Nach erneuten Schafsrissen hoch über Oberaudorf
Erst der Bär, nun der Wolf – Wirtin warnt: „Die Sache hat jetzt eine ganz andere Qualität“
Die Gemeinde Oberaudorf, das Gebiet rund um den Bichlersee und der Landkreis Rosenheim kommen in Sachen Schafsrisse nicht zur Ruhe. Wo letzte Woche noch ein Bär unterwegs war, ist dort jetzt offenbar auch ein Wolf aktiv.
Oberaudorf/Landkreis - „Am Wochenende haben wir zuerst gedacht, es hat sich alles beruhigt. Das Tier ist weitergezogen, alles ist wieder wie vorher, doch am Samstagnachmittag wurden weitere grausige Funde von erlegten Schafen gemacht.“ Das sagte Simone Braun vom Berggasthof am Bichlersee am Montagvormittag (24. April). Über die erneuten Schafs- und Rehrisse hatte rosenheim24.de bereits berichtet. Insgesamt wurden am Samstag (22. April) und Sonntag (23. April) drei weitere tote Schafe und ein totes Reh entdeckt - größtenteils grausam zugerichtet und bis auf die Knochen „abgefieselt“.
„Kadaver waren offen auf der Wiese zu sehen“
Auch für die Gäste des Berggasthofs ist die Situation nicht schön. „Unsere Hausgäste haben es natürlich miterlebt. Die Kadaver waren offen hier auf der Wiese zu sehen. Das hat bei einigen mulmige Gefühle hervorgerufen. Sowas ist doch nichts Alltägliches“, sagt die Wirtin. Nachdem sie am Wochenende zunächst dachte, dass sich die Situation beruhigt hat, hat Braun inzwischen ihre Meinung geändert: „Die Sache hat jetzt eine ganz andere Qualität! Wir haben hier innerhalb einer Woche zwei große Beutegreifer, die insgesamt sieben Tiere erlegt haben.“
Erneut Schafsrisse im Landkreis Rosenheim am Wochenende (22./23. April)




Auswirkungen auf den Tourismus?
Wie bereits Almbauer Andre S. fordert nun auch Braun, dass die Politik umgehend tätig wird. Es müsse jetzt gehandelt werden, denn ansonsten könne sich das auch langfristig (negativ) auf den Tourismus in der Region auswirken. Die Langzeit-Urlaubsgäste werden sich eventuell überlegen: Ist die Region für uns sicher? Aber hier ist ganz klar zu sagen, es ist kein Oberaudorfer Problem. Das Problem erstreckt sich über das gesamte bayerische Alpenland.“
Andererseits ist nach den Schafsrissen in der vergangenen Woche am Wochenende auch eine Art „Bären-Tourismus“ entstanden. Zahlreiche Ausflügler waren laut einem Bericht der Deutschen Presseagentur (dpa) am Samstag und Sonntag in dem Gebiet unterwegs. „Respekt habe ich schon, aber keine Angst“, sagt Thomas Breitenauer, der zum Wandern in der oberbayerischen Gemeinde an der Grenze zu Tirol unterwegs war. Besondere Vorsichtsmaßnahmen hätten er und seine Begleitung nicht ergriffen, erzählte er vor Ort: „Wenn man weiß, es ist eine Bärengegend, dann ja. Aber wegen einem Bären werde ich jetzt kein Bären-Spray einpacken“.
„Bären-Touristen“ in dem Gebiet unterwegs
Andere hingegen plagt ein gewisses Unbehagen. „Wir waren auf dem Weg zu einer Höhle, und da haben wir uns schon überlegt, ob das so eine gute Idee ist“, sagt eine Wanderin. Ansonsten habe sie sich aber nicht gefühlt, als wäre sie in Gefahr. „Ich hatte überhaupt keine Bedenken. Der Bär geht ja nicht auf Menschen los“, sagt auch Tourist Volker Niggel. Andere sind sich da nicht ganz so sicher. „Wir haben bei uns im Gasthof gefragt, ob man hier angesichts der Situation bedenkenlos wandern gehen kann, vor allem mit Kindern“, sagt eine andere Frau. Ihnen sei aber versichert worden, das sei „gar kein Problem, der Bär ist bestimmt schon weg.“ Das scheint sich nun mit dem Auftauchen des Wolfs nun aber geändert zu haben...
mw