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Eine Analyse

Vom Vorreiter zum Insolvenz-Kandidaten: Wie Elon Musk Tesla in die Krise steuerte

Tesla war einst auf dem Weg, die Autoindustrie zu revolutionieren und machte Elon Musk zum wohlhabendsten Menschen der Welt. Nun steht der ehemalige Vorreiter vor dem möglichen Bankrott. Wie konnte es dazu kommen? Eine Analyse.

Austin - Im Dezember 2024, zwischen der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten am 5. November 2024 und seiner Vereidigung am 20. Januar 2025, war Tesla rund 1.500.000.000.000 US-Dollar Wert. 1,5 Billionen Dollar – anders ausgedrückt: 1.500 Milliarden oder mehr als doppelt so viel wie VW, BMW und Mercedes zusammen. Tesla-CEO Elon Musk hatte sich in den US-Wahlkampf und damit ins Weiße Haus eingekauft. Es wirkte wie der perfekte Plan – und entwickelte sich zum größten Schritt in Richtung Untergang.

Elon Musks politisches Engagement könnte Tesla in den Ruin treiben.

Seit Donald Trump das Amt des US-Präsidenten zum zweiten Mal übernommen hat und Elon Musk als Leiter des Department of Government Efficiency (DOGE) zum Schattenpräsident aufstieg, hat sich der Marktwert von Tesla gegenüber dem Höchststand im Dezember 2024 beinahe halbiert (minus 46 Prozent). Doch die Probleme des Autobauers fingen schon viel früher an - das politische Engagement des Firmenchefs diente dabei lediglich als Brandbeschleuniger. Der dramatische Niedergang und die damit verbundene Hoffnungslosigkeit für Tesla lässt sich in fünf Punkten erklären.

1. Teslas Fahrzeuge: Zu wenige und zu alte Modelle

Wenn man sich die großen Autobauer – egal ob amerikanisch, europäisch oder asiatisch – anschaut, dann blickt man stets auf ein prall gefülltes Fahrzeug-Portfolio, das jeden erdenklichen Einsatzzweck und Geldbeutel abdeckt. So bietet Ford in den USA beispielsweise derzeit 21 verschiedene Fahrzeugmodelle vom SUV über Muscle Car bis hin zum Pickup an. Mercedes Benz in Deutschland kommt auf 35 Modelle, die das gesamte Spektrum vom Kompaktwagen, über Limousine und Geländefahrzeug bis hin zum Roadster abdecken.

Das Tesla-Portfolio ist weiterhin sehr überschaubar.

Ganz anders sieht es bei Tesla aus. Der amerikanische Elektroauto-Vorreiter kommt weiterhin nur auf fünf Modelle in den USA und auf vier im Rest der Welt: Model S, Model 3, Model Y und Model X bedienen allesamt ein recht ähnliches Fahrzeugsegment, lediglich der berüchtigte Cybertruck wildert im in den USA so beliebten Teilbereich der Pick-ups. Und selbst die vorhandenen Modelle erhalten deutlich zu langsam Updates - es gibt beispielsweise für Besitzer eines älteren Modell S keinen Grund, auf ein neues Modell umzusteigen – die letzte Revision stammt von 2021.

Die kleine Fahrzeugpalette im Zusammenspiel mit seltenen Updates entwickelt sich für Tesla immer mehr zum Problem: Der Autobauer hat sich stets im gehobenen Preissegment positioniert, was zu Beginn der Elektroauto-Entwicklung auch rein von den Produktionskosten her gar nicht anders möglich war. Doch mittlerweile hat sich der Markt weiterentwickelt und zahlreiche Mitbewerber aus Europa und Asien fluten das untere Preissegment, das traditionell vor allem im Bereich des Zweitwagens eine entscheidende Rolle spielt. Hier hat Tesla überhaupt keinen Fuß in der Türe. Und der Cybertruck ist so gebaut, dass er in Europa (und den meisten anderen Ländern) niemals eine Straßenzulassung bekommen kann. Somit bleibt dieses Marktsegment Tesla auch außerhalb der USA verschlossen. Tesla fehlt schlicht das Portfolio, um dauerhaft ein Big Player in der Automobilbranche zu bleiben.

