Große Sparmaßnahmen geplant
VW-Krise: Welche Probleme jetzt den Zulieferern drohen
Volkswagen plant trotz hoher Umsätze Werksschließungen und Einsparungen, um profitabler zu werden. Auch Zulieferer sind stark betroffen.
Wolfsburg – Trotz Rekordumsätzen von 322 Milliarden Euro im Jahr 2023 sieht sich das Unternehmen gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Sparpläne, Werksschließungen und der Abbau von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen sind nur einige der Schritte, die der Konzern plant, um seine Profitabilität zu steigern. Doch was viele übersehen: Die Krise betrifft nicht nur Volkswagen selbst, sondern auch eine Vielzahl von Unternehmen, die als Zulieferer direkt oder indirekt von der VW-Produktion abhängig sind.
Großer Gewinn bei VW, doch Herausforderungen bleiben bestehen
Auf den ersten Blick erscheinen die Zahlen bei Volkswagen beeindruckend: 16 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern im letzten Jahr, und auch für die Zukunft wird Wachstum erwartet. Doch die interne Analyse zeigt, dass diese Gewinne nicht ausreichen, berichtet Focus.
Vor allem die Marke VW-Pkw hinkt wohl hinter den selbstgesteckten Renditezielen her. Ein Gewinn von 3,5 Milliarden Euro ist nicht wenig, doch um die geplante operative Rendite von 6,5 Prozent zu erreichen, hätte Volkswagen einen Überschuss von 5,6 Milliarden Euro erzielen müssen – eine Lücke von 2,1 Milliarden Euro.
Langfristige Gefahr für bis zu 30.000 Arbeitsplätze?
Um dieses Defizit in den kommenden Jahren zu schließen, setzt VW auf harte Sparmaßnahmen. Der Konzern plant Werksschließungen, insbesondere an Standorten in Deutschland, und massive Stellenstreichungen. 30.000 Arbeitsplätze könnten langfristig gefährdet sein, wie das Manager Magazin berichtet.
Werksschließungen bei Volkswagen: Emden und Osnabrück in der Schwebe
Besonders im Fokus stehen die Produktionsstandorte für Elektroautos in Emden und Osnabrück. Beide Standorte könnten den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. In Emden arbeiten derzeit etwa 8.000 Menschen, in Osnabrück sind es rund 2.800. Sollte es zu Schließungen kommen, wären tausende von Jobs unmittelbar betroffen.
Laut dem Focus sind auch die VW-Werke für Komponenten, wie in Braunschweig, Kassel und Salzgitter, sind gefährdet. Hier stehen ebenfalls tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Volkswagen dementiert die Pläne der Massenkündigungen jedoch.
VW plant Einsparungen von bis zu 20 Prozent in der Verwaltung
Auch die Entlohnungen hat es getroffen. Viele Beschäftigte bei VW profitierten von zusätzlichen Bonuszahlungen und Sonderleistungen, die im Rahmen eines speziellen „Tarif Plus“-Modells geregelt sind. Mitarbeiter, die in dieses Modell fallen, können laut der FAZ ein Jahresgehalt von bis zu 150.000 Euro erzielen.
Diese Regelung betrifft vor allem Mitarbeiter im sogenannten „indirekten Bereich“, also in Verwaltungs- und anderen nicht produktionsnahen Abteilungen. In diesem Bereich sind über 30.000 Personen beschäftigt und die Gehälter sollen ab 84.000 Euro beginnen.
Genau da plant das Unternehmen nun Einsparungen von bis zu 20 Prozent. Diese Maßnahmen sind Teil des Sparprogramms Effizienzprogramms, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein erster Schritt war die Aufkündigung des „Tarif Plus“-Vertrags sowie der Beschäftigungsgarantie, die bisher alle Mitarbeiter vor Entlassungen schützte.
Der Dominoeffekt: VW-Krise trifft die Zulieferer
Volkswagens Einsparungen haben jedoch nicht nur direkte Auswirkungen auf die eigenen Mitarbeiter. Zugleich plant der Autobauer, seine Investitionen zu kürzen. In den kommenden fünf Jahren sollen zehn Milliarden Euro weniger in die Entwicklung neuer Modelle und Antriebsarten fließen, heißt es im Manager Magazin. Das bedeutet eine zusätzliche Belastung für Zulieferer, die auf innovative Technologien und neue Aufträge angewiesen und stark von VW abhängig sind.
Konzerne wie Continental, ZF Friedrichshafen und Schaeffler haben bereits eigene Sparprogramme angekündigt, die auf die sinkende Nachfrage reagieren. Bei ZF Friedrichshafen etwa könnten bis zu 25.000 Stellen wegfallen. Besonders dramatisch sind die Einschnitte für kleinere Zulieferbetriebe, die häufig nur einen Großkunden haben – oftmals VW.
Holger Klein, CEO von ZF Friedrichshafen, äußert sich in einem Interview mit der Wirtschaftswoche: „Wenn VW weniger produziert, dann werden auch wir am Ende des Tages weniger verkaufen.“ Er veranschaulicht das am Beispiel von Stoßdämpfern. Wenn Volkswagen eine halbe Million weniger Fahrzeuge produziert, bedeutet das, dass ZF rund zwei Millionen Stoßdämpfer weniger verkaufen kann.
Volkswagen-Krise trifft vor allem Zulieferer mit Fokus auf den Verbrennungsmotor
Diese Einschnitte treffen vor allem die Zulieferer, die sich auf den Verbrennungsmotor spezialisiert haben. Mit dem Wandel hin zur Elektromobilität schrumpfen die Aufträge, da Elektroautos weniger komplexe Antriebsstränge und damit auch weniger Zulieferer benötigen. Die Folgen sind unübersehbar: Entlassungen, Werksschließungen und die mögliche Insolvenz kleinerer Betriebe.
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