Oberbayerisches Wissensforum zu Gast im Kuko
Von ChatGTP bis zur „Super-Eule“: Unternehmer rüsten sich in Rosenheim für die Zukunft
Bereits zum 15. Mal trafen sich die Führungskräfte Oberbayerns zum Wissensforum im Rosenheimer Kultur- und Kongresszentrum (Kuko). Mit zahlreichen Vorträgen im Zeichen von Fachkräftemangel und Künstlicher Intelligenz gaben die Referenten einen Einblick, wie die Zukunft der Arbeitswelt aussehen könnte.
Rosenheim – Das große Thema, für das zahlreiche Wirtschaftsgrößen aus ganz Oberbayern in der Rosenheimer Innenstadt zusammenkamen, war das, woran es auf dem Arbeitsmarkt aktuell am meisten fehlt – Die Mitarbeiter. Beim 15. Oberbayerischen Wissensforum stellten sich die rund 500 Teilnehmer Fragen wie: Woher bekomme ich genügend Fachkräfte? Wie ticken die unterschiedlichen Generationen und wie müssen Unternehmen in Zukunft aussehen, um all den neuen Bedürfnissen gerecht zu werden?
„Mit 30 Urlaubstagen holt man keinen mehr ab“
Eines war für die Referenten dabei klar. „Mit einem Job von neun bis 17 Uhr und 30 Urlaubstagen im Jahr hole ich keinen mehr ab”, sagt Denise Iwanek, Autorin und Unternehmensberaterin zum Thema Gesundheit. Vielmehr ginge es darum, die unterschiedlichen Anforderungen am Arbeitsplatz zu erkennen und zu berücksichtigen. Am Beispiel der Lerche, die morgens aktiv ist und direkt in die Arbeit starten möchte sowie der „Super-Eule“, die erst nach dem zweiten Kaffee ansprechbar ist, aber dafür Abends aufblüht, stellte Iwanek zwei komplett unterschiedliche Typen von Mitarbeitern da. „Für beide braucht es einen individuellen Arbeitsplan, der auf ihre Stärken zugeschnitten ist.“
Referentin Susanne Nickel betonte in ihrem Vortrag, dass sich die Einstellung zur Arbeit über Generationen hinweg massiv gewandelt hat. „Während früher für die Arbeit gelebt wurde, kommt bei der Generation Z, also den Menschen ab Jahrgang 1995, erst das Leben, dann das Arbeiten“, sagt die Beraterin von Großunternehmen wie BMW oder Disney. Um die so begehrten jungen Leute zu bekommen, gelte es dementsprechend nicht mit starren Konzepten, sondern vielmehr mit Emotionen zu werben. Der Sinn, die Flexibilität und die Erfüllung der eigenen Tätigkeit seien wichtiger denn je.
Ein Beispiel für diesen „moderneren“ Führungsstil ist Benedikt Böhm, Geschäftsführer der Sportmode Marke „Dynafit“. Nicht nur, dass er als Extrem-Skibergsteiger die Werte der Firma vorlebt. Er versuche zudem, sich mit allen Mitarbeitern zu unterhalten und deren Ideen unabhängig von der Hierarchie aufzugreifen. Und das, obwohl Böhm einen eng getakteten Tag hat, der nicht selten um fünf Uhr morgens mit einer Bergtour beginnt.
„Die Ideen aus den Köpfen aller Mitarbeiter zu nutzen, wird künftig eine Skala für erfolgreiche Unternehmen werden”, meint der international bekannte „Zukunftsstratege“ und Autor Edgar Geffroy. Er ist überzeugt, dass es entscheidend sein wird, das Know-How sämtlicher Angestellten zu konservieren und an den Kunden weiterzugeben. Denn ansonsten passiert das, was sich laut Geffroy aktuell immer häufiger beobachten lässt. „Nämlich, dass bereits jetzt 85 Prozent aller Mitarbeiter keine Bindung mehr zum eigenen Unternehmen haben.“ Um das Fachwissen auch für die kommenden Generationen zu bewahren, hat man laut des Autors nun das, worauf er 25 Jahre lang gewartet habe – Künstliche Intelligenz. „Erfindungen wie Chat-GTP können jeder Firma dabei helfen, automatisch und ohne großen Aufwand Inhalte von den Mitarbeitern für die Kunden zu erstellen”, meint Geffroy.
Wissen der Mitarbeiter wird entscheidend
Ob künftig die Unternehmen nach der von Geffroy beschriebenen „Wissens-Skala“ bewertet werden, bleibt wohl abzuwarten. Zumindest mit der Wissensvermittlung der Referenten zeigte sich der Veranstalter zufrieden. „Wir spüren, dass nach der Pandemie ein großes Interesse und Bedarf an Live-Veranstaltungen und Event-Formaten besteht”, berichtet eine Sprecherin des Organisators „Speakers Excellence”. Zu den rund 500 Gästen vor Ort konnten die Vorträge in Rosenheim diesmal auch in einem Livestream verfolgt werden. „Auch dieses Angebot wurde gerne genutzt.”
Im kommenden Jahr soll das Wissensforum erneut im Kuko stattfinden. Am 14. Juni 2024 werden, mit Blick auf die Olympischen Spiele, Persönlichkeiten aus dem Sportbereich zusammenkommen. Laut dem Veranstalter haben sich bereits der ehemalige Schweizer Fußballschiedsrichter und Fußballkommentator Urs Meier sowie die ehemalige Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll für einen Auftritt in Rosenheim angekündigt.