2. Technische Kurzsichtigkeit: Kameras statt Lidar

Ebenfalls aus der Anfangsphase der Elektroautos stammt eine technische Grundsatzentscheidung, die Tesla nun massiv auf die Füße fällt. Als Tesla mehr oder weniger der einzige Autobauer weltweit war, der in relevantem Maße auf Strom statt Benzin als Antriebskraft für Fahrzeuge setzte, galt es, sich vor allem technisch von der alteingesessenen Konkurrenz abzuheben. Ein Tesla war deshalb schon immer ein fahrendes High-Tech-Device, perfekt symbolisiert durch den gigantischen, Tablet-artigen Bildschirm in der Mitte des Armaturenbretts. In Sachen Software war Tesla der Konkurrenz jahrelang meilenweit voraus und ist es teilweise auch heute noch.

Lidar erkennt auch für für Kameras unsichtbare Hindernisse (roter Kreis) problemlos.

Doch im Rahmen dieser Entwicklung traf Elon Musk eine Entscheidung, die nun dafür sorgen könnte, dass Tesla den gesamten rausgefahrenen Vorsprung wieder verlieren könnte. Denn um den Spagat zwischen der revolutionären Technik des (beinahe) selbstfahrenden Autos und der dafür benötigten, aber viel zu teuren Technologie hinzubekommen, setzte Musk bei Tesla auf Kameras als alleiniges Mittel der Umgebungserkennung.

Getreu dem von Musk immer wieder propagierten Motto, dass Menschen auch nur mit den Augen und nicht mit Ultraschall oder ähnlichem ihre Umgebung wahrnehmen, war und ist er davon überzeugt, dass die rein visuelle Erfassung der Umgebung durch Kameras völlig ausreicht, um seine Fahrzeuge sicher durch den Verkehr zu leiten. Dies gelingt ohne Zweifel auch sehr gut, ist aber keineswegs perfekt, wie zuletzt unter anderem ein spektakulärer Test sehr eindrucksvoll bewies.

Teslas Mitbewerber setzten inzwischen fast ausnahmslos auf Lidar-Technologie, eine Art Umgebungs-Abtaster mit Laser. Dabei muss ein Hindernis überhaupt nicht sichtbar sein – sobald der Laser auf ein Objekt trifft, nimmt er es wahr. Optische Täuschungen, Lichtreflexionen oder blendende, tiefstehende Sonne – all das kann einem Lidar nichts anhaben. Eine Kamera hingegen ist gegenüber solchen Einflüssen und Situationen anfällig und somit deutlich unsicherer.

Mit dem Kopf durch die Wand: Die Assistenzsysteme eines Tesla Model Y konnten eine bedruckte Wand nicht als Hindernis identifizieren.

Hätte Musk von Anfang an Lidar in seinen Autos verbaut, wären die ohnehin schon hochpreisigen Teslas ursprünglich wohl nochmal zwischen drei und fünftausend Dollar teurer gewesen. Der Verzicht auf Lidar zugunsten der im Vergleich dazu vernachlässigbar günstigen Kameras ist also nachvollziehbar. Doch inzwischen sind die Lidar-Preise so stark gefallen, dass sie auch in Teslas verbaut werden könnten, ohne den Preis signifikant zu verändern. Dass Musk es dennoch nicht tut, liegt einerseits daran, dass die Software dafür komplett überarbeitet werden müsste und zum anderen daran, dass der Tesla-Chef schlicht nicht eingestehen will, dass sich die technische Realität in den letzten zehn Jahren verändert hat. 

