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Am Rande der A8 bei Irschenberg

„Schrecklich“: Ist das der Schauplatz des Mordes an Alexandra (39)? Ein Besuch in Oberhasling

In einem Waldstück bei Oberhasling, einem Gemeindeteil von Irschenberg, könnte die 39-jährige Nürnbergerin Alexandra R. im Dezember 2022 laut Staatsanwaltschaft ermordet worden sein. Doch was sagt nun das Gericht?
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In einem Waldstück bei Oberhasling, einem Gemeindeteil von Irschenberg, könnte die 39-jährige Nürnbergerin Alexandra R. im Dezember 2022 laut Staatsanwaltschaft ermordet worden sein.

War dieser kleine Weiler am Rande der A8 bei Irschenberg Ende 2022 Schauplatz eines grausamen Mordes? Die Staatsanwaltschaft geht jedenfalls davon aus, dass die hochschwangere Alexandra R. aus Franken dort getötet worden sein könnte. Ein Besuch in Oberhasling.

Irschenberg/Nürnberg – Zahlreiche grüne Felder, Wiesen und Wälder, schmucke Häuser mit vielen Holzelementen, ein paar landwirtschaftliche Betriebe und zentral, im Herzen des Weilers Oberhasling, die kleine, bezaubernde Ortskapelle St. Maria mit ihrem gelben Anstrich und dem winzigen Türmchen: Es ist ein idyllisches Fleckchen Erde, das hier, direkt an der Autobahn A8, in einer Senke unterhalb des Irschenbergs liegt. Ein idyllisches Fleckchen Erde, das nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft in Nürnberg im Dezember 2022 Schauplatz eines grausamen Mordes an einer hochschwangeren Frau gewesen sein könnte.

Bargeld, Ausweisdokumente und Mutterpass liegen zuhause

Ein Rückblick: Alexandra R., 39 Jahre alt und im achten Monat schwanger, verlässt am 9. Dezember 2022 ihre Wohnung im Nürnberger Stadtteil Katzwang und bringt ihr Kind in die Kita. Danach verliert sich die Spur der 39-Jährige, ihr Lebensgefährte meldet sie schließlich als vermisst. Den polizeilichen Ermittlern kommen jedoch schnell Zweifel daran, dass die Frau aus freien Stücken untergetaucht ist, vielleicht irgendwo ein neues Leben anfangen wollte. So hat sie Bargeld, Ausweisdokumente sowie ihren Mutterpass in der Wohnung liegen gelassen.

In den Fokus der Ermittlungen rücken stattdessen zwei Männer – ein Ex-Lebensgefährte der Frau, ein heute 50-jähriger Mann aus Bosnien-Herzegowina, sowie dessen Geschäftspartner, ein 48-jähriger Deutscher. So soll der Ex-Lebensgefährte die Frau nach der Trennung bedroht, gemeinsam mit seinem Geschäftspartner zudem versucht haben, über eine Betrugsmasche an deren Geld zu kommen. Doch die 39-Jährige setzte sich damals zur Wehr: Sie flüchtete in ein Frauenhaus, erwirkte ein Kontaktverbot und zeigte beide Männer an, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtete.

Zum Schreiben eines Briefes an die Justiz gezwungen worden?

Kurz vor Prozessbeginn im Dezember 2022 verschwindet Alexandra R. dann allerdings spurlos. Wofür die Staatsanwaltschaft die beiden Männer verantwortlich macht und letztlich beide wegen Mordverdachts verhaften lässt. Denn nach Einschätzung der Ermittler war das Duo der Hochschwangeren am 9. Dezember gefolgt, hatte sie überwältigt und in eine Lagerhalle gebracht. Dort sei Alexandra R. zum Schreiben eines Briefes an die Justiz gezwungen worden sein, in dem sie die Anzeige gegen die beiden Männer widerrief.

Im Anschluss sollen die beiden Geschäftspartner die Frau entweder direkt in der Lagerhalle, oder in einem Waldstück des Weilers Oberhasling bei Irschenberg an der A8 getötet haben. So hatten Spürhunde bei einer Polizeiaktion im Sommer 2023 dort sowohl Spuren der beiden Angeklagten als auch der damals 39-jährigen Fränkin gefunden. Das hatte ein Hundeführer nach Angaben von BR24 jetzt beim seit April 2024 laufenden Mordprozess vor dem Landgericht Nürnberg berichtete.

