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Deutsche Autoindustrie

Vorbild Ferrari: Wie Porsche, Mercedes-Benz und Co. an ihren eigenen Zielen scheitern

Nicht alle Luxusmarken haben eine Krise zu bewältigen: Ferrari erzielt mehr Profit als je zuvor. Warum deutsche Hersteller wie Porsche und Mercedes das Nachsehen haben.

München – Deutschlands Autoindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Konnten Hersteller wie Mercedes-Benz oder Porsche noch während Corona derartige Begehrlichkeiten wecken, dass Kunden teilweise Monate auf die Auslieferung eines Neuwagens warten mussten, hat sich das Blatt gewendet:

Wirtschaftspolitisch ist die Welt eine andere und deutsche Premiumhersteller mit Luxusanspruch - und davon gibt es neben den genannten auch noch BMW und Audi - sind mit einer enormen Herausforderung konfrontiert:

Mercedes-Benz, Porsche und Co. erleiden Absatz- und Gewinneinbußen

Der technische Vorsprung und das Renommee haben gelitten, vor allem auf langjährigen wichtigen Absatzmärkten wie China und die USA. Während die deutsche Heimat in der Verkaufsstatistik seit jeher nur eine untergeordnete Rolle spielt, sprudelten in bevölkerungsreichen Ländern wie der Volksrepublik die Gewinne. Doch diese Phase ist jäh beendet worden.

Dass die jedoch nicht zwangsläufig an den Absatz geknüpft sind, zeigt das Beispiel Ferrari: Die italienische Sportwagenmarke wirtschaftet trotz der Transformation in der Autoindustrie höchst erfolgreich und erfreut sich im Luxussegment einer großen Beliebtheit: Der Hersteller aus Maranello rechnet 2024 mit einem Umsatz von über 6,55 Milliarden Euro und einem bereinigten Gewinn von über 2,5 Mrd. Euro.

Die Autobranche steckt in der Krise. Ferrari ist davon jedoch nicht betroffen: Die Sportwagenmarke wirtschaftet hoch profitabel.

Was die Traditionsmarke Ferrari von deutschen Konkurrenten unterscheidet

Im Gegensatz dazu tun sich deutsche Premiumhersteller schwer, ihrem hohen Anspruch gerecht zu werden. Wirtschaftlich schwierige Zeiten mit steigenden Produktionskosten und schwankender Nachfrage belasten insbesondere die klassischen Geschäftsmodelle. Wo Mercedes-Chef Ola Källenius vor nicht allzu langer Zeit die Luxusstrategie ausrief, um die kräftigen Renditen weiter nach oben zu treiben, ist Ernüchterung eingekehrt.

Was macht Ferrari richtig und die namhaften Anbieter aus Bayern und Baden-Württemberg falsch? In der Wirtschaftswoche meldet sich Autoexperte Stefan Bratzel zu Wort. Demnach sei der gravierendste Unterschied, dass hiesige Anbieter dem Massenmarkt anhaften:

Schon um ihre Fabriken auszulasten, sind BMW und Co. auf eine Menge von Fahrzeugen angewiesen, was dem Gedanken der Exklusivität zuwiderläuft. Deutsche Hersteller bieten Modelle „in unterschiedlichen Preisklassen für diverse Zielgruppen“ an, bedienen oft in veralteten Autohäusern und dann wären da noch Rabattaktionen.

Premiummodelle von Mercedes Porsche und Co. zu leicht verfügbar?

Die Erzeugnisse „made in Germany“ seien quasi jederzeit verfügbar, weil die wirtschaftlich angeschlagenen Hersteller um ihre Absatzzahlen bangen - zahlungskräftige Kunden, die sich von der Masse abheben wollen, zieht man so nicht an, lautet die These.

Edelmarken wie Ferrari oder auch Produzenten anderer Gütern sind beim Vertrieb anders aufgestellt: Zu bekommen ist die Ware oft nur in eigenen Läden, vorzugsweise in den Nobelstraßen ausgewählter Städte. In dem Bericht wird Fernando Fastoso zitiert, der sich an der Hochschule Pforzheim mit Themen wie hochpreisigen Gütern beschäftigt: „Luxusprodukte sollen gar nicht leicht verfügbar sein.“

Deutsche Autoindustrie und ihre enorme Bedeutung für den Arbeitsmarkt

Die Kehrseite zeigt jedoch, was die Manufaktur aus Maranello von deutschen Premiummarken unterscheidet: Ferrari gelingt es, mit einer vergleichsweise kleinen Belegschaft von rund 5000 Mitarbeitern weltweit und klar definierten Produktionskapazitäten außergewöhnliche Margen zu erzielen.

Harte Zeiten für Deutschlands Autoindustrie: Entgegen des langjährigen Trends schrumpfen Absatz und Rendite.

Im Gegensatz dazu beschäftigen Porsche, Mercedes-Benz und Co. Zehntausende Angestellte alleine in der Heimat und tragen erheblich zur Stabilität des Arbeitsmarktes bei. Dazu kommt das technische Zulieferersystem mit zahlreichen weiteren Jobs und zugehöriger Infrastruktur.