3. Teslas größtes Problem: CEO Elon Musk

Und genau jener CEO ist es auch, der den wichtigsten Grund für den aktuellen Niedergang von Tesla darstellt. Elon Musk war schon immer ein Hansdampf-in-allen-Gassen, der stets mehrere Firmen gleichzeitig leitete. Aktuell ist er unter anderem Chef von Tesla, SpaceX, X, Neuralink, xAI und The Boring Company. Man sollte meinen, dass jeder dieser Jobs für sich schon eine Vollzeitbeschäftigung ist, doch Musk war all das bekanntlich noch nicht genug. Seit Ende Januar ist er als Leiter von DOGE, (Department of Government Efficiency, auf deutsch: Abteilung für Regierungseffizienz) auch noch eine zentrale Person der US-Politik.

In dieser Funktion hat Musk des Auftrag, Geldverschwendung innerhalb des Regierungsapparats aufzudecken und abzustellen. Das tut er – wie von ihm selbst sinnbildlich dargestellt – mit der Präzision eines Kettensägen-Mörders und sägt scheinbar wahllos Förderprogramme, Bundesbehörden und das soziale Sicherungssystem der USA zusammen. 

Elon Musks politische Aktivitäten verschrecken potenzielle Tesla-Käufer. (Archivbild)

Musks Handlungen als DOGE-Chef betreffen Millionen Amerikaner, die ihre Jobs verlieren, plötzlich um ihre Rente fürchten oder keine Sozialhilfe mehr bekommen. Musk hat es so geschafft, außerhalb seiner eigentlichen Kerngeschäfte einen großen Teil der Nation gegen sich aufzubringen. Außerdem unterstützt er rechte und nationalistische Parteien in ganz Europa, wodurch sein politisches Wirken auch über die USA hinaus strahlt.

All dies hat dafür gesorgt, dass Musk derzeit als eine der unbeliebtesten Personen des Planeten gilt. Mit Musk (und dadurch indirekt auch mit Trump) assoziiert zu werden, ist für so viele Menschen unvorstellbar geworden, dass sich die Abneigung direkt auf die Absatzzahlen von Tesla überträgt. Insbesondere die einstige Tesla-Hauptzielgruppe der besser verdienenden, um die Umwelt besorgten Personen, die in der Mitte und links der Mitte des politischen Spektrums verortet werden können, fühlt sich durch Musks Handlungen ab- und vor den Kopf gestoßen. Der Tesla-CEO hat somit seine loyalste und wichtigste Käufergruppe (vermutlich) dauerhaft vergrault.

