Energiewende
Wo die Deutschen am meisten für Strom zahlen müssen – und wie Sie trotzdem sparen können
Zwei Vergleichsportale haben die aktuellen Strompreise berechnet. Die Ergebnisse zeigen: Die Preise werden immer ungerechter.
Frankfurt – Zum 1. Januar 2024 erhöhten die Stromübertragungsnetzbetreiber in Deutschland die Netznutzungsentgelte um die Hälfte. Das macht sich im Geldbeutel der Stromverbraucher erkennbar. Ein Dreipersonenhaushalt mit einem Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden zahlt durchschnittlich 432 Euro an Stromnetzgebühren, heißt es im Spiegel. In städtischen Gebieten liegen die Kosten im Durchschnitt bei 420 und in ländlichen bei 464 Euro.
Hohe Strompreisen: Ist die Bundesregierung dafür verantwortlich?
Die vier Unternehmen – 50Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW – gaben im Dezember bekannt, dass die Gebühren vom 1. Januar 2024 auf 6,43 Cent pro Kilowattstunde steigen würden, berichtet das Handelsblatt.
Der Grund dafür ist, dass die Bundesregierung die Finanzhilfe für Netzentgelte gestrichen hat. Zum Ende von 2023 ist nämlich die Strompreisbremse der Bundesregierung ausgelaufen. Die Unternehmen haben daher in einer gemeinsamen Erklärung darauf hingewiesen, dass die Gebühren entsprechend angepasst werden müssen. Das führt zu steigenden Strompreisen für zahlreiche Verbraucher in Deutschland, sei es private oder gewerbliche, berichtet das Handelsblatt.
Stromzuschuss der Bundesregierung wurde gestrichen
Demnach hatte die Bundesregierung ursprünglich vorgesehen, im Jahr 2024 einen Zuschuss von 5,5 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zur Stabilisierung der Übertragungsnetzentgelte bereitzustellen. Damit sollten die Gebühren gesenkt und sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen entlastet werden.
Doch die Pläne änderten sich: Angesichts dem geänderten Bundeshaushalt nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds (KTF) wurde diese Regelung wieder aufgehoben.
Preise steigen kontinuierlich an – Auf dem Land am teuersten
Seitdem hat sich bei der Preisentwicklung von Strom viel getan. Eine Studie vom Vergleichsportal Verivox geht in die Tiefe und beleuchtet die Unterschiede zwischen Stadt und ländlichen Gebieten. Dieses Gefälle sei nämlich stark ausgeprägt, heißt es im Spiegel.
Auf dem Land sollen die Haushalte nämlich rund 20 Prozent mehr als in den Städten zahlen. In Norddeutschland sind die Unterschiede noch größer. Während ein Dreipersonenhaushalt in Bremen durchschnittlich 334 Euro für Strom ausgibt, zahlt dieser Haushalt in Schleswig-Holstein 616 Euro.
Regionale Unterschiede machen sich beim Ausbau von erneuerbarer Energie deutlich
Die Unterschiede bei den Stromnetzgebühren haben mehrere Ursachen. Privathaushalte müssen grundsätzlich Gebühren für alle Netzebenen bis hin zur Niederspannungsleitung in ihrer Straße zahlen.
„Die regionalen Unterschiede werden teilweise vom Ausbau der erneuerbaren Energien verursacht“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox in dem Bericht. „Faktoren wie die Industrie- und Bevölkerungsdichte haben ebenfalls großen Einfluss.“
Thüringen an der Spitze: Familien zahlen 2079 Euro
Laut einer aktuellen Auswertung von Check24 zahlt ein Singlehaushalt in Thüringen mit einem Jahresverbrauch von 1500 Kilowattstunden 741 Euro. Familien mit 5000 Kilowattstunden müssen richtig tief in die Tasche greifen: Sie haben jährliche Stromkosten von 2079 Euro. Das berichtet Focus Online.
Es gibt große Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen. In Thüringen sind die Strompreise demnach um rund 25 Prozent höher als in Bremen. Für einen Einzelhaushalt beträgt der Unterschied im Jahr 158 Euro, für Familien sogar 417 Euro. Nach dem teuren Thüringen kommt Baden-Württemberg, wo Singles 693 Euro und Familien 1941 Euro im Jahr zahlen.
Alternative Stromanbieter: Wie es sich trotz hoher Strompreise trotzdem sparen lässt
Wer Strom sparen möchte, sollte die Unterschiede zwischen Grundversorgungstarifen und alternativen Tarifen kennen, heißt es auf Focus Online. Grundversorger kaufen große Stromkontingente langfristig an der Börse ein, weshalb ihre Preise derzeit höher sind. Sie verkaufen nämlich noch teurere Kontingente aus der Vergangenheit weiter. Im April 2024 haben 121 Grundversorger ihre Preise sogar leicht angehoben.
Alternative Anbieter hingegen erwerben Strom kurzfristiger und können sinkende Börsenpreise schneller an ihre Kunden weitergeben. Ein Wechsel von der Grundversorgung zu einem alternativen Anbieter kann daher erhebliche Einsparungen bringen – in den 100 größten Städten Deutschlands schätzt Check24 das Potenzial auf durchschnittlich rund 40 Prozent.
Doch Vorsicht: Bei steigenden Börsenpreisen geben alternative Anbieter diese Kosten auch wieder schnell an ihre Kunden weiter. Grundversorger hingegen profitieren in solchen Zeiten von ihren zuvor günstig eingekauften Kontingenten. Bei Preiserhöhungen durch alternative Anbieter besteht aber oft ein Sonderkündigungsrecht, das einen einfachen Wechsel zurück in die Grundversorgung ermöglicht. Generell ist der Ausstieg aus der Grundversorgung in wenigen Wochen möglich, während andere Anbieter meist längere Vertragslaufzeiten haben.
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