Braunbär: Furcht und Freude
Naturschützer sehen in Bärensichtung im Berchtesgadener Land ein „super Zeichen“
Gegensätzliche Reaktionen auf das Fotofallen-Bild des erstmalig im Landkreis gesichteten Braunbären: Während einige Klagen äußern, empfinden andere Freude über die Bedeutung des Bären für den Landkreis als Biosphärenregion. Rita Poser, Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land, sagt: Der Bär ist ein positives Zeichen. Da Braunbären Allesfresser sind, sei ein Schaf nicht unbedingt die einzige Nahrungsquelle.
Berchtesgadener Land – Ganz unglücklich scheint Rita Poser über den Bären nicht zu sein. Dessen Sichtung in Schneizlreuth Anfang der Woche sei für die Region ein Gewinn. Im Berchtesgadener Land, wo Biosphäre und Nationalpark zu Hause ist, da sei die Nachricht über die Existenz des Raubtieres in jedem Fall keine schlechte, sagt sie. Die Almbauern befürchten nun nicht nur den Wolf, sondern haben auch Angst vor dem Bären.
Eine Sichtung eines Menschen hat es zwar noch nicht gegeben. „Der Bär scheint scheu zu sein“, sagt Rita Poser. Auch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) sagt auf Nachfrage: „Der Bär verhält sich nach den bisherigen Erkenntnissen dem Menschen gegenüber unauffällig, direkte Begegnungen mit dem Menschen sind dem LfU aktuell nicht bekannt.“ Doch was heißt das? Im vergangenen Monat war ein Jogger in der norditalienischen Provinz Trentino von einem Bären attackiert und dabei tödlich verletzt worden.
„Dass der oder die herumstreifenden Bären die Bevölkerung verunsichern, verstehe ich total“, sagt Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber auf Anfrage. Die Sicherheit der Menschen stehe über allem. Wie viele Raubtiere ein dicht besiedeltes Land wie Deutschland verträgt, das ist die Frage, die die Staatsministerin beschäftigt. Für sie ist klar: Die Anwesenheit der Bären fällt mit einer stark zunehmenden Wolfspopulation zusammen. Sie ist sich sicher: „Die Koexistenz von großen Raubtieren und Weidehaltung ist schlicht nicht möglich.“
Bund Naturschutz-Kreisvorsitzende Rita Poser versteht die Bedenken der Landwirte zwar. Gleichzeitig fordert sie dazu auf, politisch Herdenschutzzäune besser zu fördern, „man muss sich da etwas Sinnvolles überlegen“, sagt sie. Sollten sich vermehrt Risse von Tieren ereignen und keine Lösung gefunden werden, kommt für sie im Notfall auch ein Abschuss infrage. „Regelungen beim Wolf gibt es auch jetzt schon.“
Bezirksalmbauer Kaspar Stanggassinger und der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands im Berchtesgadener Land hatten die für Landwirte zunehmend existenzgefährdende Situation kritisiert und davor gewarnt, dass so manche Bauern im Begriff seien, ihren Betrieb aufzugeben.
„Es darf aber nicht passieren, dass die Weidewirtschaft eingestellt wird“, sagt Michaela Kaniber auf Anfrage. „Damit ginge nicht nur genau die Form der Tierhaltung verloren, die sich die Gesellschaft wünscht. Die Biodiversität im Grünland ginge zurück, die Kulturlandschaft wäre in Gefahr und bäuerliche Existenzen sowie der Tourismus stünden auf dem Spiel.“
kp