Tesla vor dem Niedergang: Wie Elon Musk den Ruf seines Goldesels zerstörte

„Ich hab das gekauft bevor Elon verrückt geworden ist“: Diese Aufkleber werden mittlerweile an Tesla-Fahrer verkauft, die sich für die einst so schillernden CEO schämen.
„Ich hab das gekauft bevor Elon verrückt geworden ist“: Diese Aufkleber werden mittlerweile an Tesla-Fahrer verkauft, die sich für die einst so schillernden CEO schämen. Seitdem Elon Musk als Teil der Regierung von US-Donald Trump agiert, sich für rechtsextreme Parteien weltweit einsetzt und sich in sozialen Medien mit Verschwörungsfanatikern auseinandersetzt, ist sein Ansehen merklich gesunken. Das hat auch sein Unternehmen Tesla in Mitleidenschaft gezogen. Einst galten die E-Autos als cool und besonders modern, jetzt haben sie einen neuen Spitznamen bekommen: „Swasticars“, ein Wortspiel mit den englischen Begriffen für Hakenkreuz (swastika) und Auto (car). Die Aktie ist eingebrochen, die Verkaufszahlen vor allem in Europa um mehr als 70 Prozent. Noch dazu hat Tesla seit Jahren kein neues Produkt mehr vorgestellt - vielleicht weil der CEO abgelenkt ist? Wie aber konnte es überhaupt soweit kommen? © IMAGO
Entgegen vieler Behauptungen ist Elon Musk nicht der Gründer von Tesla, sondern kam erst 2008 als CEO dazu. Hier steht er neben seinem Vorgänger, Ze‘ev Drori.
Entgegen vieler Behauptungen ist Elon Musk nicht der Gründer von Tesla, sondern kam erst 2008 als CEO dazu. Hier steht er neben seinem Vorgänger, Ze‘ev Drori, neben dem allerersten Auto von Tesla: Dem Roadster, der ebenfalls 2008 auf den Markt kam.  © IMAGO/Jack Gruber
Der Tesla Roadster war das allererste Elektroauto der US-Marke und kam 2008 auf den Markt.
Der Tesla Roadster war das allererste Elektroauto der US-Marke und kam 2008 auf den Markt. Ein Erfolg war das Auto nicht unbedingt, was auch mit dem steilen Preis zusammenhing: Für 100.000 US-Dollar konnte der kleine Flitzer erworben werden. Doch zugleich war es ein technologisches Novum, da der Tesla Roadster zu den allerersten Elektroautos gehörte, der überhaupt nennenswerte Entfernungen fahren konnte und dennoch erschwinglich blieb. Die Reichweite wurde mit ~300 Kilometern angegeben.  © IMAGO/Dylan Stewart
Auch wenn der Roadster kein Durchbruch war, hatte Elon Musk sich damit als Visionär einen Namen gemacht. Und 2011 präsentierte er das nächste Model der Marke Tesla: Das Model S, das 2013 auf den Markt kam.
Auch wenn der Roadster kein Durchbruch war, hatte Elon Musk sich damit als Visionär einen Namen gemacht. Und 2011 präsentierte er das nächste Model der Marke Tesla: Das Model S, das 2013 auf den Markt kam. Ab da fing Elon Musk an, zu einem der bekanntesten Unternehmer der Welt zu werden. 2011 wählte er nach eigenen Angaben noch den Demokraten Barack Obama, in einem Zeitungsinterview hatte er sich zuvor als „halb Demokrat, halb Republikaner“ bezeichnet. 2013 nannte ihn Reuters einen „Milliardär und Umweltaktivist“, der sich besonders für das Ende des fossilen Zeitalters eingesetzt hat.  © IMAGO/Matt Sumner
Nach dem Tesla Model S kam 2016 dann schon das Model X auf den US-Markt. Mit diesem Elektroauto begann Tesla eine Offensive auf den Massenmarkt – der Listenpreis für das Model X lag zwar noch bei 70.000 US-Dollar, war aber damit schon deutlich mehr in Reichweite für Normalverdiener, als andere Wagen auf dem Markt.
Nach dem Tesla Model S kam 2016 dann schon das Model X auf den US-Markt. Mit diesem Elektroauto begann Tesla eine Offensive auf den Massenmarkt – der Listenpreis für das Model X lag zwar noch bei 70.000 US-Dollar, war aber damit schon deutlich mehr in Reichweite für Normalverdiener, als andere Wagen auf dem Markt. Allerdings war der Launch dieses Wagens auch der Beginn der Probleme von Musk. Auf Twitter (heute X) hatte Musk noch großspurig behauptet, Tesla könnte 200.000 Model X liefern, was sich im Nachhinein als Lüge entpuppte. Es wurde 2019 ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, um zu prüfen, ob Musk mit dem Tweet seine Investoren in die Irre geführt hat.  © IMAGO
