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Chronologie einer Eskalation

145-Prozent-Zölle: Warum China im Handelskrieg mit Trump „bis zum Ende“ kämpfen will

Trotz 90-tägiger Pause für andere Länder eskaliert Trump im Zollstreit mit China weiter. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Handelskrieg.

Es ist eine Verschnaufpause, die die Börsen aufatmen lässt: Für 90 Tage will Donald Trump jene Sonderzölle aussetzen, die er in der vergangenen Woche auf Importe aus fast jedem Land der Welt angekündigt hatte. Nur China hat der US-Präsident von seiner Zoll-Pause ausgenommen. Mehr noch: Auf Einfuhren aus der Volksrepublik wollen die USA nun sogar Zölle in Höhe von 145 Prozent erhebeneine beispiellose Verschärfung des Handelskriegs zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt.

Wie konnte der Konflikt derart eskalieren? Und wie geht es jetzt weiter? Antworten auf die wichtigsten Fragen im Zollstreit zwischen den USA und China.

Wie ist der Handelsstreit zwischen den USA und China entstanden?

Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump die Volksrepublik ins Visier genommen. Sein Hauptvorwurf, damals wie heute: China exportiere zu viel in die USA und kaufe im Gegenzug zu wenige Waren, die in den USA hergestellt werden. Während eines Peking-Besuchs im April 2017 vereinbarten Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping deshalb Gespräche, um den chinesischen Handelsüberschuss zu reduzieren. Weil aber kein Ergebnis erzielt werden konnte, verhängten die USA ab dem Folgejahr erste Zölle auf Importe aus China. Peking schlug wenig später mit Gegenzöllen zurück.

Es folgten mehrere Runden mit gegenseitigen Zollerhöhungen, bis beide Seiten im Januar 2020 den sogenannten „Phase One Deal“ unterzeichneten. Darin verpflichtet sich China, in den kommenden zwei Jahren zusätzliche US-Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar zu importieren. Eine unabhängige Analyse zeigte später allerdings: China hat sich nicht an die Abmachung gehalten und fast keine zusätzlichen Güter aus den USA gekauft. Peking schob das damals auf die Corona-Pandemie.

Trumps Nachfolger Joe Biden ließ die meisten Zölle unangetastet und legte im Streit mit China sogar noch nach: Im Oktober 2022 verhängte die Biden-Regierung Ausfuhrbeschränkungen unter anderem auf hoch entwickelte Mikrochips. Später belegte sie chinesische E-Auto-Importe mit 100-Prozent-Zöllen.

Chinas Staats- und Parteichef: So stieg Xi Jinping zum mächtigsten Mann der Welt auf

