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Höhere Zollgebühren

Planbarkeit als Illusion: Was Trumps Zollpolitik für deutsche Autobauer bedeutet

Donald Trump rudert zwar zurück, doch die Strafzölle auf Autos und Stahl bleiben bestehen. Für Hersteller ohne US-Produktion wie Audi und Porsche wird die Luft zunehmend dünner.

Washington/München – Es ist ein politisches Déjà-vu mit finanzieller Sprengkraft – und es droht immer teurer zu werden: US-Präsident Donald Trump sorgt mit seiner erratischen Zollpolitik für Nervosität in der internationalen Wirtschaft. Besonders betroffen ist auch die deutsche Autoindustrie, weil es um einen der wichtigsten Absatzmärkte geht.

Was unter normalen Umständen ein berechenbarer Außenhandel sein sollte, gerät unter Trump zum wirtschaftspolitischen Drahtseilakt: Denn der Republikaner sieht die USA seit Jahren als „Sparschwein der Welt“, aus dem sich andere Länder bedienen. Vor allem Deutschland und China stehen bei ihm am Pranger wegen angeblicher Handelsungleichgewichte.

Deutsche Autoindustrie: Made in Germany – gebaut oft in Amerika

Dabei ist die Verflechtung zwischen der US-Wirtschaft und deutschen Autoherstellern tief und komplex. Rund 900.000 Fahrzeuge fertigen deutsche Konzerne pro Jahr in den USA, geht aus Zahlen des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA) hervor.

Besonders aktiv ist BMW: Das Werk in Spartanburg (South Carolina) ist das größte Einzelwerk des deutschen Autobauers – und wird stolz als „Heimat der X-Familie“ bezeichnet. Auch Volkswagen und Mercedes-Benz betreiben große Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten.

Für deutsche Autobauer sind die USA einer der wichtigsten Absatzmärkte. Die jüngsten Entwicklungen unter Donald Trump vergrößern die Sorgenfalten.

Nicht so jedoch Audi und Porsche: Die beiden Premiummarken produzieren bislang außerhalb der USA – und sind damit besonders stark von Trumps höheren Zollgebühren beim Import betroffen.

Hin und Her in den USA: Strafzölle für VW, BMW und Co. bleiben bestehen

Am Mittwoch vollzog Trump einen abrupten Kurswechsel – zumindest auf den ersten Blick. Die ursprünglich angekündigten neuen Strafzölle auch auf EU-Importe werden nun für 90 Tage ausgesetzt und vorerst auf zehn Prozent begrenzt.

Doch die Beruhigung täuscht: Die bereits verhängten Zollgebühren in Höhe von 25 Prozent auf Autoimporte und Stahl bleiben unangetastet – und treffen die deutsche Industrie mit voller Wucht. Gerade für Hersteller ohne US-Produktion ist die Lage ernst.

„Das ist Chaos“, kritisiert der demokratische Minderheitsführer im US-Senat. Trump ändere „die Dinge von Tag zu Tag“, wird Chuck Schumer von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zitiert. Eine verlässliche Strategie? Fehlanzeige. Dabei hatte das Weiße Haus vor der Kehrtwende jede Lockerung der Zölle noch als „Fake News“ bezeichnet.

Höhere Zollgebühren in den USA veranlassen deutsche Hersteller zum Handeln

Kurzfristig versuchten deutsche Autobauer, sich mit vollen Lagern in den USA abzusichern – doch das hilft nur temporär. „Man kann sich auf Strafzölle nicht von heute auf morgen vorbereiten“, sagte Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management im Deutschlandfunk. Langfristig dürfte der Druck steigen, mehr Wertschöpfung in die USA zu verlagern.

BMW-Werk Spartanburg in den USA: Präsident Donald Trump will mit aller Macht die heimische Autoindustrie stärken – zulasten von Wirtschaftsrivalen wie Deutschland.

Das betrifft nicht nur Endmontagen: Ganze Lieferketten müssten neu gedacht werden, das gilt nicht nur für Deutschland. „Strafzölle zerstören international gewachsene Netzwerke“, führte Bratzel aus. Zusätzlich gewinne China als Absatzmarkt weiter an Bedeutung – auch wenn dort durchgängige Einfuhrzölle von zehn Prozent sowie zusätzliche Abgaben nach Schadstoffausstoß gelten.

Zudem besteht die Hoffnung der hiesigen Autohersteller darin, dass auf EU-Ebene mit der US-Administration ein „Deal“ gemacht werden kann, der die Zollgebühren wieder drosselt.

Gewinneinbruch bei VW: Finanzielle Folgen auch wegen US-Entwicklung

Die wirtschaftlichen Folgen der Entwicklung in den USA sind längst sichtbar: Volkswagen meldete im ersten Quartal einen Gewinneinbruch auf 2,8 Milliarden Euro, gegenüber 4,6 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Die Gründe liegen nicht nur aber auch an Donald Trump: Wertberichtigungen auf Exportmodelle und Rückstellungen – unter anderem wegen Zöllen.