Elon Musk hat sich 2016 aber auch erstmals in die US-Politik eingemischt. Er war Teil eines Wirtschaftsrats in der ersten Amtszeit von Donald Trump - verließ diesen aber wieder, als Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausstieg.
Elon Musk hat sich 2016 aber auch erstmals in die US-Politik eingemischt. Er war Teil eines Wirtschaftsrats in der ersten Amtszeit von Donald Trump - verließ diesen aber wieder, als Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausstieg. 2018 schreibt er auf Twitter: „Um es klar zu sagen: Ich bin nicht konservativ. Ich bin unabhängig und politisch moderat. Das heißt nicht, das in allen Themen moderat bin. Humanitäre Themen sind mir sehr wichtig & ich verstehe nicht, warum sie nicht allen wichtig sind“.  © IMAGO
Derweil ging es auch bei Tesla weiter und nur wenige Jahre nach dem erfolgreichen Launch des Model X kam nun auch das Model 3 auf den Markt. 2019 verkaufte Elon Musk dieses Auto für 45.000 Euro.
Derweil ging es auch bei Tesla weiter und nur wenige Jahre nach dem erfolgreichen Launch des Model X kam nun auch das Model 3 auf den Markt. 2019 verkaufte Elon Musk dieses Auto für 45.000 Euro. Das Auto war ein Erfolg, und führte 2020 zu einem Höhenflug der Aktie. Im August 2020 war Tesla für einige Zeit sogar wertvoller als Toyota, die weltweit am meisten verkaufte Automarke.  © IMAGO
2020 begann der Bau des ersten Tesla-Werks in Europa – und zwar in Grünheide in Brandenburg.
2020 begann der Bau des ersten Tesla-Werks in Europa – und zwar in Grünheide in Brandenburg. Der Bau des Tesla-Werks wurde von zahlreichen Protesten begleitet, unter anderem weil große Teile des Waldes dort gerodet werden musste und aus Sorge vor einer Wasserknappheit in der Region. Die brandenburgische Landesregierung erhoffte sich mit der Ansiedlung ein Wirtschaftsboom und die Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze in der Region.  © IMAGO/Christian Thiel
2021 kommt das Tesla Model Y auf den Markt, welches 2025 ein Upgrade bekam und eines der meistverkauften Teslas weltweit ist.
2021 kommt das Tesla Model Y auf den Markt, welches 2025 ein Upgrade bekam und eines der meistverkauften Teslas weltweit ist.  © IMAGO/imageBROKER/Manuel Kamuf
Der neugewählte US-Präsident Joe Biden lädt nach seiner Wahl 2021 zu einem E-Auto-Gipfel ein. Elon Musk wird nicht eingeladen, obwohl Tesla zu diesem Zeitpunkt der erfolgreichste Elektroautobauer der USA ist. Dies wird später als einer der Momente gelten, die Musk gegen die Demokraten radikalisiert haben könnte.
Der neugewählte US-Präsident Joe Biden lädt nach seiner Wahl 2021 zu einem E-Auto-Gipfel ein. Elon Musk wird nicht eingeladen, obwohl Tesla zu diesem Zeitpunkt der erfolgreichste Elektroautobauer der USA ist. Dies wird später als einer der Momente gelten, die Musk gegen die Demokraten radikalisiert haben könnte.  © IMAGO
2022 wird die Gigafactory von Tesla in Deutschland eröffnet, der Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist vor Ort bei der Eröffnung.
2022 wird die Gigafactory von Tesla in Deutschland eröffnet, der Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist vor Ort bei der Eröffnung. Das ist auch das Jahr, indem Elon Musk seit Absicht erklärt, die Plattform Twitter kaufen zu wollen, was er später in dem Jahr auch tut. Als Sicherheit gibt er seine Aktien bei Tesla an – was diese im April 2022 erstmal fallen ließ. Nach der Übernahme gibt Musk seine Absicht bekannt, bei der nächsten Wahl einen Republikaner zu wählen. Zunächst unterstützt er die Kandidatur von Ron DeSantis aus Florida.  © IMAGO