Chinas heutiger Staatschef Xi Jinping (2. von links) mit anderen Jugendlichen im Mao-Anzug
Xi Jinping wurde am 15. Juni 1953 in Peking geboren. Als Sohn eines Vize-Ministerpräsidenten wuchs er sehr privilegiert auf. Doch in der Kulturrevolution wurde er wie alle Jugendlichen zur Landarbeit aufs Dorf geschickt. Das Foto zeigt ihn (zweiter von links) 1973 mit anderen jungen Männer in Yanchuan in der nordwestlichen Provinz Shaanxi. Dort soll Xi zeitweise wie die Einheimischen in einer Wohnhöhle gelebt haben. © imago stock&people
Xi Jinping steht vor der Golden Gate Bridge in San Francisco
Xi Jinping 1985 vor der Golden Gate Bridge in San Francisco: Damals war er als junger Parteichef des Landkreises Zhengding in der nordchinesischen Agrarprovinz Hebei Delegationsleiter einer landwirtschaftlichen Studienreise nach Muscatine im US-Bundesstaat Iowa. Dort nahm die Gruppe nach offiziellen Berichten „jeden Aspekt der modernen Landwirtschaft unter die Lupe“. Anschließend reiste Xi weiter nach Kalifornien. Es war sein erster USA-Besuch. © imago stock&people
Xi Jingping und Peng Liyuan
Zweites Eheglück: Xi Jinping und seine heutige Ehefrau, die Sängerin Peng Liyuan, Anfang 1989. Zu dieser Zeit war Xi Vizebürgermeister der ostchinesischen Hafenstadt Xiamen. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. Xis erste Ehe war nach nur drei Jahren an unterschiedlichen Lebenszielen gescheitert. Seine erste Frau, die Diplomatentochter Ke Lingling, zog in den 1980er-Jahren nach Großbritannien. © imago
Xi Jinping gräbt mit Parteikollegen an einem Damm zur Verstärkung eines Deiches in Fujian
Aufstieg über die wirtschaftlich boomenden Küstenregionen: 1995 war Xi Jinping bereits stellvertretender Parteichef der Taiwan gegenüberliegenden Provinz Fujian – und noch ganz volksnah. Im Dezember 1995 arbeitet er mit an der Verstärkung eines Deiches am Minjiang-Fluss. © Imago/Xinhua
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt Chinas Vizepräsident Xi Jinping das Regierungsviertel in Berlin
Vizepräsident Xi Jinping 2009 im Kanzleramt bei Angela Merkel: Die deutsch-chinesischen Beziehungen waren unter Merkel relativ eng und von wirtschaftlicher Zusammenarbeit geprägt. Merkel und Xi reisten aus Berlin weiter nach Frankfurt, um die dortige Buchmesse zu eröffnen. China war als Ehrengast geladen. © GUIDO BERGMANN/Pool/Bundesregierung/AFP
Die Vizepräsidenten Xi Jinping aus China und Joe Biden aus den USA halten T-Shirts mit einer Freundschaftsbekundung in die Kamera
Ein Bild aus besseren Zeiten: Aus ihrer jeweiligen Zeit als Vizepräsidenten kamen Joe Biden und Xi Jinping mehrmals zusammen. Im Februar 2012 demonstrierten sie bei einer Reise Xis nach Los Angeles in einer Schule „guten Willen“ zur Freundschaft mit T-Shirts, die ihnen die Schüler überreicht hatten. Damals fehlten Xi nur noch wenige Monate, um ganz an die Spitze der Kommunistischen Partei aufzusteigen. © FREDERIC J. BROWN/AFP
Ein alter Mann in Shanghai schaut auf Xi bei seiner ersten Rede als Parteichef im Fernseher.
Xi Jinping hat es geschafft: Zum Ende des 18. Parteitags am 15. November 2012 wurde Xi als neuer Generalsekretär der Kommunisten präsentiert – und ganz China schaute zu. Xi gelobte in seiner ersten kurzen Rede als Parteichef, die Korruption zu bekämpfen und ein „besseres Leben“ für die damals 1,3 Milliarden Menschen des Landes aufzubauen.  © PETER PARKS/AFP
Der neue Staatschef Xi Jinping geht hinter seinem Vorgänger Hu Jintao zu seinem Platz in der Großen Halle des Volkes in Peking.
Übernahme auch des obersten Staatsamtes: Xi Jinping wurde auf dem Nationalen Volkskongress im März 2013 Präsident und schloß damit den Übergang von seinem Vorgänger Hu Jintao (vorn im Bild) zur Xi-Ära ab. © GOH CHAI HIN/AFP
Chinas Präsident und seine Ehefrau Peng Liyuan gehen über den Flughafen Orly in Paris.
Xi Jinpings Ehefrau Peng Liyuan ist die erste First Lady Chinas, die auch öffentlich in Erscheinung tritt. Hier kommt das Ehepaar zu einem Staatsbesuch in Frankreich an. Die Gattinnen von Xis Vorgängern hatten sich nie ins Rampenlicht gedrängt. Vielleicht auch, weil Maos politisch aktive dritte Ehefrau Jiang Qing nach dem Tod des „Großen Vorsitzenden“ als Radikale verurteilt worden war. © YOAN VALAT/Pool/AFP
Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas auf dem Weg zum Parteitag in Peking
So sehen KP-Funktionäre aus: Delegierte des 19. Parteitags auf dem Weg zur Großen Halle des Volkes in Peking im Oktober 2017. Auf diesem Parteitag gelang es dem Staats- und Parteichef, seine „Xi Jinping-Gedanken zum Sozialismus Chinesischer Prägung in der Neuen Ära“ in die Parteiverfassung aufzunehmen. Er war der erste nach Mao, der zu Lebzeiten in der Verfassung eine Theorie mit seinem Namen platzieren konnte. Einen Kronprinzen präsentierte Xi auf dem Parteitag nicht – entgegen den normalen Gepflogenheiten. © GREG BAKER/AFP
Xi Jinping nimmt in einer Staatslimousine „Rote Fahne“ die Parade zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China ab.
70 Jahre Volksrepublik China: Staatschef Xi Jinping nahm 2019 in einer offenen Staatslimousine Marke „Rote Fahne“ die Militärparade in Peking zum Jahrestag der Staatsgründung ab. © GREG BAKER/AFP
Wirtschaftsforum in Wladiwostok
Xi Jinping pflegt eine offene Freundschaft zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin – bis heute, trotz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Putin und Xi teilen die Abneigung gegen die von den USA dominierte Weltordnung. Hier stoßen sie 2018 bei einem gemeinsamen Essen auf dem Wirtschaftsforum von Wladiwostok, auf dem sich Russland als Handelspartner und Investitionsziel im asiatischen Raum präsentierte, miteinander an. © Sergei Bobylev/POOL TASS Host Photo Agency/dpa
Xi Jinping besucht im weißen Kittel ein Labor und lässt sich die Impfstoffentwicklung erklären
Ende 2019 brach in China die Corona-Pandemie aus. Im April 2020 informierte sich Xi Jinping in einem Labor in Peking über die Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung. Xi ist bis heute überzeugt, dass China die Pandemie besser im Griff hat als der Rest der Welt. Seine Null-Covid-Politik beendet er nicht, wohl auch wegen der viel zu niedrigen Impfquote unter alten Menschen. © Ding Haitao/Imago/Xinhua
Xi Jinpings Konterfei lächelt von einem Teller mit rotem Hintergrund
Auf dem 20. Parteitag im Oktober 2022 ließ sich Xi Jinping zum dritten Mal zum Generalsekretär der Kommunisten ernennen. Damit ist er der mächtigste Parteichef seit Mao Zedong. © Artur Widak/Imago