Donald Trumps Strafzölle: Diese Produkte aus Deutschland werden jetzt teurer

Die Strafzölle der neuen US-Regierung zielen auch auf Baumaschinen wie Bagger von Liebherr ab
Donald Trump und die US-Regierung planen neue Strafzölle auf deutsche und europäische Importe. Die höheren Gebühren zielen auch auf Baumaschinen wie Bagger von Liebherr ab. © Imagebroker/Imago
Thyssenkrupp und Co. liefern hochwertigen Stahl für die Luftfahrt- und Autoindustrie. Deutsche Stahl- und Aluminiumprodukte sind von den höheren Zollgebühren betroffen.
Thyssenkrupp und Co. liefern hochwertigen Stahl für die Luftfahrt- und Autoindustrie. Deutsche Stahl- und Aluminiumprodukte sind von den höheren Zollgebühren betroffen. © Funke Foto Services/Imago
Deutsche Spielwarenhersteller wie Playmobil oder Schleich verkaufen ihre Artikel auch in Übersee
Deutsche Spielwarenhersteller wie Playmobil oder Schleich verkaufen ihre Artikel auch in Übersee. © Karina Hessland/Imago
Naschkatzen werden tiefer in die Tasche greifen müssen: In die USA importierte Süßigkeiten wie Haribo oder Ritter-Sport dürften sich verteuern
Naschkatzen werden tiefer in die Tasche greifen müssen: In die USA importierte Süßigkeiten wie Haribo oder Ritter-Sport dürften sich verteuern. © BREUEL-BILD/Imago
Auf High-End-Mikroskope (z.B. von Zeiss) und medizinische Geräte (Röntgen, Chirurgie und mehr) werden Strafzölle erhoben
Auf High-End-Mikroskope (z.B. von Zeiss) und medizinische Geräte (Röntgen, Chirurgie und mehr) werden Strafzölle erhoben. © Chinalmages/Imago
Bier ist historisch in den deutschen Wurzeln verankert. Paulaner und Co. zahlen bei der Einfuhr in die USA künftig mehr Geld
Bier ist historisch in den deutschen Wurzeln verankert. Paulaner und Co. zahlen bei der Einfuhr in die USA künftig mehr Geld. © Ulrich Wagner/Imago
Deutsche Käse- und andere Milchprodukte dürften in den USA künftig teurer werden
Deutsche Käse- und andere Milchprodukte dürften in den USA künftig teurer werden. © IMAGO/Zoonar.com/totalpics
Musikinstrumente werden ebenfalls teurer. Deutsche Hersteller wie Steinway & Sons könnten eine weitere Produktionsverlegung in die USA in Erwägung ziehen
Musikinstrumente werden ebenfalls teurer. Deutsche Hersteller wie Steinway & Sons könnten eine weitere Produktionsverlegung in die USA in Erwägung ziehen. © Eibner/Imago
Fahrräder und E-Bikes wie von Hersteller Cube kosten beim Import in die USA künftig höhere Zollgebühren
Fahrräder und E-Bikes wie von Hersteller Cube kosten beim Import in die USA künftig höhere Zollgebühren. © NurPhoto/Imago
Bayer gehört zu den großen Playern auf dem Pharmaziemarkt. Für Medikamente oder auch Impfstoffe aus der EU erheben die USA künftig höhere Zölle
Bayer gehört zu den großen Playern auf dem Pharmaziemarkt. Für Medikamente oder auch Impfstoffe aus der EU erheben die USA künftig höhere Zölle. © NurPhoto/Imago
Werkzeuge aus Deutschland haben Tradition und ein hohes Ansehen. Auf Produkte von Bosch und weiteren Anbietern gibt es höhere Zölle
Werkzeuge aus Deutschland haben Tradition und ein hohes Ansehen. Auf Produkte von Bosch und weiteren Anbietern gibt es höhere Zölle. © STPP/Imago
Eisenbahn- und Schienenfahrzeugtechnik mit dazugehörigen Komponenten: Siemens verdient eine Menge Geld in den USA
Eisenbahn- und Schienenfahrzeugtechnik mit dazugehörigen Komponenten: Siemens verdient eine Menge Geld in den USA. © Zoonar/Imago
In den USA gibt es eine hohe Nachfrage nach Rostbratwürsten und vielem weiteren Fleisch aus Deutschland und anderen Ländern Europas
In den USA gibt es eine hohe Nachfrage nach Rostbratwürsten und vielen weiteren Fleischsorten aus Deutschland und anderen Ländern Europas. © IMAGO/Ardan Fuessmann
Der europäische Industriekonzern Airbus liefert Flugzeuge, Hubschrauber und weitere Komponenten in die USA
Der europäische Industriekonzern Airbus liefert Flugzeuge, Hubschrauber und weitere Komponenten in die USA. © Xinhua/Imago
Deutschland beheimatet weltbekannte Sportartikelhersteller. Adidas, Puma und Co. werden bei der Einfuhr in die USA künftig stärker zur Kasse gebeten