In den frühen 20er Jahren hat Elon Musk mehrmals auch das erste Elektro-SUV angekündigt, genannt der Cybertruck.
In den frühen 20er Jahren hat Elon Musk mehrmals auch das erste Elektro-SUV angekündigt, genannt der Cybertruck. Auf den Markt kam er erstmals 2023, allerdings wurde er seitdem von zahlreichen Pannen heimgesucht. Anfang 2025 mussten fast alle gekauften Trucks in den USA zurückgerufen werden. Elon Musk behauptet, es habe vor dem Launch eine Million Vorbestellungen des Cybertrucks gegeben. Ob das stimmt, lässt sich bezweifeln; bis 2025 waren gerade mal um die 50.000 verkauft worden.  © IMAGO
Nachdem Donald Trump als Kandidat für die Republikaner ins Rennen um das Weiße Haus bestätigt ist, wird er von Musk unterstützt. Er spendet 277 Milliarden US-Dollar an die Republikaner im Wahlkampf und Trump verspricht ihm im Gegenzug einen Job in seiner Regierun.
Nachdem Donald Trump als Kandidat für die Republikaner ins Rennen um das Weiße Haus bestätigt ist, wird er von Musk unterstützt. Er spendet 277 Millionen US-Dollar an die Republikaner im Wahlkampf und Trump verspricht ihm im Gegenzug einen Job in seiner Regierung. Die Tesla-Aktie erlebt nach dem Sieg von Trump im November 2024 einen Höhenflug. In den Jahren 2023 und 2024 hatte sich Musk zunehmend nach rechts radikalisiert, postete immer mehr rassistische, antisemitische und rechtsradikale Posts auf seiner Plattform X. Über seine Tochter, die trans ist und sich von ihm persönlich distanziert hat, schreibt er, dass sie von „woker Gehirnwäsche getötet“ wurde.  © IMAGO/K.C. Alfred
Unter der Trump-Regierung wird Elon Musk als Leiter einer neu gegründeten Abteilung eingesetzt, die zu mehr Effizienz und weniger Bürokratie führen soll.
Unter der Trump-Regierung wird Elon Musk als Leiter einer neu gegründeten Abteilung eingesetzt, die zu mehr Effizienz und weniger Bürokratie führen soll. Musk hat gleich zu Beginn tausende Mitarbeiter im Staatsapparat entlassen, teilweise mussten Mitarbeiter später wieder eingestellt werden, da sie doch gebraucht würden. Zudem hat Musk und sein Team - das wohl größtenteils aus Männern Anfang 20 besteht – Zugang zu allen persönlichen Daten der Mitarbeitenden bekommen. Im Chaos dieser Tage begann die Aktie von Tesla dann zu schwächeln. Die Gewinne direkt nach dem Sieg von Trump wurden zunichtegemacht, zudem befindet sich Tesla in einer Absatzkrise.  © IMAGO/Tom Williams
Es mehren sich auch die Angriffe auf Tesla selbst: Weltweit werden immer wieder Autos der Marke in Brand gesteckt, als Protest gegen Musk. Aus Angst vor solchen Angriffen haben einige Tesla-Fahrer begonnen, ihre Autos mit Aufklebern zu versehen, in denen sie sich auch als Musk-Gegner outen.
Es mehren sich auch die Angriffe auf Tesla selbst: Weltweit werden immer wieder Autos der Marke in Brand gesteckt, als Protest gegen Musk. Aus Angst vor solchen Angriffen haben einige Tesla-Fahrer begonnen, ihre Autos mit Aufklebern zu versehen, in denen sie sich auch als Musk-Gegner outen. In einer Mitarbeiterversammlung im März soll Elon Musk seine Mitarbeiter angefleht haben, ihre Aktien weiter zu behalten und loyal zu bleiben. Er versprach, dass das Model Y auch 2025 erfolgreich bleiben würde – allem Zweifel zum Trotz.  © IMAGO/Ansa/Massimo Percossi
Zuletzt hat sich auch US-Präsident Donald Trump auf die Seite von Tesla gestellt. Trump lud medienwirksam zu einer Auto-Show für Tesla vor dem Weißen Haus ein und kaufte eines der Wagen. Am Aktiensturz hat das bisher nichts geändert.
Zuletzt hat sich auch US-Präsident Donald Trump auf die Seite von Tesla gestellt. Trump lud medienwirksam zu einer Auto-Show für Tesla vor dem Weißen Haus ein und kaufte eines der Wagen. Am Aktiensturz hat das bisher nichts geändert.  © IMAGO/Pool/ABACA

