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Ab 41.990 Euro

BYD Seal U im Fahrtest: Elektrisches China-SUV zum Kampfpreis

Der chinesische Hersteller Build Your Dreams (BYD) bringt ein Elektro-Familien-SUV auf den Markt – zu einem Kampfpreis. Kann er VW und Skoda schlagen?

Wenn’s nicht läuft, dann läuft’s nicht, so lautet eine alte Fußballweisheit. Das trifft im Augenblick zumindest auch auf Deutschland zu. Es läuft einfach nicht, weder gesamtwirtschaftlich noch in der Autoindustrie. Im Sport ebenfalls nicht, schon gar nicht im Fußball. Bestes Beispiel: Stell dir vor, wir haben die Europameisterschaft im eigenen Land – aber als Hauptsponsor tritt ein chinesischer Fahrzeughersteller an. Er heißt BYD, die Abkürzung von Build Your Dreams. Bau deine Träume. Vielleicht sollte die Deutsche Nationalmannschaft auch an einen Sponsorenwechsel denken – unter Umständen läuft es mit einem Logo von BYD, MG & Co auf dem Leiberl besser.

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BYD Seal U – so gut ist der China-SUV ausgestattet

Zugegeben, das alles ist ein wenig zynisch, aber die Lage ist ernst. Mit der Technologiehoheit beim Batteriebau im Rücken, treten die chinesischen Autobauer dieses Mal mit breiter Brust in Europa an. Bestes Beispiel dafür ist BYD, ein Mega-Unternehmen aus dem Reich der Mitte (Akkus, Solar, Busse, Züge), das mit 526.000 verkauften E-Autos im vierten Quartal 2023 den Branchenprimus Tesla vom Thron gestoßen hat. In einem atemberaubenden Tempo hat BYD im vergangenen Jahr vier Modelle auf den Markt geworfen. Jetzt kommt mit dem Seal U der erste größere SUV, der gegen VW ID.4, Skoda Enyaq iV & Co antritt. Aber nicht nur der Preis ist mit 41.990 Euro eine Kampfansage, wie wir bei der ersten Testfahrt festgestellt haben. Denn auch technisch haben die Chinesen aufgeholt.

Vom Design her ist der BYD Seal U ein echtes SUV, die entsprechenden Geländeeigenschaften sind nur rudimentär, es gibt keinen Allrad-Antrieb.

Überdurchschnittliche Verarbeitung im Interieur

4,80 Meter lang, 1,67 Meter hoch – der Seal U hat schon stattliche Dimensionen. Muss er auch, weil er familientauglich sein will. Geräumig ist er auf alle Fälle. Das liegt zum einen am Radstand von knapp 2,80 Metern, aber auch an den platzsparenden Blade-Batterien, die im Haus BYD entwickelt und hergestellt werden. In den Kofferraum passen 552, respektive 1.440 Liter, wenn die (verstellbare) Rückbank umgeklappt ist. Das ist guter Durchschnitt. Überdurchschnittlich präsentiert sich das Interieur, auch von der Verarbeitung her. Das vegane Leder fühlt sich edel an. Wenig hässliches Plastik, dafür viel unterschäumte Kunststoff-Flächen. Der Ganghebel ist ein Bleikristall-Imitat und erinnert an den 7er vom BMW. Natürlich haben die Chinesen ihr Cockpit voll digital ausgestattet und sogar mit einem Head-up-Display ausgerüstet. Der Gag bei BYD: Das 15,6 Zoll (ca. 40 cm) große Infotainment-Tablett lässt sich drehen. So wird aus dem Hochformat im Handumdrehen ein breiter Screen.

