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„Sorge könnte verfrüht sein“
Trump-Zölle und die Folgen: Deutscher Mittelstand fürchtet vor allem europäische Vergeltung
Die EU will auf Donald Trumps Zölle offenbar mit Gegenmaßnahmen reagieren. Das wäre ganz und gar nicht im Sinne vieler Mittelständler aus Deutschland.
Frankfurt – Was fürchten deutsche Unternehmen mehr als US-Zölle? Die Antwort lautet: Gegenzölle der EU. Das geht aus einer Umfrage der DZ Bank hervor, an der mehr als 1000 Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer deutscher Unternehmen teilnahmen.
Trump und die Zölle: Mehr deutsche Mittelständler haben Bedenken wegen EU-Gegenzöllen
65 Prozent sehen ihr Unternehmen respektive ihre Kunden oder Zulieferer von US-Zöllen betroffen. 29 Prozent haben dagegen die Hoffnung, dass diese folgenlos bleiben. Offenbar wird ihr Geschäft ohne US-Partner abgewickelt.
Auswirkungen auch auf die Autobranche: Viele Mittelständler in Deutschland sehen die US-Zölle von Donald Trump (l.) gelassener als mögliche Gegenmaßnahmen der EU.
Sollte die EU Gegenzölle verhängen, befürchten 75 Prozent Auswirkungen entweder auf das eigene Unternehmen über höhere Einkaufspreise respektive auf Kunden oder Zulieferer. Hier erwarten nur 19 Prozent, verschont zu bleiben. Die jeweils fehlenden Prozent haben demnach mutmaßlich mit „weiß nicht“ geantwortet oder keine Angaben gemacht.
Geht der Blick nur auf die Folgen für das eigene Unternehmen, melden angesichts der US-Zölle 15 Prozent Bedenken an, bei europäischen Gegenzöllen 29 Prozent. Es wird also deutlich, dass ein drohender und sich womöglich hochschaukelnder Zollstreit auch kleinere Unternehmen treffen würde.
Claus Niegsch, Branchenanalyst bei der DZ Bank, betonte jedoch: „Die Sorge über höhere Einkaufspreise aufgrund der Gegenzölle könnte verfrüht sein.“ Auch wenn US-Produkte teurer würden, „könnten in Folge der Trumpschen Zölle Waren aus anderen Heimatländern, die eigentlich für den amerikanischen Markt bestimmt waren, nach Europa gelangen und hier die Preise senken“.
Trump contra EU: Von der Leyen droht trotz Verhandlungen mit Gegenmaßnahmen wegen US-Zöllen
Trump hatte für die EU und damit für Deutschland an seinem selbsternannten Liberation Day 20 Prozent an zusätzlichen Zöllen verkündet, diese wenige Tage später aber für 90 Tage ausgesetzt. Damit bescherte er den Börsenkursen, die einen Sinkflug hingelegt hatten, wieder etwas Aufwind.
Donald Trumps Strafzölle: Diese Produkte aus Deutschland werden jetzt teurer
Aktuell gelten jedoch noch Zölle von 25 Prozent auf Stahl, Aluminium und Autos. Auch die EU legte ihre bereits angekündigten Gegenzölle auf bestimmte in Europa beliebte US-Produkte wie Jeans oder Motorräder – eine aus der ersten Trump-Amtszeit bekannte Maßnahme – für 90 Tage auf Eis. Diese hätten zwischen zehn und 25 Prozent liegen sollen.
„Wir wollen Verhandlungen eine Chance geben“, twitterte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kurz nach dem Rückzieher, stellte aber auch klar: „Sollten die Verhandlungen nicht zufriedenstellend verlaufen, werden unsere Gegenmaßnahmen greifen.“ Die entsprechenden Vorbereitungen würden weiterhin laufen.
Deutsche Mittelständler in die USA? Von Zöllen betroffene Branchen sehen Trumps Land als Zielregion
Der neuen Umfrage zufolge stuft rund ein Fünftel der Mittelständler die USA trotz Trumps Zollpolitik auch für die Zukunft als strategische Zielregion ein. Damit liege das Interesse auf etwa dem Niveau wie in Trumps erster Amtszeit und während Joe Bidens Präsidentschaft. Größer fiel es nur im allerersten Präsidentschaftsjahr des aktuellen Staatsoberhaupts aus, wobei dies auch noch mit den Erfahrungen von dessen damaligem Vorgänger Barack Obama zusammenhängen könnte.
Gesteigertes Interesse zeigt sich bei Unternehmen der Metallwirtschaft, der Autoherstellung und des Maschinenbaus. Unter ihnen stieg der Anteil, der die USA als strategische Zielregion wahrnimmt, demnach von 40 auf 46 Prozent. Zugleich hegen diese Branchen besonders große Sorgen hinsichtlich wirtschaftlicher Nachteile durch die Trump-Zölle.
Ökonom Niegsch schließt nicht aus, dass mittelständische Unternehmen aus Deutschland wegen der drohenden Abgaben auf Lieferungen in die USA darüber nachdenken, künftig in den USA zu fertigen – so wie es sich Trump nach eigenen Angaben grundsätzlich ausmalt. Auch unter den Handelsunternehmen stieg der Anteil derer, die die Vereinigten Staaten als strategische Zielregion ins Auge fassen. Zwar auf deutlich niedrigerem Niveau, dafür aber deutlich, von elf auf 16 Prozent.
Die Umfrage fand bereits zwischen dem 6. und 26. März statt. Damals war noch offen, wie hoch Trumps Zusatzzölle auf Güter aus der EU ausfallen würden. Die Forderung von 25 Prozent auf Automobilprodukte stand allerdings schon im Raum, auf Stahl und Aluminium werden bereits seit dem 12. März ebenfalls 25 Prozent Zölle erhoben. (mg)