Welche neuen China-Zölle hat Trump nun erlassen?

Gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit erließ Trump China-Zölle von 20 Prozent, die er am sogenannten „Tag der Befreiung“ Anfang April um weitere 34 Prozentpunkte erhöhte. Weil Peking wenig später ebenfalls 34-Prozent-Zölle auf US-Importe ankündigte, erhöhte Trump um weitere 50 Prozent. China schlug in gleicher Höhe zurück, woraufhin Trump den Satz auf zuletzt insgesamt 145 Prozent hochschraubte. Eine weitere Eskalation scheint derzeit nicht ausgeschlossen.

Was ist dran an Trumps Vorwürfen gegenüber China?

Tatsächlich ist die Handelsbilanz zwischen den USA und China extrem unausgeglichen. Im vergangenen Jahr importierten die USA Waren im Wert von 440 Milliarden Dollar aus China, 14 Prozent aller US-Einfuhren kamen aus dem Land. Die Volksrepublik führte allerdings nur Waren im Wert von 145 Milliarden aus den USA ein. Die Gründe dafür sind vielfältig. So konsumieren die Amerikaner schlichtweg sehr viel, und vor allem günstige Waren aus China sind bei vielen Verbrauchern beliebt. Umgekehrt schwächelt in China der Konsum seit Jahren, weil die Wirtschaft nach dem Ende der Corona-Pandemie nicht recht in Schwung gekommen ist. Viele Chinesen können sich teure US-Produkte aber auch schlichtweg nicht leisten.