Bis zu 2.200 Kilo Anhängelast: E-Autos, die ordentlich was schleppen können

Ein Volvo C40 Recharge Pure Electric.
Platz 10 – Volvo C40 Recharge Pure Electric: Zugegeben der Name ist etwas sperrig. Doch als Lastenesel taugt auch der Elektro-SUV der Schweden allemal. 100 Kilogramm Stützlast und eine maximale Anhängerlast von 1800 Kilogramm befördern den Volvo C40 Recharge Pure Electric in die Top 10. © Volvo
Ein Fisker Ocean.
Platz 9 – Fisker Ocean: Wie viele Hersteller von Elektroautos ist auch Fisker noch eine junge Marke. Mit dem Ocean will man Tesla die Kunden abjagen. Dabei könnte auch helfen, dass der Elektro-SUV ein richtiges Zugtier ist. Die maximale Anhängerlast liegt bei satten 1815 Kilogramm. Allerdings kostet die Anhängerkupplung 1780 Euro extra. © Fisker Inc.
Genesis GV70 Electrified.
Platz 8 – Genesis GV70 Electrified: Auch dieser SUV beweist, dass Elektroautos in der Lage sind, schwere Anhänger zu ziehen. Mit 180 Kilogramm Stützlast ist der Genesis GV70 ganz weit vorne. Die maximale Anhängerlast beträgt 1.800 Kilogramm. © Richard Parsons/Genesis
Ein BMW i7.
Platz 7 – BMW i7: Wer Luxus pur möchte, der ist beim 7er-BMW genau richtig. Seit der neuen Generation gibts es die Limousine auch rein elektrisch und die lässt sich im Zweifel auch vor einen Anhänger spannen. Die maximale Anhängelast liegt bei 2000 Kilogram, die maximale Stützlast bei 80 Kilogramm. Für die Anhängerkupplung werden jedoch 1350 Euro Aufpreis fällig. © Fabian Kirchbauer/BMW
Nio EL7
Platz 6 – Nio EL7: Auch die Chinesen machen keine halben Sachen. Die Anhängerkupplung ist beispielsweise bereits serienmäßig dabei. Die maximale Anhängerlast des EL7: 2000 Kilogramm. © Nio
Nio ET7
Platz 5 – Nio ET7: Wie der EL7 kann auch die Elektro-Limousine bis zu 2000 Kilogramm ziehen. Und auch die Anhängerkupplung gibt es ohne Zuzahlung. © Nio
Polestar 3
Platz 4 – Polestar 3: Die Volvo-Tochter baut ihre Modellpalette immer weiter aus. Natürlich darf da auch ein sportlicher Elektro-SUV nicht fehlen. Mit einer maximalen Anhängerlast von 2200 Kilogramm und 100 Kilogramm Stützlast ist der Polestar 3 fast ein Allround-Talent. Die 1.400 Euro für die Anhängerkupplung schmerzen allerdings doch etwas. © Stefan Isaksson/Polestar
Volvo EX90
Platz 3 – Volvo EX90: Auf dem Podium folgt ein weiterer Elektro-Schwede. Die maximale Anhängerlast des EX90 liegt bei 2200 Kilogramm, die Stützlast bei 100 Kilogramm. Für die optionale Anhängerkupplung verlangt Volvo zusätzliche 1190 Euro. © Volvo
BMW iX
Platz 1 – BMW iX: Die maximal 2.500 Kilogramm Anhängerlast des Bayers sind unangefochtene Spitze. Bei der Stützlast spielt der iX mit 100 Kilogramm ebenfalls ganz vorne mit. Über das Design lässt sich – typisch BMW – jedoch streiten. © Uwe Fischer/BMW

Drehbarer Bildschirm: Dieser E-Autos ist auch eine Spielkonsole

Der Sinn erschließt sich zwar nicht sofort. Wenn man aber weiß, dass in China der Wohnraum knapp ist, dann ahnt man: Das Auto ist ein zweites Wohnzimmer. Filme ansehen oder online zocken – dafür kann man einen breiten Bildschirm brauchen. Das Auto als Spielekonsole: Auch das ist in China möglich. Lenkrad, Bremse und Gaspedal des Seal U können für diese Zwecke entkoppelt werden. So kann man mit dem eigenen Auto ein virtuelles Rennen fahren, auch gegen den nebenan geparkten Kumpel. Karaoke im Auto? Aber klar. Der Bildschirm hat ein entsprechendes Mikrofon und eine Selfie-Kamera.

Das Cockpit des BYD Seal U ist voll digital. Neben dem Tacho gibt es noch ein Head-up-Display und den zentralen Infotainment-Bildschirm. Er ist drehbar zum Spielen und Streamen.

BYD Seal U: Zwei Varianten erhältlich

Den BYD Seal U (das U steht für Utility im Sinne von nützlich) gibt es in zwei Varianten. Als Comfort und Design. Der wesentliche Unterschied sitzt im Unterboden. Das günstigere Modell hat eine 71,8 kWh-Batterie und kostet die eingangs schon erwähnten 41.990 Euro. Die Version „Design“ hat einen 87-kWh-Akku, das macht 3.000 Euro Aufpreis. Unterschiedlich sind auch die Reichweiten: 420 oder 500 Kilometer weit soll man kommen und das bei einem Verbrauch von 14,5 respektive 15,2 kWh auf 100 Kilometer. Nach unseren Erfahrungen auf den Testfahrten erscheint das als durchaus realistisch. Wir lagen bei etwas sportlicherer Fahrweise bei 17,7 kWh, was für ein Gefährt mit einem Gewicht von mehr als zwei Tonnen nicht schlecht ist. Allerdings merkt man dem Auto an, dass es als Familienkutsche ausgelegt wurde. Da steht der Komfort im Vordergrund, auch wenn der ein oder andere harte Stoß bis zur Wirbelsäule durchdringt. Die Lenkung ist ein für unseren Geschmack ein wenig zu schwammig, die Bremsen manchmal teigig. Auch der Frontantrieb mit dem nervösen Grip bei Volllast und in den Kurven steigert nicht unbedingt die Freude am Fahren.