Die Proteste gegen Musk sind zudem längst nicht mehr rein verbaler Natur. Vor allem in den USA, aber auch in Europa, wurden zuletzt zahlreiche Teslas angezündet. Diese Schäden haben in den USA mittlerweile Auswirkungen auf die Versicherungsprämien - diese steigen teils dramatisch, weil die Versicherer fürchten, immer mehr ausgebrannte Teslas ersetzen zu müssen. Egal ob aus Frust über Musk oder aus Sorge um das Auto – in der Folge landen aktuell immer mehr Teslas auf dem Gebrauchtwagenmarkt, was dazu führt, dass die Gebrauchtwagenpreise dramatisch fallen. In den USA ist der Wertverlust von Teslas derzeit dreimal höher als bei vergleichbaren Fahrzeugen anderer Hersteller. Eine Entwicklung, die das Investment in ein Neufahrzeug nochmal unattraktiver macht.

4. Die Tesla-Wildcard: Zoll-Präsident Donald Trump

Mit der Wiederwahl Donald Trumps und Elons Musks de facto Einzug ins Weiße Haus hatten sich Anleger einen gewaltigen Schub für Tesla erhofft. Dementsprechend schnellte die Aktie zunächst auch in schwindelerregende Höhe. Doch seitdem müssen die Tesla-Aktionäre genau wie deren CEO feststellen, dass unter Trump nur eines sicher ist: die Unsicherheit.

Als sich abzeichnete, dass Tesla unter Musks politischem Engagement leidet, sprang Trump seinem größten Spender zunächst zur Seite und veranstaltete eine ebenso skandalöse wie beeindruckende Tesla-Verkaufsshow vor dem Weißen Haus. Er pries die Elektroautos in den höchsten Tönen und kaufte auch gleich medienwirksam eines (oder behauptete dies zumindest). Eine solche Werbeaktion eines amtierenden Präsidenten für ein einzelnes Unternehmen ist wohl kaum mit dem amerikanischen Recht vereinbar, doch das scheint dieser Tage ja ohnehin niemanden mehr aufzuhalten oder zu interessieren.

Nach dem Kurssturz bei Tesla sprang US-Präsident Trump Elon Musk zur Seite und ließ mehrere Teslas vor dem Weißen Haus auffahren.

Doch kurz nachdem Elon Musks Jubel über die Unterstützung seines Präsidenten verhallt war, zeigte sich, dass sich die Nähe zum Staatsoberhaupt auch zum Bumerang entwickeln kann: Im immer weiter eskalierenden Handelskrieg mit Kanada reagierte der nördliche Nachbar der USA, indem er Tesla kurzerhand aus seiner Elektroauto-Förderung strich. Torontos Bürgermeisterin Chow meinte dazu lakonisch: „Wenn du dir einen Tesla kaufen willst, dann mach das ruhig – aber zähle dabei nicht auf Steuerzahlergeld, das diesen Kauf unterstützt.“

Auch andere Zölle Trumps treffen Tesla, wenn auch nicht so hart, wie die meisten anderen Autobauer. Der heftige Zoll in Höhe von 25 Prozent auf Auto-Importe macht vielen Tesla-Mitbewerbern große Probleme, da diese zum Beispiel in Mexiko und anderen südamerikanischen Staaten ihre Fahrzeuge fertigen lassen. Tesla hingegen baut alle in den USA verkauften Fahrzeuge in Kalifornien und Texas. Und dennoch entgeht auch Tesla dem Zoll-Hammer-Rundumschlag Trumps nicht ganz, da auch auf zahlreiche Materialien und Komponenten, die Tesla importiert, hohe Strafabgaben fällig werden. „Dieser Kosteneffekt ist nicht trivial“, schrieb Musk auf dementsprechend X. Und derzeit ist noch überhaupt nicht absehbar, wie sich Trumps Zollpolitik in den nächsten Monaten weiterentwickeln wird.

