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„Stilles Sterben“ in Deutschland

Sigmar Gabriel zur Autoindustrie in Deutschland: „Ruinieren Säule unserer Volkswirtschaft mutwillig“

Sigmar Gabriel äußert heftige Kritik an der Abschaffung von Verbrennungsmotoren und zeichnet eine düstere Zukunft für die deutsche Autoindustrie, die „mutwillig“ zerstört wird.

Berlin – Der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) kritisiert das Verbrenner-Verbot der EU scharf. Er bemängelt auch das Vorgehen der Bundesregierung: Kein anderes Land der Welt würde „eine der wichtigsten Säulen“ der Volkswirtschaft und des Wohlstands „mutwillig“ ruinieren. Gabriel malt ein düsteres Bild für Deutschlands Automobilindustrie, die Krise sei jedoch absehbar gewesen.

Ex-Außenminister Sigmar Gabriel: Bundesregierung tut nicht ausreichend – „stilles Sterben“ in Deutschland

Sigmar Gabriel ist seit 2019 Vorsitzender der Atlantik-Brücke. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister, Bundesumweltminister und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland kritisierte nun in einem Gespräch mit dem Handelsblatt den aus seiner Sicht zu schnellen Wechsel zur Elektromobilität – und die Bundesregierung im Allgemeinen. Erst kürzlich ist er als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stahltochter von Thyssenkrupp zurückgetreten.

Die Bundesregierung tue nicht ausreichend, um die ökonomische Kraft Deutschlands sicherzustellen. „Auch der Klimaschutz wird am Ende scheitern, wenn wir vorher durch teure Energie, marode Infrastruktur, unzureichende Digitalisierung, überbordende Bürokratie, zu geringes Wachstumskapital und ein immer schlechter werdendes Bildungssystem unsere Innovationsfähigkeit und unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verlieren“, warnt Gabriel.

Automobilindustrie in der Krise: „Ruinieren Säule unserer Volkswirtschaft mutwillig“

Die Automobilindustrie hat es in Deutschland momentan nicht leicht. Die Nachrichten werden dominiert von Stellenabbau, Insolvenzen und Werkschließungen – Autokonzerne wie Zulieferer befinden sich im Krisenmodus. Gabriel zufolge ist der Stellenabbau zigtausender Mitarbeiter in Deutschland „absehbar“ gewesen.

So sieht sich etwa der Autokonzern VW gezwungen, trotz Rekordumsätzen von 322 Milliarden Euro im Jahr 2023, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Im Raum stehen Sparpläne, Werksschließungen und der Abbau von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen. Das betrifft allerdings nicht nur Volkswagen, sondern auch viele Zulieferer. Galt die Autobranche in Deutschland noch bis vor wenigen Jahren als krisensicher, steht sie nun vor einem Trümmerhaufen. Auch immer mehr große Zulieferer schlittern in die Insolvenz, Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.

Große Automobilkonzerne wie VW hätten laut Gabriel schon viele Krisen in der Vergangenheit bewältigt – „ich sorge mich viel mehr um viele Zulieferer. Das ist ein stilles Sterben“, so Gabriel. „Wo bleibt der Aufschrei?“ Er verstehe nicht, wieso man in Deutschland eine der wichtigsten Säulen der Volkswirtschaft und des Wohlstands so derartig mutwillig ruiniere. „Kein anderes Land der Welt würde so etwas tun.“

Laut Gabriel muss sich ein Dieselauto vor einem E-Auto-Vergleich nicht verstecken

Ab 2035 sollen in der EU nur noch Neuwagen zugelassen werden, die emissionsfrei sind. Autos mit Diesel- oder Benzinmotor, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, sollen dann verboten sein. Dieser Beschluss wurde im März 2023 von der EU gefasst. Eine Ausnahme könnten Fahrzeuge mit synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, bilden. Bis 2026 soll feststehen, ob Verbrenner, die mit E-Fuels betrieben werden, weiterhin zugelassen werden.

Das Verbrenner-Aus sei laut Sigmar Gabriel jedoch umso fragwürdiger, als dass „ein neuer Diesel den Vergleich mit den Umweltbelastungen eines batteriebetriebenen Fahrzeugs über die gesamte Lebenszeit des Wagens nicht scheuen muss.“ Klar sei jedoch bereits heute, dass Elektroautos auf viele der Komponenten verzichten, die Zulieferer der Automobilindustrie heute noch produzieren, wie etwa Getriebe und andere Bauteile – „abseits der Frage, ob wir eigentlich die ausreichende Infrastruktur für die Elektromobilität haben.“

Rubriklistenbild: © Wolfgang Kumm/dpa

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