Beim Aufladen hat der Seal U leichte Schwächen

Das sind aber alles Petitessen, denn insgesamt lässt sich der Seal U recht flüssig bewegen und auch die Leistung von 160 kW reicht völlig aus. Sogar das Ziehen eines Anhängers mit bis zu 1,3 Tonnen (gebremst) ist drin. Der Blick unter die Motorhaube überrascht: Da ist so viel Platz, da passt sogar ein Achtzylinder rein. Des Rätsels Lösung: In China gibt es den Seal U auch als Hybrid-Version, schon im Herbst soll sie auch nach Europa kommen. BYD verwendet dazu eigene Containerschiffe, selbst gebaut. Ehrensache. Leider bietet BYD im Augenblick keinen Frunk für den Seal U unter der Motorhaube an, denn dann könnte man das Ladekabel auch ordentlich verstauen. So liegt es im Kofferraum und stört. Apropos Laden. Hier hat der Seal Schwächen: Mit Gleichstrom schafft er 115 (Comfort) respektive 140 kW (Design). Dass die Chinesen die Ladezeiten mit 27 oder 29 Minuten angeben – aber von 30 auf 80 Prozent Ladung, und nicht wie üblich von 20 bis 80 Prozent: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Von 20 bis 80 Prozent sind es übrigens 42 oder 43 Minuten, je nach Modell. Klingt dann nicht ganz so gut.

Wer den BYD Seal voll ausgestattet mit Panorama-Glasdach erwerben will, der bezahlt dafür rund 45.000 Euro. Ein Preis, über den die deutschen Hersteller grübeln werden.

Weil wir grad bei Schwächen sind: Das Display ist zwar groß und drehbar, leider aber nicht ganz blendfrei. Die Chip-Architektur, die dahintersteckt, jedenfalls lässt keine Wünsche offen. In Sekundenschnelle werden die Touch-Befehle umgesetzt und auch die Bilder der Fahrzeugkameras (360 Grad) sind gestochen scharf. Da kann sich so manch anderer Hersteller eine Scheibe abschneiden. Ebenfalls lobenswert: Der Seal U hat gleich zwei Fächer, um auch große Smartphones drahtlos aufzuladen. Bedauerlicherweise ist die Bedienung des Displays manchmal nicht schlüssig und umständlich, gerade was das Abstellen von Fahrassistenten betrifft, die mehr nerven als sie helfen (Spurhalte-Assistent, Geschwindigkeitswarner).

Technische Daten BYD Seal U

  • Motor: Permanenterregter Synchronmotor
  • max. Leistung:  160 kW (218 PS)
  • max. Drehmoment: 310 Nm
  • Antrieb: Front
  • 0-100 km/h: 9,3 Sekunden
  • Spitze: 175 km/h
  • Batterie: 71,8 kWh
  • Normverbrauch: 19,9 kWh / 100 km
  • Testverbrauch: 17,7 kWh / 100 km
  • Reichweite: 420 (kombiniert) – 576 (Stadt) km
  • Ladeleistung: 11 kW (AC) / 115 kW (DC)
  • Ladezeiten:   11 std. AC (einphasig)
  •         7,5 std .AC (dreiphasig)
  •         27 min. von 30 – 80 %
  •         42 min. von 10 – 80 %
  • Länge / Breite / Höhe: 4,79 / 1,89 / 1,67 m
  • Radstand: 2,77 m
  • Kofferraum: 552 – 1.440 l
  • Leergewicht / Zuladung: 2.020 / 4 k10g
  • Anhängelast: 1.300 kg
  • Preis: 41.990 Euro

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Unser Fazit zum BYD Seal U: Der Preis ist heiß

Mit dem Seal U hat BYD eine echte Duftmarke gesetzt. Das Auto hat Schwächen beim Fahrwerk und beim Laden, sie werden aber durch die Stärken wie Qualität, Platzangebot und digitale Ausstattung wettgemacht. Zumal, wenn man die Preise in Betracht zieht. Knapp 42.000 respektive 45.000 Euro sind schon eine preisliche Ansage von BYD für so viel Auto. Oder soll man sagen „war“: Denn im aufziehenden Preiskampf in der Automobilbranche rappelt es gehörig. So kostet der ID.4 von Volkswagen in der Basisversion zurzeit nur noch 32.600 Euro, einen direkt mit dem BYD Seal U vergleichbar motorisierten ID.4 gibt es nicht, aber er würde so zwischen 42.000 und 48.000 Euro liegen. Unter dem Strich bleibt: China hat ziemlich aufgeholt und dieses Mal kommen sie nach Europa, um zu bleiben. Bestes Beispiel BYD: Nach einem Elektrobus-Werk will das Unternehmen nun auch eine eigene Autofabrik in Ungarn bauen. Rudolf Bögel

Rubriklistenbild: © Rudolf Bögel

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