Vorbild Ferrari? Konsequenzen für den deutschen Arbeitsmarkt

Ein Umstieg auf eine ausschließlich exklusive Produktion könnte deutsche Unternehmen profitabler machen, doch die Konsequenzen wären drastisch: Standorte müssten reduziert und das Angebot eingeschränkt werden, um Exklusivität und Begehrlichkeiten zu steigern.

Für die deutsche Wirtschaft hätte dies weitreichende Folgen. Tausende Arbeitsplätze bei Herstellern und Zulieferern wären gefährdet, und Regionen, die stark von der Automobilindustrie abhängen, könnten wirtschaftlich ins Straucheln geraten. Tatsächlich ist das in Italien bereits der Fall, wenn m an den Fokus auf andere Marken richtet.

Konkret lässt sich also ableiten, dass die italienische Luxusschmiede Ferrari für den Arbeitsmarkt nicht annähernd jene Bedeutung hat, wie die deutschen Rivalen.

Rückrufe schaden vermehrt dem Ansehen deutscher Premiummarken

Experten betonen zudem, dass eine solche Umstellung mit makelloser Qualität einhergehen müsste – ein Bereich, in dem deutsche Hersteller traditionell stark sind, doch zunehmend unter Druck geraten. Das hat womöglich auch mit dem Streben nach stetigem Wachstum zu tun:

Denn zuletzt schaden vermehrt Anzeichen für Qualitätsprobleme dem Ruf deutscher Autobauer, aufgrund von Negativschlagzeilen durch Rückrufe: So ereilte BMW ein Problem mit fehlerhaften Bremsen, zudem müssen etliche Porsche-Sportwagen immer wieder in die Werkstatt.

