15.30 Uhr: Angesichts des Hochwasser-Dramas stellen bayerische Unternehmen und Gewerkschaften finanzielle Soforthilfen zur Verfügung. Das berichtete der BR. So spendet zum Beispiel BMW 1,5 Millionen Euro, die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken 250.000 Euro. Das Geld soll an die Rettungs- und Hilfsorganisationen gehen, die seit Tagen in den Landkreisen im Einsatz sind, in denen der Katastrophenfall ausgerufen worden ist.
Die bayerische IG Metall hat ihrerseits bekannt gegeben, dass ihre betroffenen Mitglieder in den Hochwassergebieten je nach erlittenem Schaden 500 Euro bis 1000 Euro Soforthilfe bekommen.
Evakuierte Anwohner kehren in zerstörte Häuser zurück – In Regensburg bewegt sich der Boden
Update vom 5. Juni, 15 Uhr: An einigen Orten ist die Hochwasser-Lage weiter dramatisch, an anderen geht das Wasser langsam zurück und die evakuierten Anwohner können wieder nach Hause. Was sie zum Beispiel in Günzburg vorfinden, erinnert teilweise aber an Bilder aus dem Krieg.
Update vom 5. Juni, 13.52 Uhr: Die Hochwasser-Lage in Regensburg bleibt auch am Mittwoch weiter angespannt. Das bestätigte Michael Köstlinger, Leiter des städtischen Tiefbauamts, dem BR. Besonders dynamisch sei die Lage an der Werftstraße am Nordufer der Donau. Die dort aufgebauten Hochwasserschutzelemente hielten das oberflächliche Hochwasser ab, wie es weiter heißt. Aber: Durch den langen Hochwasserscheitel und den angestiegenen Grundwasserpegel habe sich auch der Boden der Straße mittlerweile vollgesaugt und könne nicht mehr zusammenhalten.
„Wir haben Stellen beobachtet, die sich bewegen. Man schwimmt mit dem Asphalt auf dem Boden“, sagte Köstlinger dem BR. Um die Gefahr eines „Grundbruchs“ zu vermeiden, wird den Angaben zufolge nun kontrolliert Wasser auf die trockene Seite der Hochwasserelemente eingelassen. Damit soll der unterirdische Druck reguliert werden. Die Maßname wirke derzeit, wie Köstlinger weiter sagte - wie lange, dazu konnten keine Angaben gemacht werden.
„Anwohner sollten wachsam bleiben“: Keine Entwarnung in Bayerns Hochwasser-Gebieten
Erstmeldung vom 5. Juni, 13.15 Uhr: München - Hinter dem Freistaat liegen schwere Tage. Nach tagelangem Dauerregen wurde Teile Bayerns von Hochwasser heimgesucht, in den Fluten starben mindestens drei Menschen, weitere werden noch vermisst. Während in einigen Hochwassergebieten im Westen bereits die Aufräumarbeiten beginnen, bleibt die Lage an der unteren Donau weiter angespannt. Von Normalität ist in vielen betroffenen Regionen weiter kaum etwas zu spüren.
Hochwasser in Bayern: Pegel der Donau weiter hoch
Überflutete Straßen, aufgeweichte Deiche und gesperrte Bahnstrecken. Dazu die Trauer um die Flutopfer und die Suche nach den Vermissten. Die Lage in Teilen Bayerns bleibt weiter angespannt, obwohl die Pegel mittlerweile leicht rückläufig sind - so zum Beispiel in Passau. Dort gehen die Pegelstände an Donau und Inn langsam zurück, allerdings auf hohem Niveau.
Auch wenn sich der Scheitel der Hochwasserwelle mittlerweile weiter flussabwärts gen Österreich verlagerte, meldeten sämtliche Messstellen entlang der Donau zwischen dem schwäbischen Donauwörth und Passau am Mittwoch weiter Pegelstände im Bereich der Meldestufe vier - der höchsten Hochwassermeldestufe. „Wir werden noch bis Freitag brauchen, um ein Stück weit Entspannung geben zu können“, sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) am Mittwoch, 5. Juni, beim TV-Sender Phoenix.
„Anwohner sollten wachsam bleiben“: Weiter kritische Lage in Hochwassergebieten
Im Kreis Donau-Ries in Schwaben blieb die Hochwasserlage am Mittwoch zunächst stabil, allerdings weiter kritisch. „Der Druck auf Deiche und Dämme ist nach wie vor enorm.“ Die Evakuierungsempfehlungen für besonders gefährdete Ortsteile wie Auchsesheim (Donauwörth) und Hamlar (Asbach-Bäumenheim) gelten deshalb vorerst weiter. „Es wird ausdrücklich davor gewarnt, die Situation vorschnell als sicher anzusehen“, teilte das Landratsamt mit. „Die Anwohner sollten insbesondere in Deichnähe wachsam bleiben.“
Trotz weiträumiger Absperrungen und eindringlichen Warnungen der Behörden machten Schaulustige den Einsatzkräften in den Hochwassergebieten zu schaffen. Die Polizei in Niederbayern teilte am Mittwoch mit, dass vor allem in der Region Kelheim zuletzt „vielfach“ Menschen in abgesperrte Gebiete gegangen seien, „um die Hochwassersituation aus nächster Nähe zu beobachten“. Polizisten hätten mehrmals Platzverweise aussprechen müssen, um die Hochwasser-Touristen zu vertreiben. In Deggendorf war am Montagabend eine Frau in einer voll gelaufenen Fußgängerunterführung gar im Badeanzug schwimmen gegangen.
Hochwasser in Bayern hat Auswirkungen auf den Zugverkehr
Die Überschwemmungen und Unterspülungen wirken sich auch weiter auf den Verkehr in Bayern aus. Unter anderem fuhren auf den ICE-Strecken zwischen Donauwörth und Augsburg sowie zwischen Nürnberg und Würzburg zunächst keine Züge, teilte die Bahn am Vormittag mit. Auch die stark beanspruchte Fernverkehrs-Achse zwischen Ulm und Augsburg sei nur eingeschränkt befahrbar. Deshalb endeten einige Fahrten früher, andere Züge verspäten sich demnach um etwa 45 Minuten. (kam/dpa)
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