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Stellenabbau und Insolvenzen

Autoindustrie in der E-Auto-Falle: „In der Politik sollte niemand überrascht sein“

Die Abkehr von Verbrennungsmotoren könnte für zahlreiche Autozulieferer das finanzielle Aus bedeuten. Mehrere Firmen haben bereits Insolvenz angemeldet.

Frankfurt – Die Transformation von Verbrennungsmotoren zur Elektromobilität gestaltet sich für viele mittelständische Unternehmen schwer. Während große Unternehmen sich anpassen können, geraten mittelständische Firmen immer mehr in finanzielle Schieflagen.

Verbrenner-Aus: Zulieferer-Geschäftsführer fordert Kehrtwende

Das von der EU geplante Ende des Verbrennungsmotors bis 2035 lässt einige mittelständische Unternehmen ums Überleben kämpfen. Jürgen Schlote, Geschäftsführer des Zulieferers Schlote Gruppe, kritisiert die Maßnahme und fordert eine politische Korrektur. „Mit dem Verbrenner-Aus haben wir eine Technologie preisgegeben, in der wir führend waren – und das völlig ohne Not“, sagt der Geschäftsführer im Gespräch mit der F.A.Z.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen möchte die Entscheidung zum Verbrenner-Aus zu einem späteren Zeitpunkt genauer analysieren. Focus Online zufolge habe sie kurz vor den Europawahlen auf die Überprüfung im Jahr 2026 hingewiesen. Das Verbrennerverbot soll dann nochmal auf den Prüfstand gestellt werden. Die Zwischenbilanz der EU soll dann zeigen, wie sehr das Verbrenner-Aus zur CO₂-Reduzierung beigetragen hat.

Autozulieferer unter Druck: Droht der Branche eine Insolvenzwelle?

Seit 2018 haben sich bei den deutschen Autozulieferern fast 40.000 Arbeitsplätze aufgelöst. Laut F.A.Z. ist das etwa ein Drittel der Beschäftigten in der Autoindustrie. Für die Lieferanten, darunter Konzerne wie Continental, Bosch und ZF Friedrichshafen sowie kleine und mittlere Unternehmen, sind heute noch rund 274.000 Mitarbeiter tätig.

Die Zulieferer sind angeschlagen. Ein Manager eines Autounternehmens, der nicht genannt werden will, ist negativ gestimmt und appelliert in der F.A.Z.: „In der Politik sollte niemand überrascht sein, wenn es schon bald zu einer Insolvenzwelle kommt.“

Selbst Unternehmen, die den Wandel annehmen, leiden unter der „Marktmacht der Markenhersteller, die ihre Risiken und Probleme häufig unerbittlich auf die mittelständischen Zulieferer abwälzen“, erklärt Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden. Dem Bericht zufolge vertritt er mittelständische, oft familiengeführte Betriebe. „Viele sind das rempelige, volatile und existenzbedrohende Automobilgeschäft zunehmend leid. Sie verlassen die Branche, verkaufen, gehen ins Ausland oder in die Insolvenz.“

Mit dem Auslaufen der Verbrennungsmotoren könnten viele Autozulieferer in finanzielle Not geraten. (Symbolbild)

Insolvenzen bei Autozulieferern häufen sich

Und tatsächlich hat es in Deutschland schon einige Zulieferer getroffen. Monatlich flattern die Insolvenzanträge ein.

Im März dieses Jahres meldete das Unternehmen Eissmann Automotive in Tübingen Insolvenz an. Für den Automarkt produziert die Firma Verkleidungskomponenten wie Mittelkonsolen, Instrumententafeln, Armauflagen, Türverkleidungen, Sitzrückenschalen und Driver Airbags. Laut SWR sind knapp 1.000 Beschäftigte von der Insolvenz betroffen.

Im April 2024 verkündete das Unternehmen Hanselmann & Cie. Technologies mit Sitz in Oppenweiler, dass sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Daraufhin folgte beim Amtsgericht Ludwigsburg der Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Davon sollen etwa 140 Mitarbeiter betroffen sein. Das berichtet die Stuttgarter Zeitung. Ausschlaggebend für die Insolvenzanmeldung sei die Krise in der Autobranche, die bei dem Unternehmen zu deutlich sinkenden Umsätzen geführt habe. Die Umsätze seien dieses Jahr um 30 Prozent zurückgegangen.

Insolvenz bei Familienunternehmen: Starke Einbrüche des Elektrofahrzeugabsatzes

Auch der Autozulieferer Franken Guss aus Bayern hat mit Einbrüchen zu kämpfen. Der Augsburger Allgemeinen zufolge hat das Unternehmen im Mai 2024 Insolvenz angemeldet. Das könnte über 600 Mitarbeiter treffen. Franken Guss produziert Eisen- und Aluminiumteile für Pkws und Nutzfahrzeuge.

Der starke Einbruch des Elektrofahrzeugabsatzes belastet das Familienunternehmen, denn Franken Guss hatte sich auf die Elektrowende eingestellt. Demnach habe das Unternehmen in den letzten Jahren viel Geld in Gießerei und Bearbeitung investiert, was sich jetzt nicht rentiert.

Absatz geht zurück: 14,1 Prozent weniger zugelassene Elektroautos

Der Absatz der Elektroautos in Deutschland geht zurück. Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts wurden im ersten Quartal 2024 81.000 vollelektrische Pkws neu zugelassen.

Das waren 14,1 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahreszeitraum. Der Benziner hingegen bleibt beliebt: 89.498 neu angemeldete Autos im Quartal 2024 waren mit einem Benzinantrieb ausgestattet. Das macht ein Plus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Rubriklistenbild: © Armin Weigel/dpa

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