Von der Bildfläche verschwunden: Zehn große Automarken, die es nicht mehr gibt

Ein Simca 1100 GLS Baujahr 1972 auf einer Oldtimermesse
Simca – Die Geschichte von Simca (Société Industrielle de Mécanique et Carrosserie Automobile) begann 1934 als Lizenzfertiger von Fiat-Fahrzeugen in Frankreich. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden auch eigene Modelle produziert. Im Jahr 1978 wurde der Autobauer von Peugeot übernommen und die Marke Simca aufgegeben. Die noch existierenden Modellreihen wurden bis 1986 unter dem Markennamen Talbot verkauft. © Sebastian Geisler/Imago
Ein Oldsmobile Vista Cruiser
Oldsmobile – Hierzulande weitgehend unbekannt, gehörte Oldsmobile in den USA vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren zu den erfolgreichsten Marken. Ein bekanntes Modell war beispielsweise der Vista Cruiser (Foto): Ein markant gestalteter Kombi, von dem zwischen 1964 bis 1977 mehr als 360.000 Exemplare gebaut wurden. Anfang der 2000er-Jahre gingen die Verkäufe stark zurück, sodass die Mutter General Motors im Jahr 2004 die Produktion von Fahrzeugen der Marke komplett einstellte. © Pond5 Images/Imago
Ein NSU Prinz auf einem Oldtimer-Treffen
NSU Motorenwerke – Die Geschichte des Unternehmens begann in den 1870er-Jahren als Hersteller von Strickmaschinen. Später produzierte das Unternehmen Fahr- und Motorräder. Erst Ende 1958 kam mit dem Prinz das erste Automodell des Herstellers auf den Markt – es wurde in mehreren Generationen bis 1973 produziert. Bereits 1969 fusionierten NSU und Auto Union zur Audi NSU Auto Union AG, die 1985 wiederum in Audi umfirmierte – mit diesem Schritt verschwand auch der Name NSU. © CEPix/Imago
Ein Plymouth Superbird in einem Museum
Plymouth – Einst gehörte Plymouth zu den erfolgreichsten Automobilmarken der USA und war in den 1940er-Jahren sogar der zweitgrößte US-Hersteller – noch vor Ford. Anfang der 1960er-Jahre verlor die Marke jedoch rapide Marktanteile, bevor man ab 1965 mit Muscle-Car-Modellen wie dem Barracuda oder Road Runner kurzfristig wieder Boden gut machen konnte. Eines der bis heute legendärsten Modelle war der Plymouth Superbird (Foto): eine stark modifizierte Version des Road Runner. Das Modell mit dem gigantischen Spoiler fand jedoch Anfang der 1970er-Jahre kaum Kunden, weshalb weniger als 2.000 Exemplare gebaut wurden. Nach und nach verlor die Marke immer mehr ihre Identität. 2001 entschied die Mutter DaimlerChrysler schließlich, die Marke Plymouth einzustellen. © Pond5 Images/Imago
Eine Borgward Isabella auf einer Messe
Borgward – Zu den größten Verkaufserfolgen des Bremer Autobauers Borgward zählte die von 1954 bis 1962 gebaute Isabella (Foto). Doch bereits ab Mitte der 1950er-Jahren ging es mit dem Unternehmen wirtschaftlich bergab. Anfang der 1960er-Jahre führten die Probleme schließlich zum Untergang. Mitte der 2010er-Jahre wurden die Markenrechte nach China verkauft. Mit SUV-Modellen wurde schließlich ein Comeback-Versuch gestartet, der aber nach kurzer Zeit im Sande verlief. © Pond5 Images/Imago
Ein Daewoo Matiz auf einer Automesse
Daewoo – Mitte der 1990er-Jahre versuchte sich in Europa die koreanische Marke Daewoo zu etablieren – unter anderem mit dem Kleinstwagen Matiz (Foto). Allerdings war dem Hersteller kein Erfolg beschieden: Nachdem das Unternehm in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, wurde die Pkw-Sparte von einem Konsortium um General Motors übernommen. Ab 2005 wurden die Daewoo-Modelle (auch der Matiz) dann unter dem Namen Chevrolet verkauft.  © Papsch/Imago
Der 1.000.000 Trabant im Museum
Trabant – Obwohl der Trabant bereits in den 1960er-Jahren als veraltet galt, war er ein echter Verkaufsschlager – allerdings gab es in der ehemaligen DDR auch kaum Alternativen zu dem von Sachsenring produzierten Zweitakter. Geduld war nicht nur aufgrund der geringen Motorleistung, sondern auch wegen der durchschnittlichen Wartezeiten auf ein Fahrzeug von mehreren Jahren gefragt. Dennoch: Mehr als drei Millionen „Trabis“ liefen zwischen 1958 und 1991 vom Band. Das Foto zeigt das 1.000.000-ste Exemplar, das im November 1973 gebaut wurde. Mit dem Ende der DDR endete auch bald die Produktion des Trabis. © Eberhard Thonfeld/Imago
Ein Pontiac Firebird Trans Am, Baujahr 1984
Pontiac – Die US-Marke Pontiac war vor allem in den 1960er-Jahren sehr erfolgreich. Hierzulande kennen viele den Hersteller vor allem aus Serien und Filmen. Der schwarze Pontiac Firebird Trans Am (zweite Generation) mit dem riesigen Adler auf der Haube faszinierte die Zuschauer in „Smokey and the Bandit“ (1977). Die dritte Generation des Firebird (Foto) wurde in den 1980er-Jahren als Basis des Serien-Wunderautos K.I.T.T bekannt. Der große Erfolg früherer Jahre stellte sich dennoch nicht mehr ein: 2010 legte der General-Motors-Konzern die Marke Pontiac auf Eis. © Pond5 Images/Imago
Ein Saab 900 Cabrio Baujahr 1991
Saab – Das erste Pkw-Modell des Herstellers ging 1949 als Saab 92 in Serie. Wirklich große Stückzahlen produzierte der schwedische Autobauer zwar nie, dennoch gelten einige Baureihen wie der 900 (Foto zeigt die Cabrio-Version) als legendär. 1998 ging Saab eine Kooperation mit General Motors ein. Fortan wurden viele Gleichteile aus dem Konzernverbund eingesetzt, dennoch stellte sich auf lange Sicht kein wirtschaftlicher Erfolg ein. 2011 meldete Saab Insolvenz an.  © Sebastian Geisler/Imago
Ein Rover 75
Rover – Die Geschichte des englischen Automobilherstellers Rover geht bis ins Jahr 1896 zurück. Über viele Jahrzehnte konnten sich die Briten im Automobilgeschäft behaupten, bis das Unternehmen 1967 Teil der British Leyland Motor Cooperation wurde. Durch eklatante Fertigungs- und Qualitätsmängel ruinierte die Marke ihren Ruf – bis es Anfang der 1980er-Jahre durch eine Kooperation mit Honda wieder etwas bergauf ging. 1994 übernahm schließlich BMW die britische Marke – und versenkte dadurch Milliarden. 2000 zog der bayerische Autobauer die Reißleine und gliederte Rover wieder aus. 2005 folgte die Insolvenz. © Heritage Images/Imago

Ferrari legt die Messlatte hoch - Porsche und Co. kommen kaum hinterher

Ferrari beweist derweil, dass Exklusivität und eine kompromisslose Ausrichtung auf Luxus überragende Gewinne ermöglichen. Die deutsche Autoindustrie steht indes vor der Frage, wie sie den Spagat zwischen Tradition, wirtschaftlichem Erfolg und Arbeitsmarktverantwortung meistern kann.

Mit seinen strikten Produktionszahlen und einem klaren Fokus auf Exklusivität hat Ferrari die Messlatte im Luxussegment hochgelegt. Die deutschen Marken müssen innovative Wege finden, um wettbewerbsfähig zu bleiben, ohne ihre essenzielle Rolle in der Wirtschaft zu gefährden. (PF)

Rubriklistenbild: © xDreamstimexBlitzkoen/Imago

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