5. Von wegen Make Tesla Great Again: MAGA als neue Zielgruppe wird ein Flop

In einem derart gespaltenen Land wie den USA gibt es eine sehr verlässliche Dualität: Wenn die Demokraten etwas befürworten, dann lehnen es die Republikaner ab – und natürlich auch umgekehrt. Es ist daher nicht sonderlich überraschend, dass sich das Who-is-who der republikanischen Sprachrohre in Folge all des Hasses, der Elon Musk derzeit entgegen schlägt, hinter dem Tesla-Chef und dessen Autos versammelt hat.

Plötzlich sind die Leute, die den Klimawandel leugnen und bewusst Rußpartikelfilter aus ihren Trucks ausgebaut haben, damit diese schöner qualmen, die größten Tesla-Fans. Der Präsident veranstaltet eine Verkaufs-Show, hochrangige Politiker und Influencer kaufen sich Elektrofahrzeuge und militante Bürgerwehren stellen sich schwer bewaffnet auf, um Tesla-Händler vor gewalttätigen Protesten zu schützen.

Im Mittleren Westen der USA sind Teslas Supercharger teils mehr als eine Akkuladung voneinander entfernt.

Doch dieser kurze Höhenflug dürfte schnell enden - und zwar mit einer Bruchlandung. Denn Tesla fehlt es in den “roten”, also primär republikanischen, Bundesstaaten schlicht an der benötigten Infrastruktur. Das eigene Supercharger-Netz und die Ladestationen anderer Anbieter sind entlang der Küsten und in demokratisch geprägten Landstrichen hervorragend ausgebaut. Denn dort ist seit mehr als zehn Jahren die klimabewusste Tesla-Stammkundschaft zu Hause. Im mittleren Westen hingegen können schon mal über 100 Meilen zwischen zwei Ladepunkten liegen. 

Und noch schlimmer: In manchen roten Staaten gibt es nur einen einzigen offiziellen Händler. Die Suche nach einer zertifizierten Werkstatt kann dann mehrere hundert Meilen weit sein. Und diese Missstände lassen sich nicht über Nacht beheben. So wird man unweigerlich neue Kunden, die ein Problem haben, verärgern. Die wiederum werden das kundtun und so wird die Tesla-MAGA-Blase ebenso schnell wieder zerplatzen, wie sie entstanden ist. Denn mit den gediegenen Limousinen kann diese Ford-F150-Zielgruppe ja eigentlich ohnehin nichts anfangen.

Fazit: Tesla rast auf eine Wand zu – und niemand bremst

Es ist in Summe ein bisschen wie in dem schon erwähnten Experiment: Tesla rast auf eine Wand zu und der Autopilot scheint sie nicht zu erkennen. Die Kameras sind verwirrt und der Mann am Steuer greift nicht ein.

Die Geste, die viele als Hitlergruß deuten, stellte einen Wendepunkt für viele Kunden dar.

Warum sich Elon Musk nicht mit dem Titel als reichster Mensch der Welt zufrieden gegeben hat, sondern zusätzlich noch in der großen Politik mitmischen wollte, kann wohl nur er selbst erklären. Fakt ist aber, dass durch seine Aktivitäten im Weißen Haus die ohnehin schon vorhandenen Probleme von Tesla auf eine fatale Art und Weise zusätzlich befeuert wurden. Tesla war schon immer geradezu utopisch überbewertet, eine kaum einlösbare Wette auf die Zukunft. Nun gerät dieses Konstrukt so sehr ins Wanken, dass selbst eine Pleite des Unternehmens keineswegs mehr unrealistisch wirkt.

Auch wenn Elon Musk Tesla nicht selbst gegründet hat, ist der Erfolg des Unternehmens untrennbar mit seiner Person verbunden. Doch jetzt schickt er sich an, wie die deutsche Redensart sagt, mit dem Arsch einzureißen, was er zuvor mit den Händen aufgebaut hat. Und möglicherweise geht dabei am Ende nicht nur Tesla pleite, sondern auch er selbst.

Rubriklistenbild: © Ippen Media/ChatGPT

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