Hilfe, die Brummer kommen!
Wespen und Hornissen: Kein Grund zur Panik - So geht Ihr mit den Insekten und ihren Nestern um
Naturschutzorganisationen sind sich einig: Wespen sind wichtig für unser Ökosystem. Dennoch möchten die Wenigsten ein Wespennest auf ihrer Terrasse, über der Eingangstür oder im Rolladenkasten. Wie Ihr Wespen und Hornissen vom Nestbau rund ums Haus abhalten könnt und wie ein friedliches Zusammenleben mit ihnen funktioniert, erfahrt Ihr hier.
Sie fliegen wieder: Wachgeküsst von der Frühlingssonne sind die Wespen- und Hornissenköniginnen aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht - und auf der Suche nach geeigneten Nistplätzen für ihr Volk.
Da diese in der freien Natur immer seltener werden, weichen sie häufig auf Nistplätze an Häusern aus. Dies kann zu Problemen zwischen Mensch und Tier führen, wobei das hauptsächlich für die Deutsche und die Gemeine Wespe gilt. Die anderen Wespenarten halten in der Regel Abstand zum Menschen.
Vorweg: In Deutschland ist es gesetzlich verboten, Hornissen (die größte Wespenart bei uns) zu töten und ihre Nester gewaltsam zu entfernen. Wer es dennoch tut, muss je nach Bundesland mit einem Bußgeld zwischen 5.000 und 65.000 Euro rechnen.
Einnistung von Wespen und Hornissen verhindern
Hornissen bauen ihre Nester bevorzugt in Hohlräumen, sowohl über als auch unter der Erde. Da natürliche Nistmöglichkeiten wie hohle Bäume immer seltener werden, müssen sie sich Ersatz suchen. Nischen in Dachböden und Schuppen, Holzverkleidungen an Fassaden sowie Rollokästen sind oft genutzte Alternativen.
Diese Verstecke könnt Ihr mit relativ einfachen Mitteln insektensicher machen. Hierzu eignen sich folgende Maßnahmen:
- Kontrolliert Dachböden und wettergeschützte Orte ab April regelmäßig, ob hier neue Nester gebaut werden.
- Dichtet Hohlräume ab, um ein Einnisten zu verhindern. Schafft Alternativen für die Hornissen, etwa indem Ihr Öffnungen an unproblematischen Stellen, wie ungenutzte Dachböden, offen lasst.
- Bringt an der Stoppleiste des Rollladens eine Bürstenleiste oder eine Profilgummidichtung an.
- Bestreicht Fugen mit Nelkenöl (oder anderen ätherischen Ölen) und steckt mit Nelkenöl getränkte Wattebällchen in die Einfluglöcher der Kästen.
- Bewegt den Rolladen täglich morgens und abends.
Und wenn das Nest schon gebaut ist?
Hat eine Königin bereits mit dem Bau eines Nestes begonnen, lässt sie sich in der Regel nicht mehr vertreiben. Man kann sich dem Nest aber gefahrlos nähern, wenn man sich ruhig bewegt und nicht unmittelbar vor das Ausflugloch tritt.
Hornissen fühlen sich bedroht, wenn das Nest erschüttert, das Flugloch versperrt oder nach ihnen geschlagen wird. Außerdem sollte man nicht in den Einfluglöchern stochern und darauf achten, dass man die Tiere nicht anhaucht.
Sichtblenden vor den Nestern beruhigen die Hornissen. Bei Nestern in Gartenhäusern kann eine innen angebrachte Sichtblende helfen, Störungen durch das Öffnen der Tür zu vermindern.
Hornissen sind nachtaktiv und fliegen gerne Lichtquellen an. Fenster, die in der Nähe des Nests sind, sollten abends unbedingt geschlossen oder mit einem Fliegengitter versehen werden.
Übrigens: Hornissen sind keine Dauergäste, der gesamte Staat stirbt bei den ersten Nachtfrösten ab, im nächsten Jahr kommen die Hornissen nicht wieder zurück, sie beziehen das Nest nämlich kein zweites Mal.
Wann man ein Nest doch entfernen darf
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz kann die Untere Naturschutzbehörde auf Antrag im Einzelfall eine Genehmigung zur Umsiedlung oder Tötung der Hornissen genehmigen, wenn dies im Interesse der Gesundheit erforderlich ist, hierfür müssen z. B. nachgewiesene Allergien vorliegen.
Bei Wespen muss unterschieden werden, um welche Wespenart es sich handelt. Handelt es sich um keine geschützte Wespe, könnt Ihr einen Schädlingsbekämpfer beauftragen, bei geschützten Arten müsst Ihr Euch an die Regierung von Oberbayern wenden, um eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zu erhalten.