An den Polizeieinsatz kann sich ein junger Mann, der kurz davor nach Oberhasling gezogen war, noch gut erinnern. „Da unten stand plötzlich alles voll mit Polizeifahrzeugen“, sagt der junge Mann, der gerade eine Partie Darts mit Freunden begonnen hat, und deutet mit seiner Hand in Richtung der Felder westlich des Wohngebiets. „Das war damals natürlich ein großes Gesprächsthema im Ort.“ Was jetzt aber – trotz des laufenden Prozesses – nicht mehr der Fall sei. Er selbst habe an diesen Kriminalfall schon lange nicht mehr gedacht.

Bürgermeister Klaus Meixner: „Das ist überhaupt kein Gesprächsthema hier.“

Auch Klaus Meixner, Bürgermeister der Gemeinde Irschenberg, zu der Oberhasling gehört, hat nicht das Gefühl, dass die mögliche Tat auf dem Gebiet seiner Gemeinde und der derzeit in Nürnberg laufende Prozess die Bürger seiner Kommune besonders bewege. „Das ist überhaupt kein Gesprächsthema hier“, sagt Meixner auf OVB-Anfrage. „Ich komme ja schon viel rum und bin auf vielen Terminen. Aber da habe ich kein Wort dazu mitbekommen.“ Sogar der Polizeieinsatz im Sommer 2023, bei dem die Ermittler den Weiler mit Hunden durchkämmt hatten, sei extrem geräuschlos verlaufen.

Einer Frau, die am Rande des Weilers Oberhasling wohnt, kommt die mutmaßliche Gewalttat hingegen immer wieder ins Gedächtnis. Da sie wenig Kontakt zu ihren Nachbarn habe, könne sie zwar nicht sagen, ob der Mordprozess Thema in Oberhasling sei, aber: „An den großen Polizeieinsatz, bei dem nicht nur die Wälder bei uns durchsucht worden sind, sondern auch die Wasserauffangbecken an der Autobahn, kann ich mich noch gut erinnern.“ Zumal „wir ja alle seitens der Polizei befragt worden sind“.

Dass die hochschwangere Alexandra R. möglicherweise quasi vor ihrer Haustür getötet worden sein könnte, diese Vorstellung findet sie „schrecklich“. „Ich mag daher auch gar nicht mehr so gerne hier im Wald spazieren gehen“, sagt die Frau, die sich erinnern kann, dass die Wälder rund um Oberhasling in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Schauplätze von Kriminalfällen war. Beispielsweise bei zwei verschiedenen Banküberfällen in Irschenberg, bei denen die Täter Fahrzeuge in einem Waldstück des Weilers versteckt hätten.

Wobei ein Auto auch in diesem Fall eine große Rolle spielt: Denn nach Angaben von BR24 will ein Anwohner aus Oberhasling am möglichen Tattag, Freitag, 9. Dezember 2022, einen weißen Renault Twingo vor seinem Anwesen gesehen haben. Den Fahrzeugtyp, mit dem einer der Angeklagten unterwegs gewesen sein soll. Er habe beim Kochen aus dem Fenster seiner Küche geblickt und dort den Twingo mit „ERH“-Kennzeichen für Erlangen-Höchstadt entdeckt. Er sei sich auch sicher, dass es ein Freitag gewesen sei, da er – wie immer freitags – Fisch zubereitet habe, so die Zeugenaussage des Mannes.

Handy der Vermissten soll sich letztmals in Oberhasling eingeloggt haben

Neben dieser Aussage zum möglichen Tatfahrzeug könnten aber auch Erkenntnisse zum Handy des mutmaßlichen Mordopfers eine wichtige Rolle spielen. „Viel hat uns die Polizei bei den Befragungen im Ort damals nicht gesagt“, erinnert sich eine weitere Bewohnerin Oberhaslings gegenüber dem OVB zurück. „Sie haben uns allerdings erklärt, dass sich das Handy der Vermissten wohl letztmals in Oberhasling eingeloggt hat.“

Auch sie hat nach eigenen Angaben seit der großangelegten Polizeiaktion im Sommer 2023 „ein komisches Gefühl“, vor allem, „weil die Leiche der Frau ja noch nicht gefunden worden ist“. Ein komisches Gefühl, das sie beispielsweise begleitet, „wenn ich mit dem Hund unterwegs bin und er dann irgendwo das Wühlen anfängt.“ Die Frau hofft daher, dass – sollte wirklich ein Mord zugrunde liegen - die Leiche der Frau baldmöglichst gefunden wird, denn: „Dann hätten nicht nur wir Anwohner von Oberhasling, sondern alle Beteiligten, vor allem natürlich die Angehörigen der 39-Jährigen, endlich Gewissheit.“

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