Leserumfrage mit eindeutigem Ergebnis
Bären und Wölfe in der Region: „Frage der Zeit bis etwas passiert“ contra „dramatischer Holzweg“
Erst Bär, dann Wolf: ein Schafsriss nach dem anderen ereilt die Almbauern in Oberaudorf. Der Wolf darf deshalb ab Mai dort gejagt werden - sollte selbiges auch für den Bären gelten? Die Meinungen unserer Leser gehen auseinander:
Vor gut einer Woche trieb vermutlich ein Braunbär sein Unwesen in Oberaudorf: Zwei Schafe wurden in der Nacht auf Mittwoch, den 19. April, gerissen, ein drittes so schwer verletzt, dass es eingeschläfert werden musste. Dann am Samstag der nächste Schock: erneut ein Riss von drei Schafen - eines davon trächtig - und einem Reh, dieses Mal weisen die Spuren aber auf einen Wolf hin (rosenheim24.de berichtete). Seitdem vor gut zwei Wochen die ersten Fußspuren von Bären in der Region gesichtet wurden, reißen die Schreckensnachrichten also nicht ab.
Die Bauern und Wirte sind besorgt, und zwar nicht nur wegen ihrer Tiere, sondern auch wegen des Ausbleibens der Touristen. Simone Braun vom Berggasthof Bichlersee in Oberaudorf berichtet gegenüber der BILD-Zeitung, dass erste Gäste nachfragen, ob der Urlaub bei ihnen denn noch sicher sei - auf der bei ihnen angrenzenden Wiese wurden die Schafe gerissen. „Wir haben bei uns im Gasthof gefragt, ob man hier angesichts der Situation bedenkenlos wandern gehen kann, vor allem mit Kindern“, erzählt eine andere Frau gegenüber OVB24.
Wolf darf ab Mai in Bayern gejagt werden
Auch Almbauer Andre S. ist verzweifelt: „Ich weiß nicht, wie es noch weitergehen soll. Wir können uns doch nicht vertreiben lassen von Bären und den Wölfen. Die Politiker und Behörden müssen jetzt endlich mal handeln.“
Es scheint, als würde die Politik nun auf die Sorgen eingehen: Am Dienstag, den 25. April wurde beschlossen, dass zumindest der Wolf ab Mai in Bayern gejagt werden darf. Am Mittwoch, den 26. April besuchten zudem Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Umweltminister Thorsten Glauber (FW) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) gemeinsam mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) Oberaudorf, um mit den Betroffenen zu sprechen.
Das sagen unsere Leser zu dem Thema
Reichen die Maßnahmen, oder sollten auch die „Problembären“ zum Abschuss freigegeben werden? Zu diesem Thema haben uns zahlreiche Leserbriefe erreicht - und während in der Abstimmung die meisten der Ansicht sind, dass Bären und Wölfe zum Problem für die Menschen werden, gibt es in den Briefen und Kommentaren auch kritische Stimmen, die sich gegen einen Abschuss positionieren:
Kevin Berger (rosenheim24.de)
Die Ignoranz der Menschen ist so unerträglich geworden, dass mir dazu einfach nichts mehr einfällt. Alle sitzen in ihren warmen Büros oder rennen unter Panik in den nächsten Applestore, weil es draußen regnet. Geht mal raus, ehrlich, geht mal mit euren Kindern raus, macht euch die Hände schmutzig, fasst mal einen Stock an oder vielleicht, wenn ihr zu den ganz Mutigen gehört(!), auch mal einen Tannenzapfen. Es kann doch nicht sein, wie weltfremd die Menschen hier in diesem Land geworden sind. Natur schön finden, ja gerne, aber nur solange sie von Andreas Kieling im ZDF präsentiert wird. Ansonsten grabt ihr lieber eure Hintern in euer bequemes Sofa, ignoriert die Welt da draußen und schreit auf, sobald ein Raubtier irgendwo im Wald auftaucht, in dem es schon seit Millionen von Jahren existiert hat und nur durch uns verdrängt wurde. Wie anmaßend kann der Mensch nur sein, zu denken, dass er auch nur im Ansatz das Recht hat, über einen Bären zu entscheiden.
