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Energiewende

Probleme der Solar-Branche: Auch Aufsteiger Enpal und 1Komma5° betroffen

Im Zuge der Energiewende haben sich neue Geschäftsmodelle entwickelt, die kleine Unternehmen sehr schnell wachsen ließen. Zwei Beispiele dafür sind 1KOMMA5° und Enpal. Allerdings gehen die aktuellen Probleme der Solarbranche nicht spurlos an ihnen vorbei.

Berlin – Es geht um Milliarden. Wer die Welle der erneuerbaren Energien geschickt nutzt, macht sehr schnell sehr viel Geld. Enpal, ein Berliner Unternehmen, das vorrangig Solaranlagen vermietet, hat seinen Umsatz im Jahr 2023 auf 900 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Beim Konkurrenzunternehmen 1KOMMA5° sieht es ähnlich aus. Allerdings befindet sich die europäische Solarbranche unter massivem Druck. Jüngst kam zum Konflikt zwischen Start-ups und Branchenverband.

Umsatz von Enpal im Jahr 2023Etwa 900 Millionen Euro
Neukunden des Unternehmens 2023Rund 30.000
Gründungsjahr Enpal2017

Enpal und der Kampf gegen den Klimawandel

Wie Mario Kohle, Geschäftsführer von Enpal, selbst angibt, geht es darum, das Klima zu retten und den Klimawandel zu stoppen. 2017 startete das Unternehmen mit Solaranlagen, später nahm es Speicher und Ladestellen für Elektroautos mit in sein Repertoire auf. Heutzutage verkauft Enpal eine größere Bandbreite verschiedener Produkte rund um das Themenfeld grüne Energie.

Für das Jahr 2023 hatte das Start-up einen „Rekordumsatz“ von etwa 900 Millionen Euro zu verbuchen. Ein Jahr vorher waren es noch 415 Millionen Euro gewesen. „Mit über 30.000 neuen Kundinnen und Kunden festigt Enpal seine Position als Marktführer für private Solaranlagen in Deutschland“, hieß es in einer Unternehmensmeldung. Entsprechend groß sind die Hoffnungen im Unternehmen.

Von links nach rechts: Wolfgang Gründiger, Franziska Giffey (Bürgermeisterin von Berlin), Benjamin Merle (Chief Product Officer bei Enpal). Enpal steht wegen verschiedener Probleme innerhalb der Solarbranche unter Druck.

Allerdings wachsen derzeit die Zweifel daran, dass Enpal und sein Konkurrent 1KOMMA5° diese Hoffnungen erfüllen können. Laut dem Manager Magazin kommen hin und wieder „zweifelhafte Methoden“ zum Einsatz, wenn zum Beispiel Enpal hinter einer Bewertungs-Website steht, die in Farben der Bundesregierung designt ist, oder Werbebotschaften in einer Abmahnung enden. Außerdem sei die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle nicht bewiesen.

Solarhersteller warnen vor China – und fordern ein Eingreifen der Politik

Hinzu kommt die verschärfte Marktlage im Solarsektor. Für viele Solarunternehmen sei die Energiekrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine das „New Normal“. Hinzu kommt die chinesische Übermacht, was den Verkauf von Solarmodulen angeht. Weil das Reich der Mitte massiv Solarmodule zu viel zu niedrigen Preisen in den europäischen Markt fließen lässt, steht die gesamte Branche unter Druck. Drohende Sanktionen gegen die Lieferanten erschweren die Lage. Erste Insolvenzen und Notverkäufe sind die Antwort. Modulproduzenten wie Meyer Burger, Solarwatt und Heckert Solar haben bereits Alarm geschlagen und verlangen ein Eingreifen der Politik.

Enpal hat dabei zwei größere Probleme. Erstens machen die gestiegenen Zinsen die Vorfinanzierung der Solaranlagen, die das Unternehmen verkauft und vermietet, teurer, zweitens bezieht das Unternehmen einen Großteil seiner Produkte aus China. Zölle auf chinesische Produkte würden direkt die Gewinne des Berliner Start-ups angreifen – wobei es selbst angibt, bei Bedarf schnell umschalten zu können. Ein Enpal-Sprecher betonte, dass diese Abhängigkeit ebenfalls ein branchenweites Problem sei.

Austritt aus Solarverband – 1KOMMA5° fordert weniger statt mehr Subventionen

Wie ernst dieses Problem innerhalb der deutschen Solarbranche ist, zeigte kürzlich der Austritt von 1KOMMA5° aus dem Branchenverband BSW Solarenergie. „Das Unternehmen distanziert sich dadurch von der Linie des BSW mit Blick auf die Forderungen nach neuen, aggressiven Subventionen – insbesondere die Forderung nach einem sogenannten „Produktionsbonus“ für ausgewählte Hersteller im Privatkundensegment“, teilte 1KOMMA5° mit. Derlei Subventionen würden nur einzelnen Firmen „kurzfristig“ helfen, aber der nachhaltige Aufbau einer Solarmodulindustrie würde gebremst werden – es könnten gar Monopole einzelner Hersteller entstehen. Schon auf EU-Ebene gebe es eine Absage gegen solche Subventionen.

Der Hintergrund war ein Aufruf des Bundesverbands an den Bundestag gewesen. Im Dezember hatte BSW appelliert, ein klares Signal an die deutsche Solarindustrie zu senden, „dass die Einrichtung und der Ausbau von Solarfabriken in Deutschland für die Dauer ihres Aufbaus finanziell unterstützt werden“. Andernfalls drohe der Abbau von Arbeitsplätzen. „Wer jetzt einen längeren Boxenstopp einlegt, ist raus aus dem Rennen“, erklärte der Hauptgeschäftsführer von BSW-Solar, Carsten Körnig.

Resilienz-Ausschreibungen sollen Wettbewerb in Solarbranche stärken

Statt eines Resilienzbonus für Endkunden fordern 1KOMMA5°, Enpal und weitere Solarunternehmen die Einführung von sogenannten Resilienz-Ausschreibungen. Diese würden einen „einfachen Hebel“ bieten, um gezielt größere Dachanlagen zu fördern. Dies stärke den Wettbewerb und trage dem Kostenanstieg Rechnung.

Auf IPPEN-Anfrage, wie genau diese Ausschreibungen ausgestaltet sein sollen, verwies ein Enpal-Sprecher auf den europäischen Net-Zero-Industry Act. Dieser umfasst ein Bündel von Maßnahmen und sieht unter anderem eine breitere Aufstellung der Branche für nachhaltige Energien vor. Zum Beispiel will er erreichen, dass bei der Vergabe öffentlicher Aufträge und bei Auktionen Nachhaltigkeits- und Resilienzkriterien stärkere Beachtung finden. Am 6. Februar haben der Rat der Europäischen Union und das Europäische Parlament eine politische Einigung über den NZIA erreicht, müssen ihn aber noch verabschieden.

Am Ende braucht aber auch eine solche Maßnahme Zeit, um überhaupt in Kraft zu treten. Bis dahin, so schreibt es Enpal, herrscht am Wirtschaftsstandort Deutschland eine hohe Planungsunsicherheit. Das Unternehmen erwägt, die „Internationalisierung des eigenen Geschäfts deutlich zu beschleunigen“. Investitionen in den Zubau aus erneuerbaren Energien in Deutschland wolle das Start-up zurückschrauben. Damit würde sich Enpal in die Riege anderer deutscher Unternehmen einreihen, die der Bundesrepublik derzeit den Rücken kehren, darunter Bosch und Miele.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Political-Moments

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