Unerwarteter Trend
Kunstrasen nimmt in Gärten zu – Experten warnen vor Hitzestau und Mikroplastik
Die Anzahl der Kunstrasen in Deutschlands Gärten wächst erstaunlicherweise, den Warnungen von Umweltexperten zum Trotz. Welche Folgen das haben kann.
Kunstrasen ist nicht billig, seine Preise übersteigen nicht nur das des Saatguts, sondern sogar die Kosten von Rollrasen um ein Vielfaches. Doch das oft flauschige Grasimitat sieht inzwischen echtem Grün sehr ähnlich und der Gartenbesitzer spart sich künftig die Bewässerung, das Rasenmähen und weitere Pflege. Auch wenn der Kunstrasen viele Vorteile mit sich bringt, ist er doch ein deutlicher Gegentrend zu der Entwicklung von Artenvielfalt und Naturschutz in deutschen Gärten. Ein Rasen aus Plastik kann außerdem Folgen haben, die vielleicht nicht jeder Kaufinteressent bedenkt.
Zeitersparnis und Arbeitsaufwand sind Gründe für den Kunstrasentrend
Wie die Zeitung Welt.de berichtet, steigt die Nachfrage nach Kunstrasen Jahr für Jahr, „in den letzten vier Jahren ist die Nachfrage pro Jahr um 100 Prozent gestiegen“, berichtet ein Fachhändler. Und dies ist kein Einzelfall, auch andere Händler berichten von einem satten Umsatzplus.
Auch wenn sehr viele Menschen Gartenarbeit schätzen und dabei regelrecht entspannen, gibt es ebenso wie bei den teilweise sehr beliebten Schottergärten Gründe für das große Interesse an Bequemlichkeit. Nicht nur die Zeitersparnis bei der Rasenpflege, auch die alternde Bevölkerung und die Tatsache, dass ein Kunstrasen eben auch bei größter Hitze grün bleibt und nicht verbrennt, gehören laut Welt.de dazu.
Experten warnen vor Mikroplastik und Hitzestau durch Kunstrasen
Umweltexperten bedauern diese Entwicklung. Dass ein Kunstrasen der Gegenentwurf zu einer blühenden Wildblumenwiese ist und daher im Garten keine Nahrungsquelle für Insekten bietet und weniger Artenvielfalt ermöglicht, ist naheliegend. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) weist jedoch auch darauf hin, dass ein künstlicher Rasen – zumindest der für Sportplätze – Mikroplastik freisetzen kann, das so über Abrieb und den Wind in die Umwelt gelangt. Auch die Entsorgung eines alten Plastik-Rasens stellt eine Umweltbelastung dar.
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Ein anderes Argument wiegt bei der Klimaentwicklung in Deutschland zu mehr Hitzeperioden vielleicht noch schwerer: Da sich Kunstrasen laut einer Studie der University of Tennessee schneller als ein natürlicher Rasen oder sogar Beton oder Asphalt erwärmt, kann auch im Garten weniger Feuchtigkeit verdunsten und so Kühlung verschaffen. Gegenüber dem Portal Utopia.de erklärt Marc Marx vom Umweltbundesamt, dass der Rasen durch die fehlenden natürlichen Pflanzen auch seine Eigenschaft verliere, Staub zu binden und die Luft zu reinigen. Auch als Sauerstoffspender fällt der Kunstrasen aus.
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