„Tödliches Eskalationsspiel“
„Alles lahmgelegt“: Trumps Riesen-Weinzölle treffen Italien besonders hart – Wein-Präsident hofft auf „Pakt“
Donald Trumps Zölle treffen auch Italien. Giorgia Meloni bremst bei EU-Gegenmaßnahmen. Ein Weinbauer erklärt schon jetzt die dramatischen Folgen.
Rom – Vom „größten Angriff auf den Freihandel seit dem Zweiten Weltkrieg“, sprach Ifo-Präsident Clemens Fuest mit Blick auf die von Donald Trump verhängten Zölle. In Italien gab man sich vor dem Stichtag gelassen. „Wir haben keine Angst“ hatte Italiens Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida mit Blick auf die angekündigten Wein-Zölle der USA zu Protokoll gegeben. Und auch nach der Trump-Verkündung sprach Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni davon, dass es „keine Katastrophe“ sei. Doch kann Italien die Trump-Zölle wirklich einfach so akzelzuckend hinnehmen?
Trump-Zölle treffen auch Italien: Meloni bremst EU
Insgesamt sind die USA auch für Italien ein enorm wichtiger Handelspartner. Italien exportiert allein Lebensmittel- und Agrar-Produkte im Wert von 1,6 Milliarden Euro in die USA. Hinzu kommt Wein im Wert von zwei Milliarden Euro. Das sagte Alessandro Apollito vom wichtigsten italienischen Bauernverband Coldiretti gegenüber der britischen BBC.
Meloni gilt unterdessen als möglicher Brückenbauer zwischen EU und Trump. Sie war etwa als einzige zu Trumps Amtseinführung eingeladen. Dementsprechend bremste Italiens Ministerpräsidentin in den letzten Tagen mögliche Rache-Gedanken der EU. Im italienischen Fernsehen sagte sie, dass sie gegen Gegenzölle sei, da diese dem heimischen Handel noch mehr Schaden zufügen würden. Dennoch hat auch Meloni nach der Verkündung der Trump-Zölle einen Krisengipfel mit ihren Ministern und Wirtschaftsführern einberufen.
Italien von Trump-Zöllen hart getroffen: Weinbauer gibt Einblick
Nach außen spielt Italien also den Coolen. Doch wie hart allein die Option der Trump-Zölle die Schlüssel-Industrie Wein in Italien bereits getroffen hatte, zeigen Aussagen eines Weinbauern aus der Toskana.
„Wir haben den Export seit fast zwei Wochen gestoppt. Alles ist lahmgelegt, weil die Kunden keine Bestellungen aufgeben und die Importeure nichts importieren“, zitiert Skai Griechenland Stefano Leone von Marchesi Antinori. Dabei handelt es sich um ein Weingut in der Toskana mit mehr als sechs Jahrhunderten Geschichte. 12 bis 13 Prozent des Gesamtumsatzes würden Exporte in die USA ausmachen, führt er weiter aus. Jetzt warte man darauf, welche Entscheidungen getroffen würden. Besonders etwaige Gegenmaßnahmen der EU wolle man abwarten. „Wir hoffen, dass das Land in Verhandlungen eintreten wird, die zu einem konkreten Ergebnis führen“, so Leone, der damit auf Linie mit dem Meloni-Ansatz ist.
Trump-Zölle treffen Italien: Wein-Präsident warnt vor „tödlichem Spiel“ – und hat eine große Hoffnung
Die Trump-Zölle von 20 Prozent auf importierten Wein könnten Italien jährlich 323 Millionen Euro kosten. Diese Rechnung stellte die italienische Weinunion laut dem Online-Portal des Fernsehsenders Mediaset an. UIV-Präsident Lamberto Frescobaldi hat einen heiklen Plan für seine Branche. Er will einen „Pakt“ zwischen italienischen Unternehmern und US-Handelspartnern, die demnach mehr von dem Wein profitieren als die Hersteller. Er will, dass man die Mehrkosten teilt und die Zölle so nicht auf die Verbraucher abgewälzt werden.
Dabei sieht der UIV-Präsident Italien durch die Trump-Zölle anfälliger als etwa Spanien und Frankreich. Das liege an zwei Faktoren: Einerseits bringe Italien mit 24 Prozent den größten Anteil von Export-Wein in die USA (Frankreich: 20 Prozent, Spanien: 11 Prozent). Andererseits seien die Produkte aus Italien an sich bei Preisschwankungen anfälliger. So setze Frankreich etwa bei Champagner auf das Luxussegment. Italiens Export-Wein liegt dagegen mehr im „populären“ Mittelsegment. Hier weichen Kunden demnach bei Preissteigerungen schneller auf andere Produkte aus.
Der Wein-Präsident fürchtet nun aber vor allem die EU-Gegenmaßnahmen und warnt vor einem „wahrhaft tödlichem Eskalationsspiel“. Er hofft auf einen Vorschlag von Italiens Außenminister Tajani: Dieser will alkoholische Getränke wie Wein von etwaigen Handelsstreitigkeiten ausschließen lassen. Ob dies gelingt, ist allerdings offen. (rjs)
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