„Die Zölle sind zu hoch“
Xi bedient sich bei Putins Taktiken – und umgeht Trumps Zölle
Rekordhohe Zölle sollen chinesische Güter vom US-Markt abhalten. Allerdings zeichnet sich mittlerweile eine Beruhigung ab. Gleichzeitig hat China einen Ausweg gefunden.
Peking – Chinas Wirtschaft wankt unter dem Handelskonflikt mit den USA. Die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe hat sich zuletzt merklich verschlechtert. Außerdem besteht das Risiko, dass China wertvolle Rohstoffe ausgehen, darunter zum Beispiel Bronze. Ein neues Gesetz soll die Privatwirtschaft fördern. Die vom US-Präsidenten Donald Trump eingesetzten Zölle gegen China haben die Stimmung zwischen den Ländern deutlich abkühlen lassen.
China umgeht Trump-Zölle: „Die Zölle sind zu hoch“
Die chinesischen Exporteure nehmen Trumps Zoll-Chaos jedoch nicht einfach hin. Offenbar haben sie bereits zu verschiedenen Mechaniken gegriffen, um die US-Zölle zu umgehen. Eine dieser Lösungen erinnert direkt an die russische Methode zur Umgehung von Sanktionen: Die Händler verschiffen ihre Güter einfach über Drittländer, um ihre wahre Herkunft zu verschleiern. So gelangen diese Güter am Ende doch in die USA, und das, ohne dass die Zölle von US-Präsident Donald Trump greifen.
Chinesische Social-Media-Plattformen sollen sogar schon Werbung ausspielen, über die sogenanntes „Place-of-Origin-Washing“ angeboten wird – also letztlich eine Wäsche des Herkunftslandes. Nachbarländer Chinas haben bereits Alarm geschlagen, weil ein gewaltiger Influx an chinesischen Waren stattfindet. Sie fürchten, sich zu Handelsposten für solche Exporte zu entwickeln, die eigentlich in die US transportiert werden sollen.
„Die Zölle sind zu hoch“, zitierte die Financial Times eine Verkäuferin bei Baitai Lightning, einem Exporteur aus Südchina. „Wir können die Güter aber in Nachbarländer verkaufen, und die verkaufen sie weiter in die USA – dann wird der Prozess billiger.“ Eine südkoreanische Behörde habe dazu im April angegeben, im ersten Quartal 2025 Waren im Wert von fast 30 Milliarden Won (21 Millionen US-Dollar) gefunden zu haben, bei denen das Herkunftsland gefälscht war. Die meisten davon stammten aus China und seien für die Lieferung in die USA gedacht gewesen. „Wir sehen ein scharfes Plus von Fällen, bei denen unser Land als Umgehung genutzt wird, damit bestimmte Waren US-Zölle und Handelsrestriktionen vermeiden können.“
Exporte in die USA gehen teilweise zurück – Südkorea profitiert
2023 war China noch der wichtigste Handelspartner der USA. Das Land verschiffte Waren im Wert von 436 Milliarden US-Dollar in die USA – so viel wie sonst keiner der 208 Handelspartner Chinas. Im Gegenzug lieferten die USA Waren im Wert von 154 Milliarden US-Dollar ins Reich der Mitte. Laut dem Observatory of Economic Complexity gingen die direkten Exporte von China in die USA zwischen Februar 2024 und Februar 2025 um fast zehn Prozent zurück (30,8 Milliarden auf 27,8 Milliarden US-Dollar). Die Importe stiegen wiederum um 9,72 Prozent auf 13 Milliarden US-Dollar. Vor allem die Exporte von Telefonen, Computern und Beleuchtung von China in die USA brachen ein.
Spannend wird es, wenn man Südkorea einbezieht. Zwar ist die Gesamtexportsumme von China nach Südkorea zuletzt geschrumpft, aber das lag vor allem an massiven Einbrüchen am Automarkt und beim raffinierten Erdöl. Bei anderen Gütern gab es dagegen massive Steigerungen. Laut dem OEC exportierte China im Februar 2025 rund 120 Prozent mehr Broadcasting-Equipment nach Südkorea, fast 80 Prozent mehr Telefone und rund 40 Prozent mehr azyklische Kohlenwasserstoffe.
Telefone und Broadcasting-Equipment gehören gleichzeitig zu den wichtigsten Exportgütern, die die USA von China abnehmen. Ähnlich sieht es bei Vietnam aus: Die Importe von Telefonen aus China nahmen im Februar 2025 gegenüber dem Vorjahr um 77 Prozent zu. Im Gegenzug exportierte Vietnam fast dreimal so viele Bauteile für Bürogeräte nach China.
Kehrtwende von Trump – Gespräche zwischen USA und China möglich
Wie geht es mit Trumps Zöllen weiter? China ist das einzige Land, das nicht in der 90-tägigen Ausnahme enthalten war, die Trump allen anderen Ländern bei seinen reziproken Zöllen gewährte. Auf Waren, die von China aus in die USA gelangen, gilt immer noch ein Basis-Zollsatz von 145 Prozent. Damit – so drückte es Trump aus – wolle er den Welthandel wieder fairer gestalten. Außerdem warf er China vor, nicht genug gegen die Fentanyl-Krise in den USA zu tun. Zu viele dieser Drogen würden aus China in die USA gelangen.
Allerdings hatte sich Trump im Umgang mit Chinas Staatschef Xi Jinping verschätzt – dieser gab nicht nach und bat auch nicht um Verhandlungen, wie viele andere Länder es taten. Im Gegenteil: China schoss zurück und setzte hohe Zölle auf US-Importe nach China ein. Ende April 2025 musste Trump einlenken: Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus sagte er: „145 Prozent sind sehr hoch. Sie werden lange nicht so hoch bleiben. Sie werden substanziell herunterkommen. Aber sie werden nicht null sein.“
Damit legte er die Kehrtwende ein. China wiederum gab Anfang Mai an, über den Beginn von Verhandlungsgesprächen nachzudenken. Der Tonfall zwischen den beiden Ländern hat sich damit drastisch geändert. „Die USA haben kürzlich mehrere Nachrichten an China geschickt, in der Hoffnung, Gespräche mit China zu beginnen. China evaluiert diesen Schritt“, zitierte das US-Nachrichtenportal CNN einen Sprecher von Chinas Handelsministerium. Dafür müssten die USA jedoch einige Bedingungen erfüllen und die hohen Zölle zurücknehmen.
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