Falls sich die Insekten an einer ungünstigen Stelle angesiedelt haben, wendet Euch am besten an Fachkundige vor Ort für eine Beratung. Manchmal gibt es die Möglichkeit, ein problematisches Nest schonend umsiedeln zu lassen, anstatt es gleich dem Schädlingsbekämpfer zu überlassen. Falls eine Abtötung unumgänglich ist, sucht Euch wenn möglich einen ökologisch arbeitenden Experten, der zum Beispiel am Berufsverbandsiegel des vFöS e.V. (Verein zur Förderung der ökologischen Schädlingsbekämpfung) zu erkennen ist.
Wer ein Nest bei sich zu Hause bemerkt, das als störend oder gefährlich wahrgenommen wird, sollte sich schnellstmöglich bei den Gemeinden oder Landratsämtern nach zuständigen Beratern und Fachleuten erkundigen.
Friedliches Zusammenleben von Mensch und Insekt
Zuallererst: Man muss sich nicht vor Wespen oder Hornissen fürchten! Sie greifen Menschen nicht willkürlich an, sondern verteidigen sich nur, wenn sie sich angegriffen fühlen. Gefährlich sind sie aber im Normalfall nicht für den Menschen. Dass ein paar Hornissen Pferde und sogar Menschen umbringen können, ist ein Ammenmärchen. Aber natürlich ist ein Stich schmerzhaft und kann bei manchen Menschen auch zu Beschwerden bzw. allergischen Reaktionen führen.
Abseits von Nestern begegnet man den Insekten vor allem am Gartentisch. Aber: Nur zwei der acht heimischen Wespenarten stehen auf Süßspeisen sowie Fleisch und Wurst: die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe.
Für ein friedliches Miteinander im Garten und zur Vermeidung von Stichen hat der Naturschutzbund Deutschland (NABU) einige Tipps zusammengestellt:
- Vermeidet heftige Bewegungen, wenn eine Wespe angeflogen kommt. Die Tiere sind kurzsichtig und einfach nur neugierig. Sie wollen Menschen nicht bewusst etwas tun, aber sie stechen, sobald sie sich bedroht fühlen.
- Auch das Wegpusten der Tiere ist nicht ratsam: Das im Atem enthaltene Kohlendioxid gilt im Wespennest als Alarmsignal.
- Speisen und Getränke solltet Ihr abdecken, Reste wegräumen und niemals direkt aus Flaschen oder Dosen trinken. Eltern sollten nach dem Essen ihren Kindern den Mund abwischen, um die Wespen nicht anzulocken.
- In der Nähe von Fallobst solltet Ihr auf keinen Fall barfuß gehen. Am besten Obst rechtzeitig ernten und aufsammeln. Und: Blattläusen vorbeugen bzw. sie bekämpfen, da die süßen Ausscheidungen der Läuse auch Wespen anziehen.
- Um von den ungeliebten Tischgästen in Ruhe gelassen zu werden, empfiehlt sich eine Ablenkfütterung. Überreife Weintrauben eignen sich dazu am besten. Fünf bis zehn Meter entfernt aufgestellt, halten die Früchte die Wespen in Schach. Vorsicht: Unverdünnte Marmelade oder reiner Honig machen die Tiere aggressiv.
- Wespen können von Gerüchen wie Parfum, Cremes, Holzmöbelpolitur oder ähnlichen Düften angezogen werden. Außerdem fliegen sie gerne auf bunte Kleidung.
- Gläser und Behälter mit ehemals süßem Inhalt solltet Ihr vor dem Entsorgen auswaschen, damit sich Wespen nicht an Glascontainern tummeln.
Quelle: NABU
Viel besser als ihr Ruf!
Es sei abschließend betont, dass Hornissen und Wespen besonders nützliche Tiere sind. Als ‚Polizei‘ im Garten vernichten sie andere Insekten und Schädlinge wie zum Beispiel Stechmücken, Bremsen, Fliegen sowie Blattläuse und Buchsbaumzünsler, da diese Insekten den Hornissen als Nahrung für ihre Brut dienen.
Ein großes Hornissenvolk mit etwa 400 bis 700 Tieren kann an einem Tag bis zu einem halben Kilo Insekten an seine Brut verfüttern. Hornissen und auch Wespen spielen daher eine wichtige Rolle für die Regulation des Artengefüges in der Natur.
as mit Material von NABU und LRA Mühldorf a. Inn