Bernhard Maaß (bgland24.de)
Höchstwahrscheinlich kommt es so weit wie im Trentino, wie es aussieht gilt dort ein Bärenleben mehr als ein Menschenleben. Unsere Vorfahren, die großen Beutegreifer ausgerottet haben, drehen sich im Grabe um. Für diese Tiere ist bei uns kein Platz, und jeder der das Gegenteil behauptet, sollte sich eines als Haustier nehmen.
Florian Kastner (bgland24.de)
Große Beutegreifer haben in unserer heutigen Kulturlandschaft leider keinen Platz mehr!
Dana K. (innsalzach24.de)
Europa ist eine dicht besiedelte Kulturlandschaft, in der große Beutegreifer nicht wieder hätten angesiedelt werden dürfen! Wild gäbe es genug, aber Wölfe und Bären holen sich leichter eingezäuntes Weidetier und Rückzugsflächen (wie in den USA oder Kanada) haben wir auch nicht, zwangsläufig kommen Mensch und Raubtier in Kontakt. Bejagung wäre wichtig, so bleiben sie wenigstens scheu, sonst gibt es in Kürze mehrere tote Wanderer, Schwammerlsucher, Radfahrer etc. Das Ergebnis wird sein, keine Weidetierhaltung mehr, Verwaldung der Berge und viele Opfer. Und nein, territoriale Hunde (zb Kangals im Dutzend, freilaufend um jede Herde) sind keine Option, Schutzzäune auch nicht, unbezahlbar und der sichere Tod für viele Tiere durch Strom und Hängenbleiben.
Maria Ella (innsalzach24.de)
Nur weil wir Menschen in seinen (lange vor uns bestehenden) Lebensraum eindringen, heißt des noch lang nicht, dass man ihn einfach abknallen darf, wenn er sich ein Schaf oder ein paar mehr holt.
Ingo Gartsch (rosenheim24.de)
Der arme Bär, der sollte lieber weiter ziehen, da ihm hier nach dem Leben getrachtet wird, obwohl er dem Menschen aus dem Weg geht wenn möglich und eher Beeren und Pilze und ab und zu vielleicht auch ein anderes Tier jagt und frisst. Aber hier wird schon wieder versucht, Angst und Panik zu machen, und so dafür gesorgt, dass das arme Tier erschossen werden soll. Der größte Teil der Tiere geht den Menschen aus dem Weg, da der Mensch das gefährlichste Raubtier auf der Erde ist, und er auch nicht ins Beuteschema passt. Falls doch mal ein Mensch angegriffen wird und dabei verletzt oder getötet wird, handelt es sich meist um kranke Tiere, oder sie haben sich in die Ecke gedrängt oder sich bedroht gefühlt sowie die Menschen als Gefahr für ihre Jungen angesehen und diese verteidigt.
Conny Braun (rosenheim24.de)
Alles schön und gut an Meinungen hier. Aber Fakt ist nun mal, wie leben in einem dicht besiedelten Land. Schutz für den Bären, schön und gut, aber wie würdet ihr denken, wenn der Bär bei euch vor der Tür steht, vielleicht euer Pferd/Schaf/Rind reist, eure Frau/Kind mit Hund beim Spaziergang attackiert? Oder würdet ihr euren Hof oder Wohnsitz aufgeben und in eine Großstadt ziehen, damit Bär oder Wolf seinen Lebensraum hat? Ja, lassen wir der Natur ihren Lauf, aber wie soll das bitte funktionieren? Möchten all die sogenannten Tierschützer ihren Lebensstil aufgeben, um der Natur ihren Lauf zu lassen? Ja, man muss nicht gleich töten, lasst die Bären und Wölfe leben, aber bitte da, wo ausreichend Platz und Lebensraum für sie ist und das ist nunmal hier in Deutschland nicht der Fall. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis hier ernsthaft etwas passiert.
