Drohen bald Zollerhöhungen?
Trump gegen Europa: Nach der US-Wahl bangen deutsche Autoproduzenten
Die deutsche Fahrzeugindustrie befindet sich in einer Misere. Der erneut gewählte US-Präsident Donald Trump lässt einen Handelskrieg befürchten, der die Situation weiter zuspitzen könnte. Wie wird Europa reagieren?
Frankfurt – Nachdem die Aktienkurse von Volkswagen, Porsche, Mercedes und BMW nach den Wahlergebnissen bereits massive Verluste verzeichneten, droht der Branche ein weiterer Belastungstest. Trump könnte mit seiner Wirtschaftspolitik und geplanten Strafzöllen den deutschen Autobauern erheblich zusetzen, insbesondere durch Druck auf Produktionsstandorte außerhalb der USA. Experten warnen vor drastischen Folgen für die Exportwirtschaft – wie wird Europa auf diese Bedrohung reagieren?
Strafzölle für Produktion im Ausland: Trump plant Druckmittel
Vor seiner Wiederwahl setzte Donald Trump klare Prioritäten, um die USA für deutsche Autobauer attraktiver zu machen. Auf einer Wahlkampfveranstaltung im hart umkämpften Bundesstaat Georgia erklärte Trump: „Ich will, dass deutsche Autokonzerne zu amerikanischen Autokonzernen werden. Ich will, dass sie ihre Fabriken hier bauen.“
Laut einem Bericht der Tagesschau will Trump deutschen Unternehmen den Standort USA durch Anreize schmackhaft machen. So sollen sie in Sonderwirtschaftszonen von extrem niedrigen Steuern, günstigen Energiekosten, minimaler Regulierungsbelastung und dem freien Zugang zum „besten und größten Markt der Welt“ profitieren können – jedoch unter der Bedingung, dass sie in den USA produzieren und amerikanische Arbeitskräfte beschäftigen. Unternehmen, die sich für eine Produktion außerhalb der USA entscheiden, müssten hingegen mit hohen Einfuhrzöllen rechnen.
Trump-Zölle hätten massive Auswirkungen auf die deutsche Exportwirtschaft
Die geplanten US-Zölle könnten drastische Folgen haben. Donald Trump kündigte an, sämtliche Importe mit einem 20-prozentigen Zoll zu belegen, während Einfuhren aus China mit bis zu 60 Prozent besteuert werden sollen. Eine aktuelle Analyse des ifo-Instituts warnt, dass die deutsche Wirtschaft dadurch Umsatzeinbußen von bis zu 33 Milliarden Euro erleiden könnte.
„Wir müssen uns darauf einstellen, dass die USA sich weiter von einer offenen, globalen Zusammenarbeit entfernen“, sagt Lisandra Flach, Leiterin des ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, gegenüber der Bild.
Trump droht mit massiven Strafzöllen auf Autos aus Mexiko
Besonders drastische Töne schlug Trump in einem Interview mit dem US-Sender Fox News an, in dem er Zölle von „200 oder 500 Prozent“ auf in Mexiko produzierte Autos ankündigte. „Ich werde eine Zahl festlegen, bei der sie kein einziges Auto verkaufen können“, so Trump. Betroffen von diesen Maßnahmen könnte unter anderem Volkswagen sein, da der deutsche Konzern auch in Puebla, Mexiko, produziert.
Nach dem Sieg Donald Trumps bei der US-Wahl beraten die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union an diesem Freitag (8. November) über die wirtschaftliche Zukunft des Kontinents. Konkret geht es dabei darum, wie die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen vor allem gegenüber Konkurrenz aus China und den USA gestärkt werden kann.
Die Aussicht auf Trump als neuen US-Präsidenten verstärkt die Dringlichkeit der Debatte von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seinen Amtskolleginnen und -kollegen in Budapest.
Wirtschaftliche Folgen für Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz
Besonders hart könnte es für die deutsche Autoindustrie und ihre Zulieferer werden. Für Hersteller wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz sind die USA zusammen mit China der wichtigste Absatzmarkt außerhalb der EU. Sonderzölle hätten voraussichtlich erhebliche negative Auswirkungen. Grundlage für die Debatte ist eine Analyse des früheren Chefs der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi. Mit Material der dpa.
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