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Hakenkreuz und SS-Runen in Tuntenhausen

„Sie trauen sich immer mehr!“ Entsetzen über Nazi-Schmierereien an Auto eines Hohenthanners (70)

An Häuserwänden, an Stromverteilerkästen, sogar an Holocaust-Gedenkstätten: Immer wieder muss die Polizei wegen Nazi-Schmierereien ermitteln. Auch in Hohenthann bei Tuntenhausen hat es nun einen derartigen Vorfall gegeben.
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An Häuserwänden, an Stromverteilerkästen, sogar an Holocaust-Gedenkstätten: Immer wieder muss die Polizei wegen Nazi-Schmierereien ermitteln. Auch in Hohenthann bei Tuntenhausen hat es nun einen derartigen Vorfall gegeben.

Widerlicher Vorfall in Hohenthann bei Tuntenhausen: Unbekannte Täter haben am Auto eines 70-Jährigen Nazi-Schmierereien wie Hakenkreuze und SS-Runen hinterlassen. Die Polizei ermittelt. Was das Opfer sagt – und was den Tätern droht.

Tuntenhausen – Es sind nur kleine Schmierereien, die aber für große Empörung sorgen: Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht auf Samstag, 15. Juni, am Auto eines 70-jährigen Mannes aus Hohenthann bei Tuntenhausen widerliche Nazi-Schmierereien hinterlassen. Der Mann hat mittlerweile Anzeige erstattet, die Polizei ermittelt.

Als der 70-Jährige Hohenthanner am Tag nach dem Eröffnungsspiel zur Fußball-Europameisterschaft, das Deutschland gegen Schottland mit 5:1 gewonnen hatte, vor seinem Auto stand, konnte er seinen Augen kaum trauen: Unbekannte hatten an der Windschutzscheibe seines recht auffälligen Fahrzeugs ein rund zehn Zentimeter breites und 30 Zentimeter langes Plastikbanner angebracht, das die deutschen Farben Schwarz, Rot und Gold zeigte. Doch das war noch nicht alles: Verziert worden war das Plastikteil mit Hakenkreuzen und SS-Runen, die per Kugelschreiber aufgemalt worden waren.

70-Jähriger erstattet Anzeige bei der Polizei

„Über die Fahne selbst habe ich mich nicht geärgert – ganz im Gegenteil“, sagt der 70-Jährige, der kein Problem damit hat, wenn Fußball-Fans ihre Nationalmannschaft mit der Nationalflagge unterstützen. Doch die Nazi-Schmierereien sind für den Hohenthanner untragbar, weshalb er auch Anzeige bei der Polizei erstattet hat. Ihm sei natürlich klar, dass es sich dabei auch „um eine spontane, unüberlegte Tat von Jugendlichen“ gehandelt haben könnte. „Man darf aber auch nicht vergessen, dass bei so einem euphorisierenden Erlebnis wie dem 5:1 gegen Schottland auch mal das offen ausgelebt wird, was man unter kontrollierten Umständen nicht tun würde“, gibt der 70-Jährige zu bedenken, dass derartige Schmierereien sehr wohl auf eine rechte Gesinnung des oder der Täter hindeuten könnte.

Polizei hat Ermittlungen eingeleitet und hofft auf sachdienliche Hinweise

Die Polizei Bad Aibling bestätigt auf OVB-Anfrage, dass aufgrund der Nazi-Schmierereien in Hohenthann bei Tuntenhausen eine Anzeige gegen Unbekannt eingegangen ist. Ermittlungen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sind nach Angaben eines Polizeisprechers eingeleitet worden. Vergehen, die laut Strafgesetzbuch (StGB) durchaus drastische Konsequenzen haben können. So drohen dem oder den Tätern im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Nachdem bislang ein „großer Hinweis auf den oder die Täter“ noch fehle, hoffen die Ermittler nun auf sachdienliche Zeugenhinweise, die unter Telefon 08061/90730 entgegengenommen werden.

Zumal es in der Gemeinde durchaus Personen mit „einem stark rechts ausgeprägten Gedankengut“ gäbe, die Kommune zudem durch eine recht aktive Reichsbürgerszene immer wieder von sich Reden mache. Auch die Ergebnisse der Europawahl mit einem deutlichen Stimmenzuwachs für die AfD habe gezeigt, dass die Rechten einen immer größeren Zulauf fänden. So holte die AfD bei der Europawahl mit 15,2 Prozent hinter der CSU (38,4 Prozent) die zweitmeisten Stimmen im kompletten Gemeindegebiet, im Bereich Lampferding hatte gar mehr als jeder vierte Wähler (25,5 Prozent) für die rechtspopulistische Partei gestimmt.

Was bei dem 70-Jährigen zur bitteren Erkenntnis führt: „Sie trauen sich immer mehr!“ Daher müsse der Gesellschaft mittlerweile klar sein, dass der bekannte Ausspruch „Wehret den Anfängen“ leider nicht mehr treffend sei: „Wir sind schon mittendrin!“ Wer letztlich diese Schandmale an seinem Fahrzeug hinterlassen hat, darüber kann der Hohentanner derzeit nur rätseln. Ein Zusammenhang mit seinem Engagement in der Flüchtlingshilfe sei für ihn zwar denkbar, „aber eben auch nur Spekulation“.

Bürgermeister „überrascht, welche Irren in unserer Gemeinde unterwegs sind“

Tuntenhausens Bürgermeister Georg Weigl (CSU) zeigte sich angesichts der Nazi-Schmierereien in seiner Kommune ebenfalls „entsetzt“ und „überrascht, welche Irren in unserer Gemeinde unterwegs sind“. Ansichten, Tuntenhausen habe ein besonders großes Problem mit rechtsgerichteten Bürgern, tritt der Rathauschef jedoch entschieden entgegen. Stattdessen spricht er von „einem Einzelfall“, für den es „aber keine Ausrede“ gäbe. Weigl: „Das sind rechtsextreme Äußerungen, die gehen gar nicht – und die sind auch nicht zu entschuldigen.“

Klare Kante gegen rechte Tendenzen oder Verharmlosung zeigten übrigens auch die Administratoren der Facebook-Gruppe „Bürgerforum Tuntenhausen“, in der der 70-Jährige von den üblen Nazi-Schmierereien berichtet hatte. Foren-Mitgliedern, die auf die Schilderungen des Hohenthanners mit einem Lachsmiley reagierten, teilten sie in einem Kommentar unmissverständlich mit: „Wer hier mit Lachsmiley reagiert, bekommt direkt einen Freiflug aus der Gruppe.“

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