Lefty (rosenheim24.de)
Diese Diskussion ist doch nur ein weiterer Beweis dafür, auf welch dramatischem Holzweg die Menschheit sich befindet. Wenn man sich mal anschaut, wie weit wir uns mittlerweile von der Natur entfernt haben und sie als unser Eigentum betrachten, mit der wir meinen tun und lassen zu können was wir wollen und wir uns sogar anmaßen, sie kontrollieren zu können, dürfte klar werden, dass wir letztendlich als Spezies keine Chance haben zu überleben. Wir sind vor lauter „Intelligenz“ und Gier zu dumm geworden uns selbst zu retten. Auf ein simples Tempolimit, das wahrscheinlich ein Vielfaches der Leben retten würde, welche auf Kosten von Wildtierunfällen zu beklagen wären, können wir uns ums Verrecken nicht einigen, aber bei einer minimalsten Möglichkeit von einem Bären, Wolf, was auch immer attackiert zu werden, kriegen wir uns vor lauter Hysterie nicht mehr ein. Was für ein paranoides, krankes und verzerrtes Weltbild wir doch haben.
Christian Danzer (innsalzach24.de)
Es ist und war schon immer ein Wildtier seit hunderten von Jahren, das in unseren Bergen beheimatet ist! Durch Zerstörung seiner ursprünglichen Lebensräume, sei es durch Abholzung, Bejagung seiner Beute, Bebauung und Ausbreitung unsererseits, hat dieses Wildtier nur noch die Möglichkeit, sich die Nahrung in unserer Zivilisation zu holen und zu suchen! Daran sind wir selber schuld, und dann wird rum geheult, wenn sich so ein großartiges Tier mal ein paar Schafe holt. In welcher kranken, selbstsüchtigen, naturverfallenen Welt leben wir eigentlich??
Tanja Schmidt (rosenheim24.de)
Warum muss immer so ein Zirkus veranstaltet werden? Lasst die Tiere doch einfach in Ruhe leben. Es wird immer so eine Aufregung darum gemacht und in Panik verfallen. Leute, unsere Wildschweine sind gefährlicher als der Wolf oder ein einzelner Bär. Ja, ein Bär ist nicht ohne, aber wenn man weiß in welchem Gebiet sich das Tier aufhält, bleibt man da weg. Fertig.
Carla Deppe (rosenheim24.de)
Hm, Braunbären ernähren sich zum größten Teil von Beeren, Nüssen, Pilzen etc., also vegetarisch, Kräuter, Blumen, Kastanien, Eicheln… Fleisch eher von Aas, Fischen, Insekten… Wenn so ein Bär auf einen Menschen losgeht, dann wohl eher, weil er sich bedroht fühlte… was beim Tiertourismus dann natürlich vorkommen kann… bzw. im Fall vom Jogger in Italien, wohl passiert ist. Ich persönlich möchte keinem Bären begegnen, von daher würde ich die Gegend meiden (Revier)… leider gibt es genug Trottel, die dann genau dahin fahren, um hinterher berichten zu können, dass sie von einem Bären überrascht wurden. Und was Jäger betrifft, die machen ihren Job und das ist auch gut so… dafür wurden sie ausgebildet. Solange sie sagen, dass vom Bären keine Gefahr ausgeht, glaube ich eher denen, als irgendwelchen Leuten, die meinen, ihr angelesenes Wissen sei besser als das der Profis.
Ist noch Platz für Wildtiere in Bayern? Teilt Eure Meinung mit uns
Haben Bären und Wölfe in ein Bayern keinen Platz mehr und stellen eine zu große Gefahr für Mensch und Tier dar? Oder bekommen wir jetzt lediglich die Quittung dafür, zu stark in ihren natürlichen Lebensraum vorgedrungen zu sein, und sollten lernen, wieder respektvoller mit der Natur umzugehen? Schreibt uns einen Leserbrief an leserbriefe@ovb24.de (Stichwort Bär) Bitte sendet uns neben Euren Zeilen auch unbedingt Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.
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fso