Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Enorme Konsequenzen befürchtet

Der Braunbär treibt den Landwirten die Angst ins Gesicht: „Ist eine ganz neue Hausnummer“

Der Bär aus Schneizlreuth macht den Almbauern im Berchtesgadener Land Angst. Unter anderem dem Kreisobmann des Bauernverbands, Hans Gruber.
+
Der Bär aus Schneizlreuth macht den Almbauern im Berchtesgadener Land Angst. Unter anderem dem Kreisobmann des Bauernverbands, Hans Gruber.

Erst der Wolf, nun der Bär: Nachdem in Schneizlreuth der erste Braunbär auf einer Wildtierkamera gesichtet wurde, ist die Sorge unter Landwirten so groß wie nie - mitten zu Beginn der Almauftriebszeit. Bezirksalmbauer Kaspar Stanggassinger und der Kreisobmann im Berchtesgadener Land, Hans Gruber, befürchten, Landwirte könnten sich aus den Almgebieten zurückziehen.

Berchtesgaden - Kaspar Stanggassinger ist aufgebracht: „Der Wolf reicht uns schon“, sagt der Bezirksalmbauer. Der Braunbär, der am Montag in eine Fotofalle getappt war, sei nun der Nachweis dafür, dass sich Landwirte auf ein noch viel größeres Problem einstellen dürften, sagte er Montagfrüh auf Nachfrage. Die Bestätigung des Bären hat sich schnell rumgesprochen unter Landwirten. 

Hans Gruber ist der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes im Berchtesgadener Land.

Eine ganz andere Hausnummer als der Wolf

Ähnlich wie Stanggassinger sieht das auch Hans Gruber, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands im Berchtesgadener Land. „Der Bär ist eine ganz andere Hausnummer als der Wolf“, so Gruber. Beim Wolf hätten die Landwirte zumindest noch das Gefühl gehabt, es könne schon irgendwie gut gehen. Mit der Bestätigung des Bären werde die Unsicherheit nun aber nochmals verstärkt. „Der Bär ist die große Unbekannte, ein weiteres Großraubtier“, sagt Gruber. „Viele haben regelrecht Angst.“ 

Das Problem ist viel größer. Denn die Bärensichtung wird Konsequenzen mit sich bringen. Bezirksalmbauer Stanggassinger prognostiziert: „Die Freiweideflächen sind in Gefahr.“ Er verdeutlicht das an einem Beispiel. Im Götschengebiet, das im Winter zum Skifahren genutzt wird, seien jedes Jahr dutzende Jungtiere auf der Freiweide. Im offenen Wald seien sie auf sich allein gestellt. „Einen Hirten gibt es nicht.“ Seine Befürchtung: Die Bauern könnten ihre Tiere im Stall lassen, um diese keiner potenziellen Gefahr auszusetzen. 

Kaspar Stanggassinger, Bezirksalmbauer in Berchtesgaden.

Auf der Alm ist der Senner allein

„Auf der Alm ist der Senner auf sich allein gestellt“, sagt auch Kreisobmann Gruber. Ein herumstreifender Bär: Allein die Vorstellung bereitet ihm Angst, „wenn die Herde unruhig wird und auf sich aufmerksam macht“. Wie man als Senner dann in so einem Moment reagieren sollte, das möchte sich Gruber nicht im Traum ausmalen, sagt er. 

Die vielen Hanglagen, die im Berchtesgadener Land bewirtschaftet werden, könnten in Zukunft unberührt bleiben. Eine Bewirtschaftung bedeutet gleichzeitig Landschaftspflege für die Region. All das sieht Kaspar Stanggassinger nun in Gefahr: „Während die einen von der Vier-Tage-Woche reden, haben Landwirte mit Wolf und Bär jetzt noch viel mehr Arbeit als sowieso schon - und viel größere Sorgen“, sagt er. 

Die Gäste bleiben womöglich aus

Hinzu kommt: Als touristische Region würden Wolf und Bär nicht dazu beitragen, dass Gäste in die Region kommen. Sollten die Almbauern mit der Landschaftspflege im Berggebiet aufhören, würde das für die Region schmerzhafte Einbußen bedeuten.  

Dass die Regierung nun den Landräten den Schwarzen Peter zuschiebt, der über den Abschuss eines Wolfes entscheiden soll, hält er für fahrlässig. „Kein Jäger würde den Wolf schießen, aus Angst am Ende dafür rechtlich belangt zu werden“, sagt Stanggassinger. Vom Bären ist da noch nicht mal die Rede. „Es gibt bislang keine Regelung, wie man mit ihm umgeht.“ 

Das Dasein der Raubtiere fordert bereits einen Tribut: Hans Gruber weiß: „Es gibt bereits einige Landwirte, die ihre Tiere nicht mehr auf die Alm schicken wollen oder erst einmal abwarten werden.” 

Politik mit Handlungsbedarf

Stangassinger nimmt die Staatsregierung in die Pflicht. Sein Ruf nach sinnvollen Regelungen wird lauter: Kein Gerede, keine Verzögerungen mehr. Die Zeit zu handeln, sei spätestens mit der Sichtung des Braunbären gekommen. „In der Politik muss sich etwas tun.“ Damit Almbauern und Senner ihrer Arbeit auch in Zukunft vernünftig nachgehen können.

kp

Kommentare