Deutschland beheimatet weltbekannte Sportartikelhersteller. Adidas, Puma und Co. werden bei der Einfuhr in die USA künftig stärker zur Kasse gebeten. © Zink/Imago
BMW, Mercedes und Volkswagen exportieren jährlich Autos im Wert von über 30 Milliarden Euro in die USA. Dafür werden künftig höhere Abgaben fällig
BMW, Mercedes und Volkswagen exportieren jährlich Autos im Wert von über 30 Milliarden Euro in die USA. Dafür werden künftig höhere Abgaben fällig. © Mercedes
Brezeln sind deutsches bzw. bayerisches Kulturgut. Auch in die Vereinigten Staaten wird das Laugengebäck exportiert, ebenso wie andere Backwaren
Brezeln sind deutsches bzw. bayerisches Kulturgut. Auch in die Vereinigten Staaten wird das Laugengebäck exportiert, ebenso wie andere Backwaren. © Rolf Poss/Imago
Halbleiter oder auch Sensoren von deutschen Technologiekonzernen wie Infineon erfordern künftig höhere Ausgaben
Halbleiter oder auch Sensoren von deutschen Technologiekonzernen wie Infineon erfordern künftig höhere Ausgaben. © Zoonar/Imago
Bad- und Pflegeartikel wie die Nivea-Creme von Beiersdorf werden für Milliarden Euro auch in die USA verfrachtet
Bad- und Pflegeartikel wie die Nivea-Creme von Beiersdorf werden für Milliarden Euro auch in die USA verfrachtet. © IMAGO/Snowfield Photography
Die Bekleidungsindustrie ist ebenfalls betroffen: Modeanbieter wie die Edelmarke Hugo Boss werden mit höheren Zollabgaben konfrontiert
Die Bekleidungsindustrie ist ebenfalls betroffen: Modeanbieter wie die Edelmarke Hugo Boss werden mit höheren Zollabgaben konfrontiert. © IMAGO/Sven Severing
Schnaps und anderer Alkohol: Auch Weine und Spirituosen aus Deutschland erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit
Schnaps und anderer Alkohol: Auch Weine und Spirituosen aus Deutschland erfreuen sich in den USA großer Beliebtheit. © Chromorange/Imago
Chemie-Gigant BASF setzt ungeheure Mengen seiner Erzeugnisse auch in den USA ab. Für Kunststoffe, Spezial-Chemikalien und mehr werden höhere Zölle fällig
Chemie-Gigant BASF setzt ungeheure Mengen seiner Erzeugnisse auch in den USA ab. Für Kunststoffe, Spezial-Chemikalien und mehr werden höhere Zölle fällig.  © Ulrich Roth/Imago
Haushalts- und Elektrogeräte zum Beispiel von Siemens werden künftig ebenfalls für höhere Kosten in die USA importiert
Haushalts- und Elektrogeräte zum Beispiel von Siemens werden künftig für höhere Kosten in die USA importiert. © IMAGO/Michael Bihlmayer
Küchen und zahlreiche Einrichtungsstücke wie Möbel sind von den höheren Zollgebühren in die USA betroffen
Küchen und zahlreiche Einrichtungsstücke wie Möbel sind von den höheren Zollgebühren in die USA betroffen. © IMAGO/Manfred Segerer
Kaffee aus Europa wird bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten von nun an mehr Geld kosten
Kaffee aus Europa wird bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten von nun an mehr Geld kosten. © Zoonar/Imago

VW hatte zuletzt sogar den Fahrzeugimport in die USA vorübergehend gestoppt, wie das Wall Street Journal berichtete. Auch die VW-Tochter Traton leidet unter einer Nachfrageschwäche in den Vereinigten Staaten und meldete einen markanten Gewinnrückgang.

USA: BMW, Porsche und die Hoffnung auf einen „transatlantischen Deal“

Wie bewerten Deutschlands Autobauer die aktuelle Lage in den USA? Eine Sprecherin von BMW erklärt auf unsere Anfrage, dass freier Handel und internationale Zusammenarbeit wichtige Wachstumstreiber seien. Zudem müssten die und USA als „größte Handelspartner Verantwortung übernehmen und Handelshemmnisse abbauen“. Ihr Appell: „Ein transatlantischer Deal würde beiden Seiten nützen – und den Verbrauchern auf beiden Seiten.“

Ein Porsche-Sprecher erklärt uns über die „volatilen Entwicklungen“ in Nordamerika, dem wichtigsten Absatzmarkt 2024: „Wir beobachten intensiv die weiteren Entwicklungen.“ (PF)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON

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