Womit Trump den meisten Experten zufolge recht hat: China macht es ausländischen Unternehmen schwer, in der Volksrepublik Fuß zu fassen. Während Peking eigene Unternehmen seit Jahren mit üppigen Subventionen päppelt, klagen Firmen aus den USA, aber auch aus Deutschland, beispielsweise über undurchsichtige Gesetze und politische Eingriffe. Auch der Diebstahl geistigen Eigentums ist ein Problem.

Ein weiterer Vorwurf, mit dem Trump seine China-Zölle begründet: China tue nicht genug, um den Strom von Substanzen zur Herstellung der Droge Fentanyl zu stoppen. Peking weist das zurück. An dem Opioid Fentanyl sterben jedes Jahr Zehntausende Amerikaner.

Gehen getrennte Wege: Donald Trump und Xi Jinping 2019 in Osaka

Welche Auswirkungen haben Trumps Zölle auf China und die USA?

Viele Alltagsprodukte, die in China hergestellt werden, dürften in den USA nun deutlich teurer werden. Zumal es die USA kaum schaffen werden, die Produktion – so wie von Trump versprochen – wieder nach Amerika zu verlagern. Paradoxerweise dürften umgekehrt in China die Preise weiter fallen, weil viele Hersteller ihre Waren, die sie in den USA nicht mehr absetzen können, jetzt zu Billigpreisen im eigenen Land auf den Markt bringen werden. Die Gefahr einer Deflation steigt also. Gleichzeitig wächst in Deutschland die Sorgen, China könnte die EU weiter mit seinen Billigprodukten fluten und damit der heimischen Industrie schaden.

Welche Strategie verfolgt Peking?

Bislang setzt China auf die Strategie „Wie du mir, so ich dir“ und reagiert auf Trumps Zölle mit immer neuen Gegenzöllen. Die Devise in Peking lautet: nur keine Schwäche zeigen. Zudem hat Peking Beschwerde bei der Welthandelsorganisation eingereicht. Offenbar will sich China als Anwalt einer regelbasierten Ordnung präsentieren – auch wenn es diese Regeln selbst seit Jahren immer wieder bricht.

Auch hat sich China auf den Handelskonflikt vorbereitet, etwa, indem es in Südostasien neue Absatzmärkte erschlossen hat. Zudem ist China heute selbst eine technologische Weltmacht und immer weniger angewiesen auf Know-how aus den USA. Und es besitzt Druckmittel gegenüber Washington, so hat Peking bereits Ausfuhrbeschränkungen für einige seltenen Erden beschlossen.

Wie geht es weiter im Zollstreit mit China?

Während Donald Trump seit Wochen von einem angeblich kurz bevorstehenden Treffen mit Xi Jinping spricht, scheint die Gesprächsbereitschaft in China eher ab- als zuzunehmen. Dass es bald zu einem Deal mit Trump kommt, ist zwar nicht ausgeschlossen, derzeit aber eher unwahrscheinlich. Im Kern verlangt Trump von China, sein exportorientiertes Wirtschaftsmodell, durch das es zu Wohlstand gekommen ist, zu ändern. Worauf sich Xi kaum einlassen wird. Man sei bereits, „bis zum Ende“ zu kämpfen, heißt es aus Peking. Ähnlich martialische Töne kommen aus Washington, wo die Pressesprecherin des Weißen Hauses am Dienstag verkündete: „Präsident Trump hat ein Rückgrat aus Stahl, und er wird nicht nachgeben.“

Dieser Artikel wurde mit den neuesten Entwicklungen im Zollstreit aktualisiert.

Rubriklistenbild: © Brendan Smialowski/AFP

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